Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)

Titel: Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
Vom Netzwerk:
zurückkehrte. Alle Haferfelder schliefen, bis auf die Wachen, die die Siegel kontrollierten. Renna war mit dem Bemalen der letzten Siegelpfosten fertig geworden, und Arlen hatte Varley eine Karte mit dem Weg nach Totbrunnen gegeben. Über den Stadtbrunnen hatte er einen kleinen Totenschädel gezeichnet.
    »Bist du dir auch ganz sicher, dass du richtig handelst?«, fragte Renna.
    Arlen nickte. »Ich kann nicht die Augen davor verschließen, Ren.«
    »Das weiß ich«, antwortete Renna. »Aber mach es schnell, solange dich keiner sieht.«
    Arlen kniete neben dem jungen Mädchen mit dem abgetrennten Arm, das am Dämonenfieber starb, und zeichnete Siegel in die Luft. Das Mädchen sog scharf den Atem ein, als die Magie sie durchströmte, dann entspannte sie sich wieder. Die roten Stellen und die Brandblasen verschwanden aus ihrem Gesicht, und ihre Haut nahm wieder eine gesunde Färbung an.
    »Woher kennst du überhaupt diese Heilsiegel?«, wollte Renna wissen. »Hast du sie in den Gedanken des Horclings gefunden?«
    »So ungefähr«, erwiderte Arlen. »Aber im Grunde handelt es sich nicht um Heilsiegel. Der Körper will sich selbst heilen und weiß, was zu tun ist. Die Siegel verleihen ihm nur die Kraft, dass es schnell geschieht.«
    Arlen ging von einem Patienten zum anderen und arbeitete geschwind. Er hatte sich mit so viel Energie aufgeladen, wie er speichern konnte, doch durch die Heilungen brauchte sie sich rasch auf. Bald fing er vor Schwäche an zu taumeln. Zum Schluss hatte er die Augen halb geschlossen, und er stolperte.
    Im Nu war Renna bei ihm und fing ihn auf. »Das reicht jetzt«, flüsterte sie. »Du hast getan, was du konntest. Willst du dich umbringen, indem du die Übrigen auch noch heilst?«
    »Es überkommt mich einfach«, sagte Arlen. »In einer Sekunde fühle ich mich noch unbesiegbar, und in der nächsten habe ich das Gefühl zu ertrinken. Ich muss meine Grenzen kennenlernen.« Er holte tief Luft, und wieder wurde die gesamte Magie, die sich wie Nebel am Boden sammelte, zu ihm hingezogen. Seine Siegel glühten stärker, aber das war nichts verglichen mit der Energie, die er noch vor wenigen Minuten abgestrahlt hatte. Er wirkte ausgezehrt, und seine Augen waren von dunklen Ringen umschattet.
    »Es wird Zeit, dass wir aufbrechen«, stellte Renna fest.

    Sie galoppierten ein paar Meilen, ehe Renna die Stute anhielt. Arlen riss Schattentänzer herum, als er merkte, dass sie zurückblieb.
    »Reite weiter!«, rief Renna ihm zu.
    »Was ist?«, wunderte sich Arlen.
    »Ich gehe auf die Jagd«, erklärte Renna. »Es ist noch nicht hell, und du brauchst mehr als nur die Magie in der Luft, um wieder zu Kräften zu kommen. Wir können es uns nicht leisten, nachlässig zu werden.«
    Arlen legte den Kopf schräg, sah sie an, und wieder stahl sich der Anflug eines Lächelns über sein Gesicht.
    Renna ließ das kalt. Mit ausgestrecktem Arm zeigte sie von der Kurierstraße weg in die Richtung, in der die Ebene lag. »Los!«
    Er nickte und trieb Schattentänzer an; sie verließen die Straße und preschten über das grasbewachsene Flachland. Renna wartete, bis er außer Sichtweite war, dann wendete sie die Stute und galoppierte den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Viel Zeit blieb ihr nicht, aber für ihr Vorhaben brauchte Renna auch nicht lange. Der Baumdämon, den sie vor wenigen Minuten erspäht hatte, lauerte immer noch hinter dem dicken Baum, der ihn vor Arlens Blicken verborgen hatte.
    Sie ritt mit Versprechen direkt zu dem Baum und ließ sie auskeilen; die Hufe mit den Siegeln trafen wie Donnerschläge auf den Dämon und zerstampften ihn am Boden.
    Behände sprang Renna vom Pferd und zog Harls Messer. Arlen treibt sich selbst viel zu hart an .
    Der Dämon schlug wütend nach ihr, als sie sich auf ihn stürzte. Seine Magie heilte bereits die Wunden. In wenigen Augenblicken würde er bereit sein, sie anzugreifen, aber diese Zeit blieb ihm nicht. Die Panzerung der Baumdämonen war dick wie zähes Leder, rau und knorrig, und schwere Knochenplatten standen daraus hervor. Die Lücken zwischen diesen Platten waren ihre verwundbarsten Stellen. Renna stach mit aller Kraft zu, hebelte die Brustplatten des Horclings auseinander und schnitt sein Herz heraus, ehe er aufhörte zu zappeln.
    Er hätte so lange Leute geheilt, bis es ihn umgebracht hätte. Dauernd versuchst du, dein Leben für jemand anderen zu opfern, Arlen Strohballen. Daran hat sich in all den Jahren nichts geändert.
    Arlen schien beinahe enttäuscht zu

Weitere Kostenlose Bücher