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Die Flammen der Dunkelheit

Die Flammen der Dunkelheit

Titel: Die Flammen der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyne Okonnek
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sehen konnte. Dieser hatte nicht viel darüber erzählen wollen, nur dass der Turm zum Königspalast gehörte. Glic hatte ihn beinahe erreicht, da versperrten ihm in einer schmalen Seitengasse plötzlich einige Jungen den Weg. Blitzschnell hatten sie ihn eingekreist und musterten ihn finster. Glic dachte, es wäre besser erst einmal abzuwarten, und verhielt sich ruhig. Er konnte sich nicht vorstellen, was sie von ihm wollten.
    »Wer bist du? Was machst du hier?«, fragte ihn einer der Wegelagerer, der gut anderthalb Köpfe größer und vermutlich der Anführer war, unfreundlich.
    »Ich gehe die Gasse entlang«, antwortete Glic so unbefangen wie möglich, während er innerlich vor Wut mit den Zähnen knirschte.
    Ein anderer Junge stieß ihn unsanft in die Seite. »Wir kennen dich nicht!«
    »Ich euch auch nicht.« Glic war es gerade noch gelungen, das Gleichgewicht zu halten.
    »Was willst du hier?« Die Stimmung wurde bedrohlicher. Offensichtlich fanden sie Glics Antworten weder komisch noch zufriedenstellend.
    Doch Glic blieb bei seinem Kurs. »Was wollt ihr von mir?«, fragte er, nun ebenfalls etwas lauter werdend.
    »Wir fangen Dämonen!«, piepste der Kleinste von ihnen, der Glic gerade bis zum Bauchnabel reichte, mit wichtiger Miene.
    »Halt den Mund!«, zischte ihn ein anderer an und zerrte ihn nach hinten. Die Bande zog ihren Kreis um Glic immer enger.
    »Wenn ihr Dämonen wollt, dann sucht woanders!« Nun wurde Glic mulmig zumute, aber er ließ es sich nicht anmerken.
    »Ist das kein Dämon?«, mischte sich der Kleine wieder ein, zeigte auf Glic und hopste aufgeregt auf der Stelle.
    »Das werden wir herausfinden!«, sagte der Anführer und Glic wusste, es war höchste Zeit, zu verschwinden. Doch bevor er einen einzigen Schritt machen konnte, hatte ihn der Anführer gepackt und wollte ihn mit sich ziehen. Glic überlegte verzweifelt, wie er sich verhalten sollte. Setzte er seine ganze Körperkraft ein, würde er sich verraten. Aber wer weiß, was diese Verrückten mit ihm anstellten, wenn es ihm nicht gelang ihnen zu entkommen. Um Zeit zu gewinnen, wehrte er sich gerade genug, dass er den großen Jungen aufhielt.
    »Lass mich los!«, rief er, obwohl ihm klar war, dass es vergeblich sein würde.
    Aber da kamen zwei Erwachsene des Weges, und er hoffte, dass sie eingreifen und ihm helfen würden. Die Angreifer beachteten die beiden nicht, und diese drückten sich tatsächlich hastig vorbei, ohne auch nur einen von ihnen anzusehen. Was sind das für elende Feiglinge?, dachte Glic empört. Er hatte jetzt die Nase voll und zerrte an dem großen Jungen, um sich loszureißen. Es war ihm inzwischen gleichgültig, ob sie seine ungewöhnlichen Kräfte bemerkten, er wollte bloß weg von hier. Gerade gab er ein wenig nach, um sich im nächsten Augenblick überraschend auf den Anführer zu werfen, da ertönte ein lautes Kreischen über ihm. Die Jungen hatten kaum Zeit nach oben zu schauen und den Rabenvogel zu sehen, der sich angriffslustig auf sie stürzte. Alles ging rasend schnell. Glic hatte die Schrecksekunde des Gegners ausgenutzt, sich losgerissen und rannte, so schnell er konnte, davon, während der Vogel einen Angriff nach dem anderen flog und den Jungen die Gesichter und die Arme zerkratzte, mit denen sie versuchten ihre Köpfe gegen Krallen und Schnabelhiebe zu schützen. Zufrieden hörte Glic auf seiner Flucht, wie hinter ihm Schmerzensschreie durch die Gasse hallten.
    An einer Mauer hielt Glic schließlich etwas außer Atem inne. Er wusste gar nicht, wo er sich befand, denn er war der Dohle blindlings gefolgt, die plötzlich wieder aufgetaucht und vor ihm hergeflattert war, als wollte sie ihm den Weg zeigen. Aufmerksam schaute er sich um. Unterhalb der Mauer hörte er das Meer rauschen. Links konnte er in der Ferne den Turm auf der Klippe sehen, in dem nachts ein Feuer brannte. Benen hatte ihm erklärt, dass dies ein Leuchtturm war, der den Fischern auf dem Meer den Weg nach Hause weisen sollte. Wenn Glic dem Wasser den Rücken zudrehte, dann ragte vor ihm ein großes achteckiges Gebäude zwischen den Häusern auf. Die Dohle landete auf seiner Schulter und zupfte ihn am Ohr, als suchte sie Aufmerksamkeit zu erwecken. Glic streichelte den Vogel, dem er die gelungene Flucht vor den verrückten Kindern verdankte.
    »Danke!«, wisperte er dabei und kraulte seinen Nacken. Wie oft hatte ihm das Tier schon geholfen! Aber nicht nur deshalb war er froh, es damals vor den Falken der Flammensoldaten gerettet zu

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