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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Krasianer kamen als Erste: Frauen und khaffit öffneten ihre Verkaufsstände und Pavillons für den tagtäglichen Handel. Kurz darauf, nachdem die meisten der zurückkehrenden Sharum in ihre Betten gefunden hatten, erschienen die chin , um ihre Geschäfte aufzuschließen, während Kunden, Rizoner wie Krasianer, allmählich die schmalen Gassen verstopften.
    Bald kam ihm alles auf schmerzliche Weise vertraut vor, während sein Unbehagen wuchs. Die übertriebenen, wenn nicht gar hanebüchenen Rufe der Verkäufer, der Lärm und der Gestank von Vieh, vermischt mit den Ausdünstungen der Garküchen und dem Geruch von Fleisch und Gewürzen, die ihm den Mund wässrig machten … Und immer wieder Händler, die alles feilboten, was das Herz begehrte, und obendrein Waren, von deren Existenz man noch gar nichts geahnt hatte.
    Er hatte den Großen Basar von Krasia geliebt, und es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, seit er das letzte Mal durch dieses Labyrinth aus Gassen geschlendert war.
    Aber du bist hier nicht in Krasia, rief er sich in Erinnerung. Und nachdem er das Vertraute wahrgenommen hatte, entdeckte er die Unterschiede. Männer aus Rizon folgten einer Gruppe dal’ting und schleppten deren Einkäufe wie Sklaven. Zwei Frauen, Rizonerinnen, hatten trotz der prallen Sonne ihre Köpfe und Gesichter mit bunten Schleiern verhüllt. Verkäufer priesen ihre Waren in ihrer jeweiligen Muttersprache an, aber auch in gebrochenem Thesanisch oder Krasianisch, und die Kunden taten dasselbe. Es bildete sich bereits ein Kauderwelsch heraus, in dem sich Worte aus beiden Sprachen vermischten, ähnlich wie bei der Handelssprache, mit der die Kuriere aus dem Norden sich verständigt hatten, wenn sie den Wüstenspeer aufsuchten. Arlen begriff sie instinktiv.
    Ein dama stolzierte gemächlich vorbei und beobachtete das Treiben. Von seinem Gürtel hing griffbereit ein Alagaischwanz. Verkäufer wie auch Käufer schielten nervös zu ihm hin und gingen ihm nach Möglichkeit aus dem Weg. Aber Arlen trug die schwarze Sharum -Kluft, nickte nur knapp, und der dama erwiderte beiläufig den Gruß, ehe er seine Inspektion wiederaufnahm. Arlen zweifelte nicht daran, dass er die Peitsche bald benutzen würde, und sei es nur zur Warnung.
    So sollte es nicht sein.

    Abban musste nicht hochblicken, als der dal’Sharum sein Schreibzimmer betrat. Lediglich einer seiner Männer trug Schwarz, und Abban musste nur auf die Fußknöchel schauen, um zu wissen, wann sein Exerziermeister seine Schwelle verdunkelte – etwas, das im Basar noch niemals vorgekommen war. Qeran verabscheute diesen Ort.
    »Ich habe dich nicht hierherbestellt, Krieger«, sagte er, tunkte seine Schreibfeder aus Elektron in das Tintenfässchen und fuhr fort, etwas in sein Hauptbuch zu schreiben.
    Der Sharum erwiderte nichts, sondern zog die Tür hinter sich zu. Abban sah die Füße seiner beiden kha’Sharum -Wächter, die hinter dem Rücken des Besuchers auftauchten. Völlig lautlos huschten sie über den weichen Teppich, einer trug eine kurze Metallkeule in der Hand, der andere hielt die Griffe einer Garrotte. Als sie zum Angriff übergingen, geruhte Abban endlich, den Blick zu heben. Er sah es gern, wenn seine Investitionen sich bezahlt machten.
    Die Wächter kamen von unterschiedlichen Stämmen, einer war ein Nanji, der andere ein Krevakh. An jedem anderen Ort der Welt hätten die beiden Männer nicht im selben Raum sein können, ohne dass Blut geflossen wäre.
    Aber für Abbans Hundertschaft hatte die Stammeszugehörigkeit ihre Bedeutung verloren. Er, Abban, war ihr Stamm. Manchmal fragte er sich, ob es dreitausend Jahre nach Ahmanns Herrschaft noch einen Haman-Stamm geben würde. Waren nicht auch Nanji und Krevakh einst Männer gewesen, die Kaji dienten?
    Er schnaubte durch die Nase. Haman? Wenn Ahmann tatsächlich der Erlöser war, dann sollte es der Abban-Stamm sein. Das hatte einen schönen Klang.
    Die beiden Männer griffen gleichzeitig an. Der erste zielte mit seiner Keule auf den Oberschenkel des Besuchers, es sollte ein sehr schmerzhafter, überraschender Schlag sein, der ihn jedoch nicht ernsthaft verletzte. Wenn der Sharum sich dann nach vorn beugte, wollte der andere ihm von hinten die Schlinge um den Hals legen und seinem Kameraden die Möglichkeit für einen offenen Angriff verschaffen. Abban hatte diesen Tanz schon mehrmals gesehen und wurde des Schauspiels nie überdrüssig.
    Doch der dal’Sharum machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er reagierte, als hätte er von

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