Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
habe die Herausforderung bereits angenommen.«
»Hast du den Verstand verloren?«, schrie sie. »Du hast dich darauf eingelassen, ohne mir zu erlauben, vorher die Würfel zu befragen?«
»Zum Abgrund mit deinen Würfeln!«, schnauzte Jardir. »Es ist inevera . Entweder bin ich der Erlöser, oder ich bin es nicht. Die alagai hora sind nicht anders als Abbans Rechnungsbücher, Instrumente, die dir helfen zu spekulieren.«
Inevera fauchte ihn an, und er merkte, dass er zu weit gegangen war. Vielleicht belog sie ihn, was die Aussagen der Würfel betraf, aber in ihrem Herzen glaubte sie fest daran, dass Everam durch sie zu ihr sprach.
»Möglicherweise hatten die hora sogar recht«, gestand er ein. »Vielleicht ist der Par’chin wirklich der Shar’Dama Ka . Im Labyrinth folgten ihm die Sharum blind, als er das erste Mal mit dem Speer des Kaji kämpfte. Für diesen Speer hat er geblutet und sein Leben riskiert. Mit diesem Speer tötete er den mächtigsten Dämon, den Krasia je gekannt hat, und der Tausenden dal’Sharum den Tod brachte. Es war der Par’chin , der die Heilige Stadt des Kaji gefunden hat, und nicht ich.«
»Du bist Kajis Erbe!«, schrie Inevera.
Jardir zuckte die Achseln. »Kaji nahm sich Gemahlinnen aus dem Norden, als er die Grünen Länder eroberte. Und an Orten wie dem Tal des Erlösers konnte ich sehen, dass sich sein Blut weitervererbt hat. Nach dreitausend Jahren könnte der Sohn des Jeph ebenso gut Kajis Erbe sein wie ich. Vielleicht ist in Everams großem Plan für mich nur vorgesehen, die geeinten Streitkräfte Krasias zu ihm zu bringen und dann zu sterben.«
Inevera sprang vom Bett und schlang ihre Arme um ihn. »Nein. Ich weigere mich, das zu glauben.« Und sie sträubte sich tatsächlich dagegen. Er sah, wie sie sich dazu zwang, diesen Gedanken gar nicht erst zuzulassen. » Du bist der Erlöser«, sagte sie. »Du musst der Erlöser sein.«
Jardir zog sie an sich und nickte. »Ich glaube auch, dass es so ist. Aber ich muss ganz sicher sein. Kannst du das verstehen, meine Jiwah Ka ? Es muss sich als Wahrheit erweisen, denn sonst wurde das Blut, das meine Füße umspült, umsonst vergossen.«
32
Domin Sharum
333 NR – Herbst
S ag mir nochmal, woher du weißt, dass es keine Falle ist«, forderte Thamos, als sie die Holzfäller und Holzsoldaten zurückließen und den steilen Felshang hinaufritten. Hinter dem Grafen ritten Leesha und Wonda, gefolgt von Rojer und Amanvah. Gared bildete die Nachhut. Renna ritt an Arles rechter Seite, der Graf an seiner linken.
»Eure eigenen Kundschafter haben bestätigt, dass sich dort oben nur acht Personen befinden, darunter eine Frau und ein alter Mann«, erwiderte Arlen.
»Es könnten sich noch welche verstecken«, gab Thamos zu bedenken. »Die Kundschafter berichten auch, dass eine Meile weiter südlich eine ganze Kompanie Krieger lagert.«
Arlen zeigte auf die Steilklippe, der sie sich näherten. Nur ein einziger schmaler Pfad führte über den nackten Fels nach oben. »Wo sollten sich diese anderen Eurer Meinung nach denn verbergen, Hoheit? Fallen sie etwa aus den Wolken auf uns herab?«
Thamos runzelte die Stirn, und Arlen merkte, dass es dem Grafen nicht passte, wenn er ihm vor Leesha, Gared und den anderen dauernd widersprach. Wenn das so weiterging, dann konnte Thamos sich noch als echtes Problem erweisen, vor allen Dingen, wenn er unbedingt den Machthaber herauskehren wollte.
»Ich kenne Ahmann Jardir, Hoheit«, sagte Arlen. »Eher würde er sich von dieser Klippe stürzen, als den Domin Sharum zu entweihen.«
»Und das ist derselbe Mann, der dir das Messer in den Rücken gestoßen hat, ja?«, fragte Renna.
»Das war nur eine Redewendung«, sagte Arlen und streifte sie mit einem ärgerlichen Blick. Sie grinste breit, und am liebsten hätte er gelacht. »In Wahrheit hatte er den Mumm, mir in die Augen zu sehen, als er mich angriff.«
»Das macht es ja so viel besser«, murmelte Renna.
Arlen konnte sehen, dass Thamos skeptisch blieb. Er seufzte und senkte die Stimme. »Ihr braucht Euch nicht in Gefahr zu bringen, Hoheit. Ihr könnt immer noch umkehren und Arther oder Inquisitor Hayes an Eurer Stelle schicken.«
Natürlich wollte Arlen nicht, dass es dazu kam, aber dem Grafen Feigheit zu unterstellen bewirkte etwas, das er auf anderem Weg nicht erreicht hatte. Thamos richtete sich im Sattel auf, und seine Aura strahlte wieder Ruhe und Vertrauen aus.
»Wir alle sollten umkehren«, fand Leesha. »Dieses ganze Ritual ist barbarisch. Ein
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