Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
herrschen. Vielleicht waren wir große Krieger, aber wir waren auch Dummköpfe. Wir haben immer nur ausgegeben und ausgegeben, aber niemals einen Profit eingeheimst. Unsere Anzahl hat sich unaufhörlich verringert, Frauen hatten keine nennenswerten Rechte, und khaffit wurden verachtet.« Er hob seinen Couzibecher an. »Wer Couzi trank, konnte hingerichtet werden. Vielleicht hast du den Thron gestohlen, aber du brachtest Weisheit mit. Du hast unser Volk geeint und es wieder stark gemacht. Die Hungrigen gespeist. Frauen und khaffit den Weg zu Ruhm und Ehre geebnet. Unser Volk schuldet dir sehr viel. Hätte der Par’chin dieselben Leistungen vollbracht? Wer kann das wissen?«
Jardir runzelte die Stirn. »Und wie würde sich der ehrlose Abban verhalten? Bringt es einen Nutzen, wenn ich gegen den Par’chin kämpfe?«
»Was spielt das für eine Rolle?«, erwiderte Abban. »Du und ich, wir beide wissen doch ganz genau, dass du diese Herausforderung annehmen wirst.«
Jardir nickte. »Es ist inevera . Trotzdem möchte ich gern deinen Rat hören.«
Abban seufzte. »Ich wünschte, der Par’chin wäre nie auf den Gedanken gekommen, dich herauszufordern. Ich wünschte, er hätte meinen Rat befolgt und wäre bis an das Ende der Ala gelaufen und noch weiter. Aber ich sah in seinen Augen, dass er fest entschlossen ist, gegen dich zu kämpfen, ob im Domin Sharum oder auf eine andere Weise. Wenn dem so ist, dann ist es besser, ihr zwei begegnet euch an einem abgelegenen Ort, allein, statt vor Tausenden von Zuschauern, die bereit sind, sich selbst in einen Kampf zu stürzen.«
»Aus diesem Grund gibt es ja den Domin Sharum «, erklärte Jardir. »Ich werde mit all meiner Kraft gegen den Par’chin kämpfen, und umgekehrt wird es genauso sein. Einer von uns wird überleben, und auf dessen Schultern ruht das Schicksal der Menschheit. Möge Everam entscheiden, wer dieser Mann sein soll.«
Jardir sah Inevera an, die in ihrem Schlafzimmer lag und auf ihn wartete. Seit ihrer Versöhnung vor ein paar Wochen waren sie keine Nacht mehr getrennt gewesen. Seine anderen Gemahlinnen buhlten um seine Aufmerksamkeit, aber Inevera beherrschte sie vollkommen, und keine hätte es gewagt, unaufgefordert sein Kissenzimmer zu betreten.
In ihrer Aura erkannte er die Liebe und die Leidenschaft, die sie für ihn empfand, und innerlich wappnete er sich für das, was auf ihn zukommen musste. Er hoffte, sie würde ihm verzeihen.
»Der Par’chin lebt«, platzte er übergangslos heraus und ließ die Worte auf sie wirken, so wie der khaffit es getan hatte.
Abrupt richtete sie sich auf und starrte ihn an, während die einladende Wärme in ihrer Aura erlosch. »Das kann nicht sein. Du sagtest mir, dein Speer hätte ihn zwischen die Augen getroffen und ihr hättet seinen Körper in den Dünen zurückgelassen.«
Jardir nickte. »Ja, und ich sagte die Wahrheit. Aber ich schlug ihn mit dem stumpfen Ende des Speeres nieder. Als wir ihn in die Dünen warfen, hat er noch gelebt.«
» Was?! « Inevera brüllte so laut, dass Jardir befürchtete, dass man sie trotz ihrer Schall dämpfenden Magie im ganzen Palast hören würde. Der Zorn in ihrer Aura war schrecklich anzusehen, als blicke man über den Rand in Nies Abgrund hinein.
»Ich sagte dir, ich würde meinen Freund nicht umbringen«, rief Jardir ihr in Erinnerung. »Deinem Rat folgend, nahm ich ihm den Speer ab, aber ich hatte Erbarmen mit dem Par’chin und ließ ihn am Leben. Er sollte in der kommenden Nacht auf seinen eigenen Beinen stehen und durch die Krallen der alagai einen ehrenvollen Kriegertod sterben.«
»Erbarmen?« Inevera war fassungslos. »Die Würfel sagten eindeutig, dass du deinen Platz erst einnehmen kannst, wenn er tot ist. Wie viele tausend Menschenleben soll uns dein ›Erbarmen‹ denn noch kosten?«
»Meinen Platz einnehmen?«, wiederholte Jardir. Die Worte riefen eine Erinnerung in ihm wach, und unterstützt durch die Macht seiner Krone forschte er weiter. »Natürlich. Der Par’chin .«
»Wie bitte?«
»Du hast mich belogen, als du sagtest, ich sei der einzige Mann, der das Potenzial hätte, der Erlöser zu sein. Damals dachte ich, du verschweigst mir einen Erben, aber es war der Par’chin , nicht wahr? Haben die Würfel befohlen, ich solle ihn töten, oder war es bloß deine persönliche Ansicht?«
Sie brauchte ihm nicht zu antworten, er wusste auch so, dass er recht hatte.
»Wie auch immer«, fuhr er fort. »Er lebt und hat mich zum Domin Sharum herausgefordert. Ich
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