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Die Flamme von Pharos

Die Flamme von Pharos

Titel: Die Flamme von Pharos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Tag.«
    Sarah widersprach nicht, weil du Gards Tonfall und die Endgültigkeit in seiner Stimme sie erschütterten – tief in ihrem Inneren war sie anderer Meinung. Auch wenn Maurice recht haben mochte und es kein Glück gab, das von langer Dauer war, so wollte sie dennoch danach suchen, genau wie ihr Vater es sein Leben lang getan hatte. Es war die Profession des Archäologen …
    »Was ist aus dir und deiner Mutter geworden, nachdem dein Vater euch verlassen hatte?«, wechselte sie das Thema.
    »Sie war eine starke Frau«, gab du Gard zur Antwort, während er gefühlvoll seine Fingerspitzen über ihrem Nacken kreisen ließ, »sie wusste sich durchzusetzen. Um sich den Lebensunterhalt zu verdienen, tat sie wieder das, was sie getan hatte, ehe sie meinem Vater begegnet war.«
    »Nämlich?«, wollte Sarah wissen.
    »Sie legte die Karten des Tarot und weissagte zahlungswilligen Kunden die Zukunft.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Allerdings. Meine Mutter war keine gewöhnliche Frau, Sarah. Sie war in Künsten bewandert, die andere Menschen für abnorm und gefährlich halten und die in New Orléans gepflegt werden, seit die schwarzen Sklaven sie in die Neue Welt brachten.«
    »Einen Augenblick.« Sarah hob den Kopf, sodass du Gard die Massage unterbrechen musste. »Sprichst du von Zauberei? Von schwarzer Magie und Voodoo-Künsten?«
    »Die Macht des Voodoo kann sowohl zum Guten als auch zum Schlechten eingesetzt werden«, belehrte sie du Gard, »für das Licht oder die Finsternis. Mit allem anderen jedoch hast du recht. Meine Mutter war eine Meisterin des Übersinnlichen. Sie war es, die mich in die Geheimnisse des Tarot einweihte, von ihr habe ich alles gelernt.«
    »So wie ich von meinem Vater«, erwiderte Sarah.
    »Oui - mit dem Unterschied, dass das Vermächtnis meiner Mutter mich verfolgt wie ein Fluch.«
    »Wie meinst du das?«
    Du Gard antwortete nicht sofort. Er beendete die Massage, setzte sich auf und ließ seine nackten Beine aus der Koje baumeln. »Meine Mutter«, berichtete er schließlich in ungewohntem Ernst, »war Zeit ihres Lebens davon überzeugt, dass ich eine besondere Fähigkeit besäße, die tief in mir verborgen sei und nur darauf warte hervorzubrechen.«
    »Und?«, fragte Sarah.
    Du Gard lächelte müde. »Ich habe nahezu mein ganzes bisheriges Leben damit zugebracht, diese besondere Fähigkeit auszumachen. Bislang hatte ich dabei keinen Erfolg, und du kannst mir glauben, dass ich an vielen Orten danach gesucht habe. Schließlich, als ich schon nicht mehr damit rechnete, geschah es.«
    »Was?«
    »Die Vision von deinem Vater. Sie traf mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel, mit einer Klarheit, als würde ich alles tatsächlich vor meinen Augen sehen. In diesem Moment hatte ich zum ersten Mal in meinem Leben den Eindruck zu wissen, wovon meine Mutter gesprochen hatte. Es war, als hätte ich für einen unermesslich kurzen Augenblick die Chance, alle Fragen zu stellen und alle Antworten zu erhalten – dabei kann ich nicht behaupten, auch nur im Ansatz begriffen zu haben, was diese Vision – oder was immer es war – mir offenbart hat.«
    »Ich verstehe«, sagte Sarah und setzte sich auf, schlang von hinten die Arme um du Gards Brust und schmiegte sich an seine sehnige Gestalt. »Aus diesem Grund bist du hier. Um Antworten zu finden, genau wie ich.«
    »C’est ça. Und was ist mit dir?«
    »Was meinst du?«
    »Du hast mir ebenfalls noch nie etwas über deine Herkunft erzählt. Oder darüber, weshalb du dich mit Archäologie befasst.«
    »Weil es da nichts zu berichten gibt«, erwiderte Sarah lakonisch.
    »Wie darf ich das verstehen? Du hast mir von deiner Jugend in London berichtet und von den Reisen mit deinem Vater – aber was ist davor gewesen? Wie hast du deine Kindheit verbracht?«
    Sarah ließ sich mit der Antwort Zeit.
    »Ich weiß es nicht«, eröffnete sie schließlich flüsternd.
    »Quoi?«
    »Ich sagte, ich weiß es nicht«, wiederholte sie ein wenig energischer. »An meine frühe Kindheit kann ich mich nicht erinnern, ebenso wenig wie an das, was damals gewesen ist.«
    »Aber – wie ist das möglich?«
    »Ich war acht Jahre alt«, berichtete Sarah, »als ich von einem rätselhaften Fieber befallen wurde, das mich über Wochen in seinen Klauen hielt und um ein Haar mein Ende gewesen wäre. Mein Vater unternahm jede nur denkbare Anstrengung, um mich zu heilen, und ließ nichts unversucht, um mein Leben zu retten. Tatsächlich ging das Fieber irgendwann zurück, und ich erwachte aus der

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