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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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heranbrandete, fiel der sandige Boden steil ab. Sarah versuchte ihr Glück an der eisernen Pforte, die jedoch weder Knauf noch Klinke besaß und von innen verriegelt war.
    »Verdammt!«, schrie Sarah und hämmerte mit ihren blutigen Fäusten verzweifelt dagegen – wenn es du Gard und ihr nicht gelang, die Bucht zu verlassen, ehe sie von der Flut überspült wurde, würden sie ihren Tod nur ein wenig hinausgezögert haben. Die Klippen ringsum standen senkrecht und unbezwingbar wie die Mauern eines Gefängnisses, und aufs offene Meer hinauszuschwimmen bedeutete das sichere Verderben …
    »Chérie!«, rief du Gard plötzlich, der sich auf der Seeseite umgesehen hatte. »Komm hierher! Hier ist ein Boot …«
    Sarah traute ihren Ohren nicht. Am ganzen Körper zitternd und der Erschöpfung nahe, stürzte sie durch den Sand zur anderen Seite der Bucht. Du Gard hatte recht. An einem metallenen Pflock, der in den Fels gerammt war, lag ein kleiner Nachen vertäut, der in den Wogen heftig schaukelte.
    Schon hatte du Gard den Fels erklommen und löste die Leine. Sarah stieg bis zu den Knien in die eisige Flut und nahm das Boot in Empfang, sprang kurzerhand hinein, während du Gard es bereits vom Ufer abstieß. Ein wenig unbeholfen wollte er über das Heck einsteigen, worauf Sarah ihn beherzt packte und an Bord zog. Rasch griffen sie nach den Paddeln, die auf dem Boden des Nachens lagen, und stießen sich vom Ufer ab.
    Es gab einen harten Stoß, als das kleine Boot frontal auf eine Welle traf, die am Bug zerschellte und als weiße Gischt auf die Insassen herabregnete. Der Nachen stellte sich so steil auf, dass Sarah fürchtete, er würde kentern – aber schon im nächsten Moment hatte das Boot die Welle hinter sich gelassen und dümpelte weiter auf die offene See. Eilig legten Sarah und du Gard die Paddel in die Pinnen und ruderten um ihr Leben. Mit aller Kraft, die ihnen noch geblieben war, legte sie sich in die Riemen. Dabei galt es nicht nur, sich vor neuen Brechern in Acht zu nehmen, sondern auch davor, von der Strömung erfasst und gegen die Uferfelsen geschmettert zu werden, die die Bucht säumten.
    »Weiter!«, rief Sarah ihrem Begleiter zu, der ganze Kanonaden wüster französischer Verwünschungen in die Nacht hinausschickte. »Nicht nachlassen, weiterrudern …!«
    Sie selbst hatte das Gefühl, als wollten ihre Glieder von ihr abfallen. Gleichzeitig fror sie erbärmlich, während ihr Schweißperlen auf der Stirn standen – oder war es nur die Gischt, die auf sie niederprasselte, während der Nachen durch immer neue Wellen schnitt?
    Die Strapazen der Gefangenschaft und die Nachwirkungen des Äthers sorgten dafür, dass die Kräfte der Flüchtlinge bald aufgezehrt waren. Aber mit dem Mut der Verzweiflung und angetrieben von eisernem Überlebenswillen, gelang es ihnen, den Kampf gegen die Brandung für sich zu entscheiden. Je weiter sie sich vom Ufer entfernten, desto ruhiger wurde die See, und endlich konnten Sarah und du Gard die Riemen loslassen und sich eine Pause gönnen.
    Keuchend vor Erschöpfung, holten sie die Paddel ein und sanken ins Innere des Bootes. Das Ufer erhob sich in einiger Entfernung als scharf gezacktes Band, das sich mit der Dünung auf und ab zu bewegen schien. In Wahrheit war es freilich der Nachen, der wie ein Korken auf dem Wasser schwamm und sich im Rhythmus des Meeres wog – so sehr, dass es du Gard auf die Verdauung schlug.
    In seinem Magen befand sich nicht allzu viel, dessen er sich entledigen konnte – so begnügte er sich damit, sich nach der See zu drehen, würgende Geräusche von sich zu geben und mehr tot als lebendig auszusehen.
    »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Sarah, die infolge ihrer Erschöpfung kaum fähig war, sich zu bewegen.
    »Mais oui«, drang es leicht indigniert zurück. »Ich habe mir gerade die Seele aus dem Leib gekotzt, aber ich fühle mich wunderbar.«
    »Es hätte schlimmer kommen können«, gab Sarah zu bedenken. »Wir könnten auch längst ertrunken sein.«
    »Chérie, was nicht ist, kann noch werden. Immerhin treiben wir mutterseelenallein auf offener See, und dabei wissen wir noch nicht einmal mit Bestimmtheit, wo wir uns befinden. Entkommen sind wir fürs Erste, aber wohin sollen wir?«
    »Wir werden hier draußen bleiben, bis der Morgen dämmert«, verkündete Sarah. »Bei Tagesanbruch werden wir ans Ufer zurückrudern und versuchen, die nächste Siedlung zu erreichen.«
    »Bei Tagesanbruch?« Du Gard blickte skeptisch zum nächtlichen Himmel. »Das

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