Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
Vom Netzwerk:
darauf blieb ihm der Mund offen stehen. Es war Wasser! Ein riesiger See! Er reichte bis zum Horizont! Und es sah so aus, als ob er in der Ferne mit dem Himmel verschmelzen würde. Glic war vollkommen außer sich. Seine Wangen und Ohren glühten vor Aufregung. So etwas Schönes hatte er noch nie gesehen! Am Fuß der Felsen direkt unter sich sah er einen schmalen hellen Streifen, das Ufer des Sees. Es schien breit genug, um bequem darauf laufen zu können. Glic beschloss hinabzuklettern. Das würde eine wunderbare Abwechslung zu dem dummen Moor sein!
    Es war recht schwierig, einen Weg nach unten zu finden, aber Glic gab nicht auf. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte er hartnäckig sein. Wenige hätten wie er jahrelang nach einem Ausweg aus dem Wald gesucht. Und es war ihm schließlich gelungen zu entkommen! Er sprach sich selbst bei der waghalsigen Kletterei in die Tiefe Mut zu und ließ sich nicht beirren, wenn Steine unter seinen Zehen und Fingern bröckelten. Der Fels war nass und rutschig, aber Glic klammerte sich an den kleinsten Vorsprüngen fest und in den schmalsten Ritzen. Endlich hatte er die Strecke fast hinter sich und stieß sich ab, um das letzte Stück zu springen. Geschmeidig landete er auf den Füßen und ließ sich vornüber abrollen, um die Wucht des Aufpralls abzufangen. Außer Atem lag er auf dem feuchten Untergrund. Es war Sand, und das Rauschen war jetzt so nah, dass es in den Ohren dröhnte. Glic richtete sich auf und ging zum Wasser. Zu seiner großen Überraschung schmeckte es salzig. Verwundert betrachtete er die Wellen. Dann endlich begriff er. Dies musste das Meer sein, von dem ihm die Alte erzählt hatte, als er klein war. Hatte Aodh es nicht auch erwähnt? Richtig, die Stadt lag am Meer. Dies bedeutete, er hatte sein Ziel beinahe erreicht!
    Nachdem Glic zu wissen meinte, in welcher Richtung Westen lag, marschierte er los. Er hatte beschlossen hier unten auf dem Sand, den die Alte damals Strand genannt hatte, weiterzugehen. Das war wesentlich angenehmer als oben im Sumpf. Zuerst kam er gut voran und machte sich Hoffnungen, bald in der Stadt anzukommen. Doch dann musste er immer wieder über Felsen klettern, weil der Strand zu Ende zu sein schien. Zum Glück tat sich nach jedem Hindernis ein neuer Uferstreifen auf. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass dieser mit der Zeit schmaler wurde. Ob er umkehren musste? Es wurde auch zusehends dunkler. Als er unwillkürlich nach hinten sah, stellte er fest, dass der Strand hinter ihm ebenfalls schmaler geworden war. Verblüfft starrte er auf die Wellen, die vereinzelt bereits an die Felswand schlugen. Jetzt wurde ihm doch mulmig und er schaute sich nach einer Aufstiegsmöglichkeit um. Während seine Augen den steilen Hang absuchten, fiel ihm weiter oben eine Öffnung links von ihm auf. Vielleicht war das eine Höhle, dann hätte er gleich einen Unterschlupf für die Nacht gefunden. Glic zögerte nicht lange und begann die Wand hinaufzuklettern. Es war schwierig, zu der Öffnung zu gelangen, aber dann hatte er es doch geschafft. Der Strand war jetzt vollkommen verschwunden. Glic schauderte, als er sah, dass das Meer sich wie ein wütendes Tier gegen den Fels warf. Erleichtert stellte er fest, dass es wirklich eine Höhle war, eine recht große sogar. Er hatte Raum genug, sich weiter nach hinten zurückzuziehen, wo der Wind weniger heftig blies, und sich dort ein Plätzchen zum Schlafen herzurichten. Allein war er auch nicht, denn die Dohle segelte heran und setzte sich auf seine Schulter. Glic kraulte ihren Hals und dann teilte er ein Stück Brot mit ihr, bevor er sich in seinen Umhang wickelte und hinlegte. Zuerst konnte er nicht schlafen, das Geräusch der Wellen war so laut. Aber dann machte ihn das Rauschen müde und ehe er sich’s versah, schlief er ein.
    Am anderen Morgen folgte die nächste Überraschung: Unter ihm lag ein breiter Strand, das Meer hatte sich zurückgezogen. Glic zog die Stirn kraus. Was für ein seltsames Spiel! Da war sein Wald doch etwas standhafter! Dann dachte er an den Sturm und musste lachen. Wellen konnten wenigstens nicht umknicken. Gut gelaunt machte er sich an den Abstieg, nachdem er und die Dohle ein paar Beeren gegessen hatten. Auf dem Sand hüpften lustige weiße Vögel mit langen gelben Schnäbeln und schwarzen Flügelspitzen. Jetzt hörte er auch diese Schreie wieder, die ihm schon im Moor aufgefallen waren.
    »Ihr seid das also gewesen!«, rief er. Er mochte die Tiere, die so komisch erhaben

Weitere Kostenlose Bücher