Die Flammen der Dämmerung: Roman (German Edition)
veränderte sich merklich, ihre Oberfläche knisterte und sprühte Funken wie grünes Holz in einem Feuer.
Renna hatte noch nie erlebt, dass Arlen überrascht war, und sie wusste nicht, wie sie seine Reaktion deuten sollte. Auch wenn Leesha Papiermacher für ihn Vergangenheit war, so besaß sie immer noch Macht über ihn.
Arlen beugte sich vor, mit gelassener Miene, aber seine Augen blickten hart. »Soll das heißen, dass Leesha Ahmann Jardir heiraten wird? Diesen verlogenen, Frauen schändenden, mordgierigen Sohn des Horc? Willst du mir das sagen, Darsy Holzfäller?« Während er sprach, wurde seine Stimme lauter. Nicht laut, aber lauter. Und wieder sah Renna, wie die Magie aus der Umgebung zu ihm hinströmte und seine Siegel zu glühen anfingen. Darsy zuckte vor ihm zurück wie vor einer zischenden Klapperschlange.
»Sie hat noch nicht Ja gesagt!«, rief Darsy. »Und sie ist keine Närrin. Sie sagte, es sei ein guter Vorwand, um nachzuschauen, was er im Süden so treibt. Sie kann herausfinden, wie stark seine Streitmacht ist, und viel über seine Vorgehensweise erfahren. Außerdem reist sie nicht allein. Sie nahm Rojer, Gared, Wonda und ihre Eltern mit, um auf sie aufzupassen.«
»Das spielt keine Rolle«, sagte Arlen. »Die Tatsache, dass sie überhaupt mitging und noch dazu in Begleitung ihres Vaters, wird von den Krasianern so gedeutet, dass Erny sie auf den Markt bringt und nur auf den richtigen Preis wartet.«
Darsy funkelte ihn erbost an. »Wie kannst du so was sagen! Meisterin Leesha ist keine Kuh, die man kaufen und verkaufen kann!«
»Für die Krasianer schon!«, fauchte Arlen. »Die behandeln Frauen nicht wie freie Menschen. Egal, ob es sich um eine Herzogin oder eine Milchmagd handelt, für sie sind Frauen nichts weiter als ein Besitz, der nach Belieben verhökert wird. Und niemand überbietet diesen verfluchten Ahmann Jardir, wenn er etwas unbedingt haben will, Darsy Holzfäller. Niemand!«
Darsy sackte in sich zusammen, der Kampfgeist verließ sie, und sie nickte. »Ich sagte ihr, es sei eine Dummheit mitzugehen, aber sie wollte nicht auf mich hören. Störrisch wie ein Horcling.« Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht, als täte es ihr weh einzugestehen, dass ihre kostbare Meisterin auch nicht vollkommen war. Renna spuckte auf den Boden. Darsy zuckte zusammen, sagte jedoch nichts.
»Trotzdem glaube ich nicht, dass sie sich momentan in Gefahr befindet«, sagte sie. »Ich erhalte regelmäßig Briefe von ihr, und alle verschlüsselten Nachrichten sagen, dass sie und die anderen wohlauf sind. Eines muss man den Krasianern lassen, sie geben ausgezeichnete Kuriere ab.«
»Verschlüsselt?«, hakte Arlen nach.
»Ich sagte doch, dass sie keine Närrin ist«, betonte Darsy und wagte es endlich wieder, ihm in die Augen zu sehen. »Meisterin Leesha hat einkalkuliert, dass die Krasianer ihre Briefe lesen, deshalb gab sie mir Formulierungen und Begriffe zum Auswendiglernen, damit sie mich sogar dann wissen lassen kann, wie die Dinge stehen, wenn man sie gezwungen hätte, nicht die Wahrheit zu schreiben. Bis jetzt scheint Jardir zu seinem Wort zu stehen, aber sie sagt, seine Armee sei über ganz Rizon verstreut, und die Anzahl der Soldaten könne sie unmöglich schätzen. Sie hat ausdrücklich verboten, dich in einem Antwortschreiben zu erwähnen, aber sie hinterließ mir einen Code, um ihr deine Rückkehr mitzuteilen.«
»Schreib ihr, dass ich wieder da bin«, sagte Arlen. »Und schreib ihr auch, dass sie unverzüglich ins Tal zurückkommen soll. Ich habe Neuigkeiten für sie, die sie schleunigst erfahren muss, und für diese Nachricht hast du keinen Code.«
»Hab nichts dagegen«, nickte Darsy. »Der Schöpfer hat mich nicht dazu bestimmt, die Kräutersammlerin der Stadt zu sein.«
»Die Zeiten sind schwer, Darsy Holzfäller, und du musst die Bürde schultern, die dir auferlegt wird«, meinte Arlen. »In der nächsten Neumondphase kommen schlimme Dinge auf uns zu. Ereignisse, gegen die Jardir wie eine Stechfliege wirkt, die in unserem Ohr summt.«
Darsy erbleichte. »Wovon redest du?«
Arlen blieb ihr die Antwort schuldig. »Wer spricht für die Holzfäller, wenn Gared nicht da ist?«
»Wer wohl?«, fragte Darsy. »Die Metzgers natürlich. Sogar der neue Graf hütet sich, es sich mit den beiden zu verderben. Verlieh ihnen Herzogliche Ämter, aber er muss sie nach wie vor bitten, etwas zu tun, das sie ohnehin tun wollten.«
Ein lautes Bellen ertönte, und eine riesige, mit
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