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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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erschienen war, und fürchtete sich vor dem Unbekannten. Dallachar aber sog die Wärme in sich auf, genoss, wie sich Farben und Landschaft veränderten. Ihm war auf einmal nach Lachen zumute, nach Tanzen, beinahe glaubte er fliegen zu können. Verwundert beobachtete er, wie sich Grau in Blau und Enge in Weite verwandelten. Das weiße Gefieder der Möwen leuchtete um die Wette mit dem Schaum der Wellen an den Klippen. Dallachar wollte diesen Anblick festhalten, doch er konnte seinen Beobachtungsposten nicht verlassen, um Malsachen zu suchen. Nicht den winzigsten Moment wollte er verpassen, zu kostbar war das goldene Licht. Wie lange er so am Fenster stand, konnte er kaum einschätzen, aber den schmerzhaften Augenblick, als ihm bewusst wurde, dass die Wolken sich wieder zusammenzogen, um die Sonne hinter sich zu verbergen, würde er nie vergessen. Zurück blieb eine neue Sehnsucht, die sich zu der alten gesellte und die Dunkelheit in ihm vergrößerte. Konnte ein Mensch von ihr für immer verschlungen werden?
    Ein leises Rascheln hinter ihm ließ ihn herumfahren, doch es war nur Dídean. Ihre Erscheinung war nicht ganz so makellos wie sonst. Einzelne Strähnen hatten sich aus dem streng nach hinten gekämmten, zu einem langen Zopf geflochtenen schwarzen Haar gelöst. Aber sie trug ein neues Gewand, die Schürze hatte keinen Flicken mehr und war unzerknittert. Offensichtlich hatte sie sich Zeit genommen, um sich umzuziehen, bevor sie hinter ihm herlief. Dallachar wunderte sich über dieses ungewöhnliche Verhalten, aber es interessierte ihn zu wenig, um Fragen zu stellen. Als sie näher kam, bemerkte er noch etwas anderes: einen seltsamen, irgendwie metallischen Geruch. Es weckte eine Erinnerung in ihm, die er jedoch nicht richtig zu fassen bekam.
    »Wofür habt Ihr Euer Leben riskiert?«, fragte Dídean in schneidendem Tonfall. Der junge Prinz spürte auf der Stelle Trotz in sich aufsteigen. Obwohl er sie mochte, war sie nur eine Dienerin und hatte kein Recht, so mit ihm zu sprechen, und sie musste ihre Nase nicht in alle seine Angelegenheiten stecken. Zumal sie die Königin ablehnte, das hatte er deutlich gemerkt, auch wenn Dídean sich Mühe gab, dies zu verbergen.
    »Was soll mir hier, mitten im Palast, schon geschehen? Am Tor sind Wachen aufgestellt!«
    »Offensichtlich ist der Erwählte anderer Meinung. Ich konnte ihn gerade noch davon abhalten, Euch aufzusuchen!«
    Dallachar war unsicher, ob das der Wahrheit entsprach, denn Dídean wusste genau, wie sehr er sich vor dem Erwählten fürchtete. Um sie abzulenken, sagte er: »Glaubst du, mein Schiff ist heil geblieben? Ich würde gerne nachsehen.«
    »Das ist jetzt unwichtig! Zuerst müssen wir Euch ein neues Zimmer besorgen. Hier könnt Ihr nicht übernachten.«
    »Aber ich habe mich so auf den Unterricht gefreut! Die Bootsbauer sagten, ich könne bald lossegeln!«
    Dídean zog nur die Augenbrauen hoch. Der Prinz merkte selbst, dass er sich wie ein kleines Kind anhörte. Sein Trotz verwandelte sich augenblicklich in Wut, und er hob die Faust, um auf eines der Trümmerstücke zu schlagen. Aber er kam nicht dazu, denn sie packte blitzschnell sein Handgelenk. »Habe ich Euch nicht wieder und wieder eingeschärft, Euch zu keinen unüberlegten Handlungen hinreißen zu lassen? Der Erwählte wird einen Heißsporn als Herrscher niemals zulassen und Euch sofort unter seine Fittiche nehmen. Das wisst Ihr genau!« Sie sah ihn eindringlich an. »Ich glaube kaum, dass Ihr wirklich ein Leben an seiner statt an meiner Seite vorzieht.«
    Dallachar antwortete nicht, aber er riss sich los aus ihrem Griff. Natürlich hatte sie recht. Er glaubte, an seinem Zorn und dem Gefühl von Ohnmacht ersticken zu müssen, und wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich erwachsen und im Besitz seiner vollen Körperkraft zu sein. Mit Vergnügen würde er den Erwählten in einem günstigen Moment erwürgen, war dieser doch selbst wie eine heimtückische Würgeschlange, die einem noch die Luft zum Atmen nahm. Wieso Jalluth ausgerechnet diesen Mann zu seinem Sprachrohr erwählt hatte, würde er niemals begreifen. Nachdem er Jalluths Lehren, die allesamt voller Sanftmut und viel gerechter als die Reden der Priesterschaft waren, mit eigenen Augen gelesen hatte, konnte er das noch viel weniger nachvollziehen. Er hatte sich damals sogar freiwillig in die unheimlichen Räume von Jalluths Heiligtum begeben, um im Archiv die alten Schriften anzuschauen, weil er den Worten des Erwählten einfach nicht

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