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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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schützend auf den Bauch. Vermutlich hatten die Bauern genug von der erbarmungslosen Ausbeutung durch die Jalluthiner und den Hofstaat und wagten einen Aufstand, bevor sie verhungerten. Sie konnte es nur gutheißen, es wurde Zeit, dass eine neue, gerechtere Herrschaft hereinbrach!
    Gerade wollte sie sich wieder in das warme Bett legen, als sie eine Gestalt über den Hof huschen und sich am Stall entlangdrücken sah. Neugierig schaute sie genauer hin und ein überraschter Laut entfuhr ihr. Fast hätte sie sie nicht erkannt in der abgetragenen Kleidung, aber es bestand kein Zweifel, dies war die Königin. Sie hätte das verhasste Gesicht unter Tausenden herausgefunden. Was bezweckte das Weib mit diesem Mummenschanz? Nach einer Weile wurde ihr klar, dass die Königin vermutlich zum Tor hinauswollte, denn darauf richtete sie ihre gesamte Aufmerksamkeit. Nur kurz fragte sich Dervla, was die andere draußen zu suchen hatte, dann wurde ihr bewusst, dass das eine einmalige Gelegenheit war, sollte die Frau erfolgreich das Tor passieren.
    «Wach auf!«, rief sie drängend und gab keine Ruhe, bis sich Mórtas brummend und grunzend aufrichtete. Ihre Widersacherin ließ sie dabei nicht aus den Augen.
    »Was ist?«, fragte der König verdrossen.
    »Schnell, zieh dich an, es eilt!« Ihre Stimme war so drängend, dass Mórtas gehorchte. Er schlüpfte in Hose und Stiefel, warf sich sein Hemd über und knöpfte es zu, während er neben sie ans Fenster trat. Dervla zog ihn zurück hinter den Vorhang.
    »Siehst du dort? Da steht sie! Ich bin sicher, das Weib will heimlich in die Stadt.«
    Er kniff die Augen zusammen und pfiff durch die Zähne, als er seine Gemahlin erkannte.
    »Warum ist das Tor zu?«, wunderte er sich.
    »Die Bauern greifen die Stadt an. Hörst du das Kampfgetümmel? Das ist unsere Chance!« Sie packte ihn aufgeregt am Arm. »Wenn es ihr gelingt, durch das Tor zu kommen, musst du hinterher und sie umbringen. In all dem Durcheinander wird niemand merken, wer der Täter ist, und wir sind frei!«, sagte sie triumphierend.
    Mórtas blieb der Mund offen stehen und er schaute von Dervla zu der Frau dort draußen und wieder zurück. Kopfschüttelnd sagte er: »Was bist du nur für ein kleines Miststück!« Dann verzog sich sein Gesicht zu einem breiten Grinsen, und er schlug ihr auf die Schulter, dass sie zusammenzuckte. Er suchte seinen Dolch und verbarg ihn unter der Jacke.
    »Zieh einen Umhang über, so wie sie. Beeil dich doch, sie ist gleich fort!«, sagte Dervla, die beobachtete, wie Aurnia die Kapuze über den Kopf zog. Mórtas befolgte ihren Rat und ging noch einmal zum Fenster. Er legte Dervla eine Hand auf den Bauch und gab ihr einen Kuss auf den Hals. Sein Bart kitzelte und sie kicherte. Dann schob sie ihn von sich. »Sie wird dir noch entwischen!«
    »Pass gut auf ihn auf!«, sagte er lächelnd und streichelte ein letztes Mal ihren Leib, bevor er mit großen Schritten aus dem Raum hastete.
    Aufgeregt verfolgte Dervla, wie Aurnia sich den Soldaten näherte und mit ihnen verhandelte. Dann zwängte die Königin sich zum Tor hinaus. Gleich darauf sah Dervla erleichtert, dass Mórtas über den Hof ging. Sein Gesicht war unter der Kapuze verborgen, und sie war erst sicher, dass er es war, als er sich noch einmal zu ihr umgedreht und ihr zugewinkt hatte. Am Tor wurde auch er durchgelassen und sie atmete auf.
    Schlafen konnte sie jetzt nicht mehr. Endlich würde das geschehen, wonach sie sich schon so lange gesehnt hatte!

    Zuerst hatte Dídean wie alle anderen in den Gassen hinter den Stadttoren gekämpft. Sie spürte, dass sie mitten unter ihnen war, aber die Aos Sí gingen nicht gemeinsam mit ihr gegen den Feind vor. Nein, sie war unausgesprochen eine Ausgestoßene und in allem auf sich allein gestellt. Immer noch gab es diese unsichtbare Mauer um sie herum, wie war es nur möglich sie zu durchbrechen? Zwar hatte sie nie jemand zum Gehen aufgefordert, selbst Aithreo hielt sich zurück, aber es redete auch keiner mehr mit ihr, und die Blicke der anderen glitten gleichgültig über sie hinweg, als würde sie nicht existieren – und das nach allem, was sie für Dallachar auf sich genommen hatte! Seit er auf der Welt war, hatte sie unter persönlichen Opfern für ihn gesorgt, galt das überhaupt nichts? Er hatte es achtlos beiseitegewischt, der undankbare Bengel, aber er war noch jung. Andere sollten mehr Lebenserfahrung besitzen und die Lage besser einschätzen können. Bis heute rätselte sie über Lasairs

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