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Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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ehe er in der Aura seines Freundes lesen konnte. »Bei Nies schwarzem Herzen, du wagst es, zu mir zu kommen, nachdem du dich mit Couzi betrunken hast?«
    Abban sah ihn ermattet an. »Der Par’chin lebt, Ahmann.«
    Die Worte und die Wahrheit, die er dahinter erkannte, verdrängten jeden anderen Gedanken. Jardir schüttelte langsam den Kopf und wandte sich ab, während er die Emotionen, die in ihm aufstiegen, umarmte und von sich abgleiten ließ.
    »Ich hatte so etwas geahnt«, gab er zu. »Als wir vor ein paar Monaten zum ersten Mal von diesem ›Tätowierten Mann‹ erfuhren.«
    Abban nickte. »Wir alle dachten uns unseren Teil.«
    »Aber dann sagte ich mir, das sei unmöglich. Wir ließen ihn sterbend in den Dünen zurück.« Er blickte Abban an. »Wie hat er überlebt? Fand er Schutz in einem der khaffit -Dörfer?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Was spielt es für eine Rolle? Es war inevera .«
    Jardir winkte ab. »Was wollte er?«
    Abban zog eine einfache Rolle aus Pergamentpapier hervor, die mit einer groben Kordel zusammengebunden war. »Er bat mich, dir dies hier zu geben.«
    Jardir nahm die Rolle, streifte die Schnur ab und überflog die Mitteilung:
    Sei gegrüßt,
Ahmann asu Hoshkamin am’Jardir am’Kaji!
    Hiermit bezeuge ich vor Everam, dass du, mein ajin’pal, einen Treuebruch begingst, als du mich in der Nacht, in der alle Männer Brüder sind, auf dem geweihten Boden des Labyrinths bestohlen hast.
    In Übereinstimmung mit dem Evejanischen Gesetz fordere ich dich auf, mir im Domin Sharum zu begegnen, eine Stunde vor der Abenddämmerung während der Herbsttagundnachtgleiche, wenn Everam und Nie sich im Gleichgewicht befinden.
    Mir, dem Geschädigten, steht es zu, den Ort des Treffens zu wählen. Eine Woche vorher erhältst du die Nachricht, wo die Begegnung stattfinden wird. Du darfst als Erster eintreffen und dich davon überzeugen, dass es kein Hinterhalt ist. Jeder von uns bringt sieben Zeugen mit, nicht mehr und nicht weniger, zu Ehren der sieben Säulen des Himmels. Wir werden unseren Streit wie Männer beilegen und Everam über uns richten lassen.
    Andernfalls würden unsere Männer auf dem Schlachtfeld gegeneinander kämpfen und am Tage rotes Blut vergießen, anstatt schwarzes Dämonenblut bei Nacht. Ich hoffe, du siehst ein, dass dies kein ehrenvoller Weg ist.
    Ich erwarte deine Antwort,
    Arlen asu Jeph am’Ballen am’Bach, im Jahre unseres Schöpfers 333 NR
    Jardir schüttelte den Kopf. Domin Sharum . Wörtlich hieß das »Zwei Krieger« und bezog sich auf ein Urteil durch Zweikampf, wie er im Evejah empfohlen wurde gemäß den Regeln, denen Kaji und sein verräterischer Halbbruder zustimmten, bevor sie auf Leben und Tod miteinander kämpften.
    »Herbsttagundnachtgleiche«, sagte Abban. »Auf den Tag genau einen Monat vor unserem geplanten Einmarsch in Lakton. Als ob er Bescheid wüsste.«
    Jardir lächelte müde. »Mein ajin’pal ist kein Dummkopf und kennt sich mit unseren Gebräuchen sehr gut aus. Aber obwohl er von Everam und dem Himmel spricht, glaubt er in seinem Herzen nicht daran.« Er schüttelte den Kopf. »Er nennt sich den ›Geschädigten‹. Als sei es ein gewöhnlicher Diebstahl gewesen, ihm das abzunehmen, was er aus dem Grab meines Vorfahren geraubt hatte.«
    Diese Frage quälte ihn seit Jahren. »War es vielleicht doch ein gewöhnlicher Diebstahl?«
    Abban zuckte mit den Schultern. »Wer kann das schon sagen? Ich bin oft übler mit Menschen umgesprungen, habe sogar den Par’chin belogen, als es für mich von Vorteil war. Und trotz allem hatte ich ihn sehr gern. Er war durch und durch anständig. In seiner Gesellschaft fühlte ich mich …«
    »Wie hast du dich gefühlt?«, hakte Jardir nach. Sie beide hatten den Mann gut gekannt, wenn auch in unterschiedlicher Weise.
    »Wie ich mich früher in deiner Gegenwart fühlte, als wir noch Jungen im sharaj waren«, antwortete Abban. »Ich konnte mich darauf verlassen, dass er sich notfalls sofort schützend vor mich stellen würde, so wie er es vor vielen Jahren tat, als du uns beide vor den Speerthron zitiert hast. In seiner Nähe fühlte ich mich geborgen.«
    Jardir nickte. Wie sie ihn kannten und was sie für ihn empfanden, war doch nicht so unterschiedlich. »Und was jetzt?«
    Abbans Aura wurde unergründlich. Er seufzte wieder, holte aus seiner Weste ein kleines Tonfläschchen und zog den Stöpsel heraus.
    »Es ist verboten …«, begann Jardir.
    Abban verdrehte die Augen und schnitt ihm das Wort ab. »Zu deinen Füßen

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