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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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verschoben worden war. Nachdem er das Licht gelöscht hatte, zwängte er sich hinter den Schrank. Seine Hand tastete nach dem Schloss einer zweiten Tür, die hier verborgen war. Vermutlich wusste außer ihm niemand von diesem geheimen Eingang zu den unterirdischen Räumen des Heiligtums. Der Gang dahinter führte hinüber in einen großen Vorratskeller. Von dort aus konnte man zu den Verliesen gelangen. Dies war seine bisher größte Entdeckung in den alten Bauplänen gewesen, die er zwischen den Schriftrollen gefunden hatte. Damals hatte er die Zeichnungen sorgfältig kopiert, um sie in Ruhe zu Hause zu studieren und sich das Wegenetz einzuprägen. Seltsam regelmäßig waren die Ebenen mit ihren Räumen aufgebaut und die Zahl sieben schien eine Rolle zu spielen. Aber welche Rolle das sein mochte oder wer sich das erdacht hatte, konnte er nicht herausfinden. Die eigenartig symmetrische Aufteilung ließ keinen übergeordneten Sinn erkennen. Gerne hätte er gewusst, ob der unterirdische Teil noch aus der Zeit der Dämonen stammte und Jalluths Anhänger erst später begonnen hatten, ihn für ihre eigenen Zwecke zu benutzen. Soweit er sich erinnerte, war die Zahl sieben in beiden Kulturen ohne Bedeutung.
    So leise wie möglich entriegelte Ardal die Geheimtür und öffnete sie. Angespannt lauschte er eine lange Zeit, bis er ganz sicher war, alleine zu sein. Dann erst betrat er den Verbindungsweg. Im Dunkeln tastete er sich die Mauer entlang, wie unzählige Male zuvor. Als er vor sich einen flackernden Lichtschein sah, wusste er, dass er sein Ziel beinahe erreicht hatte. Im Gewölbekeller des Heiligtums war niemand zu sehen. Nur ein paar Ratten jagten um die Fässer mit Lampenöl. Ardal bewegte sich wieder dicht an der Wand entlang. Solange er die Möglichkeit hatte, sich an das Mauerwerk zu pressen, konnte er mit einem Illusionszauber bewirken, dass er scheinbar mit den Steinen verschmolz. Nur Türen oder Möbel an der Wand waren schwierig und das Durchqueren von Räumen, denn da nützte ihm dieser Zauber nichts, der nur in Verbindung mit Gestein wirkte. Hätte irgendein Mensch auch nur geahnt, dass er den Trick beherrschte, wäre er ein toter Mann. Doch selbst so blieb seine Mission trotz dieser Kunst noch gefährlich genug.
    Die schwere Tür zum Keller stand halb offen und im Gang dahinter war alles ruhig. Er wandte sich nach links und kam nach einer Weile an einem Brunnen vorbei. Es war sicher kein Zufall, dass man das Heiligtum über eine der Quellen in der Stadt gebaut hatte. Im Falle einer Belagerung könnte man sich hier lange verschanzen. Schließlich erreichte er die Treppen, die spiralförmig hinab in die geheime Unterwelt des Heiligtums führten. Sieben Stockwerke tief schraubte es sich in den felsigen Untergrund, bis es ganz unten in einen Tunnel mündete. Dieser führte zu einer Bucht am Meer, zu der es keinen anderen Zugang gab und die seit jeher als Hinrichtungsstätte für Dämonen und ihre Abkömmlinge genutzt wurde. Natürlich könnte man sich von hier aus auch zur Not mit Fisch versorgen. Als Fluchtweg wollte man den Tunnel wohl nicht nutzen, zu Ardals Verwunderung hatte sich nirgendwo ein Boot befunden. Nur ein einziges Mal hatte er sich so weit nach unten gewagt, aber umsonst, da ließ sich keine Spur entdecken. Doch möglicherweise hatte er etwas übersehen, deswegen müsste er eines Tages erneut in die Tiefe steigen. Heute wollte er lediglich die dritte Ebene erkunden. In einem Quergang war der letzte Raum auf der linken Seite kürzer als der im Stockwerk darüber oder darunter, als hätte jemand einen Teil abgetrennt. Das war allerdings erst in sein Bewusstsein gedrungen, während er längst zu Hause in seinem Bett gelegen und keinen Schlaf gefunden hatte. Plötzlich tauchte der besagte Raum vor seinem inneren Auge auf und das vor Ort kaum greifbare Gefühl, etwas stimme nicht, wurde klarer. Es war die fehlende Tiefe, die ihn irritierte, als er die Tür geöffnet hatte! Der große Schrank gegenüber hätte viel mehr Platz neben sich haben müssen. Die Wand war augenscheinlich nicht länger als in den Räumen auf der rechten Seite. Bei einer zweiten Untersuchung hatte er nichts weiter ausfindig gemacht, schon gar keinen geheimen Eingang. Sein Gefühl sagte ihm jedoch, dass er an jener Stelle weiterforschen musste.
    Um sich zu vergewissern, dass seine Vermutung stimmte, erkundete Ardal zunächst den zweiten Stock. Dort folgte er dem dritten Quergang und blieb vor dem letzten Raum auf der linken Seite

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