Die Flammen der Dunkelheit
über den Strand watschelten. Sie hatten Schwimmhäute wie Enten. Die Dohle konnte wohl nicht viel mit ihnen anfangen, denn sie flog davon. Glic machte sich wenig draus, heute konnte ihn niemand aus der Ruhe bringen. Erst recht nicht, als er im Sand schöne Steine entdeckte, teilweise sogar mit Löchern, und gemusterte oder bunt schillernde Schalen, manche ähnlich wie Schneckenhäuser. Vermutlich waren das Muscheln. Die schönsten sammelte er auf und steckte sie in die Tasche. Einen lebenden Stern entdeckte er und ganz merkwürdige durchsichtige Blasen mit Tentakeln daran. Diese glibbrigen Dinger fasste er lieber nicht an. Den Stern trug er hinüber zum Meer und warf ihn hinein. Dabei traf er auf Matsch, der durch seine Zehen glitschte, während er bis zum Knöchel einsank. Das war ein ulkiges Gefühl! Lächelnd stapfte er weiter den Strand entlang, seine Fußspuren füllten sich mit Wasser. Er wollte sich lieber etwas beeilen, falls das Meer es sich anders überlegte und zurückkam.
Seinem Gefühl nach war er schon einen halben Tag lang unterwegs und Durst begann ihn zu plagen. Seine Wasserflasche war leer. Hatte Aodh nicht gesagt, die Stadt befände sich hinter dem Sumpf? Es konnte doch nicht mehr weit sein! Immer wieder vergewisserte er sich, ob das Meer sich heimlich an ihn heranschlich. Aber es lag ruhig da und ziemlich weit draußen. Als er wieder einmal ein besonders hohes Hindernis überqueren musste, machte er auf der Spitze des obersten Felsens eine Verschnaufpause. Plötzlich sah er oben am Rand der Klippe etwas Dunkles, das er im ersten Moment für einen Baum hielt. Aber dafür war es zu groß und außerdem viel zu eckig. Es musste ein Turm sein! Aufgeregt kletterte Glic von den Steinen herab und setzte seinen Weg fort. Er war vermutlich schon ganz nah bei der Stadt. Zwei Hindernisse und gebogene Strände später war er unterhalb des Turmes, und jetzt konnte er auch eine Mauer und Häuser erkennen. Sie waren so grau wie der Fels und fast nicht zu sehen. Aber er musste noch ein paar Felsen überwinden, bevor er auf den Hafen stieß. Schnell ging er in Deckung, um sich erst einmal umzuschauen. Alles schien friedlich. Ein paar Boote lagen auf der Seite im Schlick, als würden sie schlafen. Auch ein größeres Schiff war dabei. Hier gab es keinen Strand, sondern eine Mauer und Pflastersteine. Am Rand dieser Mauer stand ein großes Gebäude aus Holz. Weiter hinten entdeckte Glic eine Treppe, die in den Fels gehauen war. Sie führte bis nach oben zu weiteren Häusern und Türmchen. Er überlegte, ob er einfach dort hinauflaufen sollte. Bei der Mauer konnte er Männer sitzen sehen, sie flickten Netze. Vielleicht sollte er lieber nichts riskieren. Mit seinen Haaren fiel er ihnen bestimmt auf, selbst wenn er sich die Kapuze ins Gesicht zog. Das wirkte vermutlich besonders verdächtig. Nein, er würde warten, bis die Nacht hereinbrach, und sich dann in die Stadt schleichen.
Das Meer machte ihm das Ganze nicht leicht, denn es kehrte zurück. Brüllend sprang es gegen die Felswand, als wollte es nach ihm schnappen, und Glic musste immer weiter nach oben klettern. Gischt spritzte ihm ins Gesicht und durchnässte seine Kleider. Alles wurde durch die Nässe immer rutschiger. Er bekam es mit der Angst zu tun. Jetzt wandte er sich auch mehr nach links, in Richtung Hafen, und es war ihm gleich, wenn ihn jemand sah. Er wollte nicht stürzen und ertrinken. Als er endlich flachen Boden erreichte, ließ er sich erst einmal erschöpft nieder, um wieder zu Atem zu kommen.
Das war aber knapp!, dachte er und schüttelte sich. Wenigstens waren die Männer inzwischen verschwunden. Es wurde dunkel, vermutlich waren sie nach Hause gegangen. Ganz oben, auf der Spitze des größten Turmes, loderte ein gewaltiges Feuer. Glic seufzte, ein warmes trockenes Plätzchen, das hätte er jetzt gerne gehabt! Neugierig betrachtete er das Holzhaus weiter vorne an der Hafenmauer. Durch die Fenster war keine brennende Lampe zu sehen. Vielleicht war es gar nicht bewohnt und nur ein Schuppen. Schnell rappelte er sich auf, um nachzusehen. Im letzten Licht des Tages konnte er durch die Scheiben ein ziemlich neu aussehendes Boot und Stapel von Brettern erkennen. Als er um das Haus herumlief, sah er auch, dass sich zum Meer hin eine große Öffnung befand, durch die Wasser hineinfloss und einen Kanal mitten im Raum füllte. Glic rieb sich die Nase, während er überlegte. Wahrscheinlich konnten die Menschen auf diesem Weg das Boot ins Meer schaffen,
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