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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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verlieren?«
    »Ganz abgesehen von den Piraten«, fügte Hulot hinzu.
    »Pi-Piraten?« Die Augen hinter der beschlagenen Nickelbrille zwinkerten.
    »Ganz recht«, pflichtete Sarah bei. »Algerische Seeräuber, die vor der afrikanischen Mittelmeerküste kreuzen und für die jedes wehrlose Schiff eine willkommene Beute ist. Die Männer pflegen sie an Ort und Stelle zu massakrieren und ihre Überreste ins Meer zu werfen, die Frauen auf dem Sklavenmarkt zu verkaufen. Entspricht das eher Ihren Vorstellungen von einer sicheren Überfahrt?«
    Hingis starrte einen nach dem anderen aus großen Augen an, woraufhin einmal mehr kleine Schweißperlen auf seine Oberlippe traten. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, stürzte aus der Zentrale und verschwand durch das kreisrunde Schott in Richtung Bug.
    »Schön, dass wir das geklärt haben«, kommentierte Kapitän Hulot trocken. »Monsieur Caleb – anblasen und auf Periskoptiefe gehen. Kurs aufs offene Meer.«
    »Verstanden, Monsieur le Capitaine.«
    »Wenn Sie mir bitte folgen möchten, Lady Kincaid – und Sie natürlich auch, Monsieur du Gard. Mit Ihrer Erlaubnis, werde ich Ihnen zunächst Ihre Quartiere zeigen. Ihr Gepäck erwartet Sie dort bereits – nach dieser feuchten Begrüßung werden Sie sich sicher umziehen wollen.«
    »Das ist sehr freundlich.« Sarah nickte dankbar.
    »Kein Problem.« Der Kapitän, der so ganz und gar nicht dem Bild des menschenscheuen Eigenbrötlers entsprach, das sich Sarah gemacht hatte, lächelte. »Danach würde ich Sie gerne in der Offiziersmesse zum Abendessen begrüßen. Und da Jules mir versichert hat, dass Sie beide in der hohen Kunst der Verschwiegenheit bewandert sind …«
    »Das sind wir«, versicherte Sarah schnell.
    »… wird es mir anschließend ein Vergnügen sein, Sie an Bord herumzuführen und Ihnen alles zu zeigen. Sicher brennen Sie darauf, das Submarin zu besichtigen.«
    »Nun, wenn es sich einrichten lässt …«
    »Ich werde Ihnen alles zeigen bis auf den Maschinenraum, dessen Innereien nur den Maschinisten und mich selbst etwas angehen – ganz abgesehen davon, dass Sie die Technik dort wahrscheinlich nicht verstehen würden.«
    »Zugegeben«, räumte Sarah ein.
    »Genießen Sie die Fahrt«, empfahl Hulot, »Sie brauchen sich um nichts zu sorgen. Trotz der Geräusche, die Sie hören und die Ihnen ungewohnt und vielleicht auch ein wenig bedrohlich erscheinen werden, darf ich Ihnen versichern, dass das Submarin ein durch und durch verlässliches Fortbewegungsmittel ist. Ein Gutteil der Reise werden wir an der Oberfläche zurücklegen, da diese Art der Fortbewegung schneller und effizienter ist – sobald die See jedoch unruhig wird und ein Sturm aufzuziehen droht, werden wir uns in die Tiefe verabschieden, wo immerwährende Ruhe und Stille herrschen.«
    »Ich weiß«, erwiderte du Gard gepresst und blickte sich in der von Röhren, Ventilen und Stellrädern beherrschten Enge der Zentrale um, »genau das bereitet mir ein wenig Sorge.«
    »Inwiefern?«, wollte der Kapitän wissen.
    »Die Tiefe birgt auch viele Geheimnisse«, erklärte der Wahrsager mit einer Stimme, die Sarah nicht gefallen wollte, »und ich bin mir nicht sicher, ob wir daran rühren sollten …«

6
    R EISETAGEBUCH S ARAH K INCAID
6. J ULI 1882
    Zwei Tage sind wir nun auf See.
    Wie Kapitän Hulot uns zu Beginn der Reise versichert hat, sind wir den Unwägbarkeiten des Wetters an Bord der ›Astarte‹ tatsächlich nicht ausgesetzt, und selbst während der Fahrt über Wasser scheint mir die ungewöhnliche Konstruktion des Bootes größere Sicherheit zu bieten als jedes andere Schiff.
    Die Quartiere, die man uns zugewiesen hat, befinden sich ganz vorn im Bug und sind einfach, aber funktionell gehalten – sogar an ein Waschbecken und ein Wasserklosett wurde gedacht. Da es nur zwei Passagierkabinen gibt, müssen Maurice du Gard und Friedrich Hingis sich ihr Quartier teilen, worüber beide ungehalten sind und es schon des Öfteren Streit gegeben hat.
    An die Passagierkabinen schließt sich jene des Kapitäns an, die Hectoire Hulot nicht nur als Schlafraum dient, sondern auch als Arbeitszimmer. Auf einem Schreibtisch, der in der Mitte des Raumes von der Decke hängt, entdecke ich Zeichnungen und Pläne von Dingen, die mir nichts sagen und die Hulot uns auch nicht näher erklärt. Seiner zur Schau gestellten Jovialität zum Trotz scheint der Kapitän nicht gerne über sich oder seine Arbeit zu sprechen, sodass ihn trotz seines freundlichen und zuvorkommenden Wesens

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