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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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Stimme in ihm flüsterte, dass es vergebens war, Hoffnung zu hegen.
    »Maidin, sag mir, was du siehst. Gibt es Rettung für uns?« Er versuchte, in dem Licht etwas zu erkennen, vielleicht sogar ihr Gesicht auszumachen, doch er musste die Augen geblendet abwenden. Sosehr er auch angestrengt lauschte, er hörte nicht einmal ein Wispern von ihr. Aithreo überlegte fieberhaft, was er noch tun könnte, obwohl er wusste, dass keine seiner Handlungen etwas bewirken würde. »Bitte lass dein Volk nicht im Stich, Maidin, bitte!« Es kostete ihn Mühe, seinen Stolz zu überwinden und um Hilfe zu betteln. Umsonst, alles blieb unverändert, außer dass das Licht schwächer zu werden schien. Zog sie sich zurück? Sollte das die Antwort sein? Sie würde einfach erlöschen und die Aos Sí mit ihr? Erschüttert sank Aithreo auf die Knie.
    »Maidin, hilf uns. Bitte hilf uns!«, schrie er und unbemerkt wurden seine Wangen nass. Der Wind heulte über den Felsen, wehte Aithreo das Haar ins Gesicht und trocknete die Tränen. Aber dieser verstand die Botschaft nicht.

    Bewacht von Flammenkriegern, die Arme um den Oberkörper geschlungen, als wollte sie so verhindern in einzelne Stücke auseinanderzubrechen, kauerte Aurnia auf einem Hocker in ihrem Gemach. Keiner der Soldaten sprach ein Wort. Sie warteten auf den Erwählten, der persönlich überwachen sollte, dass der Dämon sicher in die Kerker überführt und verwahrt wurde. Bis das Gegenteil bewiesen wurde, galt die Königin in den Augen der Priesterschaft selbst als Verdächtige. Wäre es nach den Soldaten gegangen, hätte man Aurnia gleich mit in den Kerker gesperrt, aber offen würden sie die Entscheidung des Erwählten nicht anzweifeln.
    Sie waren sichtbar erleichtert, als der Erwählte zurückkehrte. Ohne auch nur einen Augenblick Zeit zu verlieren, kam er zur Sache. »Zieht Euch aus!«, wies er Aurnia kurz und knapp an.
    Sein Befehl erntete nur einen erstaunten Blick, als wäre sie sicher, ihn missverstanden zu haben.
    Er hätte dieses dumme Weib schütteln können! Auch er wollte diese Angelegenheit so schnell wie möglich hinter sich bringen. Es war viel wichtiger herauszufinden, wie es zu dem Unglück mit Dallachar gekommen war. Um das Ganze zu beschleunigen, ließ er sich ausnahmsweise zu einer Erklärung hinreißen: »Ich muss wissen, ob Ihr wie Euer Sohn irgendwo am Leib eine Feder versteckt habt.«
    »Ich werde mich sicher nicht vor Euch ausziehen!« Aurnia hatte ihr Erstaunen anscheinend überwunden und sah ihn empört an. Dazu hatte sie kein Recht und er würde diese Aufsässigkeit sofort im Keim ersticken müssen.
    »Bevor nicht erwiesen ist, dass Ihr frei von Dämonenblut in Euren Adern seid, habt Ihr keinerlei Rechte und genau drei Möglichkeiten: Ihr zieht Euch selbst aus oder meine Soldaten ziehen Euch aus!« Hier machte er eine kurze Pause, um die Worte wirken zu lassen. In den Augen der Flammenkrieger erwachte schlagartig eine Gier, die er verabscheute, Aurnias Ausdruck zeigte nacktes Entsetzen. »Die dritte Möglichkeit ist, ich lasse Euch in den Kerker schaffen und alles Weitere erledigen die Männer dort – ohne mich!« Es war unnötig auszuführen, dass sie dann nicht mehr unter seinem Schutz stünde, sie hatte augenblicklich verstanden, was anders wäre ohne seine Anwesenheit. Es war deutlich genug in den Mienen der Soldaten zu lesen.
    Langsam stand Aurnia auf. Kreideweiß im Gesicht öffnete sie die Knöpfe und Schleifen ihres Kleides. Ihre Finger zitterten so sehr, dass sie unendlich lange brauchte. »Blume«, wisperte sie. Und immer wieder: »Blume …«
    Trotz seiner Ungeduld hütete er sich, sie anzutreiben, er spürte, dass sie nahe daran war, zu zerbrechen. Sollte sie kein Dämon sein, brauchte er sie noch, um das Volk in Schach zu halten. Sie würde ihm nichts mehr nützen, wenn sie dem Irrsinn verfiel wie ihre Mutter. Als sie endlich nackt war, befahl er ihr ans andere Ende des Zimmers zu gehen. Sie sollte außer Reichweite ihrer Kleider sein, falls eine Feder darin eingenäht wäre. Er war unsicher, wie weit deren magische Kraft reichen würde.
    Aurnia gehorchte diesmal ohne Widerspruch. Sie ging seltsam unbeholfen, schwankte bedrohlich und einer der Soldaten musste sie am Arm packen, um zu verhindern, dass sie stürzte. Sobald er sie berührte, begann sie wie eine Verrückte zu schreien, und der Mann fuhr erschrocken zurück. Mit schnellem Schritt war der Erwählte bei ihr und zum zweiten Mal an diesem Tag schlug er der Königin ins Gesicht.

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