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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Diesmal so heftig, dass Aurnias Kopf zur Seite flog und die Unterlippe aufplatzte. Seine Geduld war endgültig erschöpft!
    Die Ohrfeige verfehlte erneut die beabsichtigte Wirkung nicht und Aurnia verstummte. Blut tropfte über ihr Kinn und auf die Brust, aber sie stand wie erstarrt, der Blick war leer. Er sah, dass ihre Augen nicht die eines Dämons waren, und verspürte Erleichterung. Das würde die Dinge einfacher machen. Hätte Dallachar das Dämonenblut von seiner Mutter geerbt, dann würde es sich nicht nur in den Augen des Jungen zeigen, sondern auch in ihren. Nachdem er das nun überprüft hatte, konnte er sich dringenderen Problemen zuwenden. Er winkte die Soldaten zu sich und verließ den Raum. Die Männer folgten ihm etwas unwillig. Offensichtlich konnten sie sich von dem Anblick kaum trennen. Endlich zogen sie die Tür hinter sich ins Schloss und ließen die Königin allein.
    Zurück im Heiligtum eilte der Erwählte in die Kerker. Die Folterknechte hatten bislang aus dem Jungen nichts herausbekommen können. Der Erwählte vermutete, dass es auch dabei bleiben würde, trotzdem ließ er sie fortfahren. Ab und zu verhielten sich Gefangene anders als gedacht oder waren zäher als erwartet. Aber am Ende war es immer gelungen, auch die Widerspenstigsten unter ihnen zu brechen. Selbst der Prinz würde nicht ewig standhalten. Der Erwählte wies die Männer an, darauf zu achten, dass sie langsam vorgingen und dem Gefangenen Pausen gewährten, damit er sich erholen konnte. Niemand hatte etwas davon, wenn ihnen das Kind unter den Händen wegstarb. Nagende Unruhe trieb den Erwählten wieder nach oben, und er zog sich in sein Gemach zurück, denn er brauchte Ruhe, um nachzudenken.
    Er hatte in dem Glauben gelebt, dass ihn nichts mehr überraschen könnte. Während die Stadt bereits schlief, war der Erwählte noch wach und fragte sich, wie ihm nur hatte entgehen können, dass der Thronfolger ein Dämon war? Ohne es zu merken, schüttelte er unaufhörlich den Kopf. Sicher, der Junge war ihm stets ungewöhnlich erwachsen und eigensinnig vorgekommen, und er spürte, dass dies auf eine große innere Kraft zurückzuführen war. Doch nie hätte er solch einen Grund vermutet. Der Eigensinn der Königin ähnelte zwar dem ihres Sohnes, war aber schwächer ausgeprägt, und sie hatte sich heute als reinblütig erwiesen. Allerdings konnte er sich auch jetzt beim besten Willen nicht vorstellen, dass der verstorbene König der Schuldige war. Dazu war er zu verweichlicht gewesen und hatte zu viele Laster besessen, die mit einem Träger von Dämonenblut unvereinbar waren. Ob jemand das Kind ausgetauscht hatte? Nein, dazu glich der Junge zu sehr seiner Mutter. Es war überaus ärgerlich, dass die Amme entwischt war und nicht mehr befragt werden konnte. Sie hätte die Lösung des Rätsels sicher gekannt, das bewies schon ihre Flucht. Die Flammenkrieger mussten sie finden! Warum hatte er nie auf sein Gefühl vertraut? Ihre versteckt aufsässige Art hatte ihn schon lange gestört, und wäre er dem früher nachgegangen, wäre alles anders gekommen. Dann säße er jetzt nicht hier und zerbräche sich den Kopf.
    Wieder plagte ihn die Furcht, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Er versuchte sich an den Abend von Dallachars Geburt zu erinnern. Hatte es irgendwelche ungewöhnlichen Vorkommnisse im Palast gegeben? Unbekannte Besucher? Nein, es war ihm nichts und niemand gemeldet worden. Wie immer herrschte Dunkelheit in jener Nacht und es regnete wie meist. Das hatte die Menschen kaum davon abgehalten, in den Gassen zu feiern. In ihrer Begeisterung hatten sie sogar die Wolken am Himmel willkommen geheißen. Am Himmel …? Plötzlich regte sich die Ahnung eines Verdachts in ihm, kroch empor in sein Bewusstsein und formte sich zu einem Gedanken. Das konnte doch … nein, es war nicht möglich, dass er das übersehen …! Panik schüttelte ihn wie noch nie in seinem ganzen Leben. Rasch verließ er sein Zimmer und rannte beinahe über die Flure, um den Priester zu wecken, der sich mit dem Lauf der Sterne auskannte. Er verzweifelte fast an der Begriffsstutzigkeit des Mannes, dem es nicht gelang, den Schlaf abzuschütteln. Ungläubig hörte er sich an, dass es dauern würde, das Gewünschte herauszufinden. Es kostete ihn die größte Mühe, den Priester nicht mit bloßen Händen zu erwürgen. Nachdem er ihn schließlich so ruhig, wie es ihm angesichts seiner Wut möglich war, fragte, ob er lieber in einer Zelle im Kerker rechnen wollte, kam endlich

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