Die Flammen meiner Leidenschaft
Antwort war offenkundig. Sie war eine Yankee, und Tanner hasste Yankees. Männer!, dachte sie. Sie sind eingebildet, anmaßend und unberechenbar. Diese Erfahrung hatte sie schon vor langer Zeit gemacht, als ihre Verlobung in die Brüche gegangen war. Männer konnten ihre Lust mit jeder Frau befriedigen, sogar mit einer, die sie hassten, der Liebesakt war für sie nicht mehr als sexuelles Vergnügen.
»Geh zum Teufel!«, sagte Tanner zornig. »Ich hätte nicht übel Lust, dich deinem Schicksal zu überlassen, wo du doch so mächtig unabhängig bist. Ich brauche dein Geld nicht. Ich brauche dich nicht. Die einzige Frau, die ich jemals gebraucht oder gewollt habe ... verdammt!« Er schnappte sich sein Hemd und die Weste, hob die Plane am Heck an und spähte in die Dunkelheit hinaus.
Ashley verharrte still. War Tanner im Begriff gewesen, ein kleines Teil des Puzzles preiszugeben, das er sein Leben nannte? »Du kannst mich nicht verlassen, Wir sind verheiratet, erinnerst du dich?«
Sein bitteres Lachen ließ sie erschauern. »Wenn ich dir nicht mein Wort gegeben hätte, dass ich dich sicher bis ans Ziel begleite, wäre ich schneller weg, als du gucken kannst. Leg dich jetzt schlafen, bevor ich vergesse, dass ich so was wie Ehre habe, und doch das tue, was mein Körper will.«
Er sprang abrupt vom Wagen. Ein paar Minuten später hörte Ashley, dass er sich unter dem Wagen hinlegte. Sie war immer noch benommen. Ihr Mund fühlte sich seltsam an nach seinen Küssen, und in ihrem Körper wallte eine sonderbare Art Hitze. Was um Himmels willen war mit ihr los?
Der verdammte Rebell brachte sie um den Verstand! Und das, wo sie doch fünfundzwanzig war und kein unbedarftes
Mädchen mit Herzchen auf den Augen.
* * *
Am nächsten Tag geschah das Unglück. Beim Durchfurten eines angeschwollenen Flusses kippte einer der Planwagen um, und die Insassen stürzten ins Wasser. Ein Kind ertrank. Sie beerdigten es am Flussufer und ließen ein schlichtes Holzkreuz zurück, um das kleine Grab zu markieren. Zwei Tage später bekam ein Kind die Windpocken. Bevor die Krankheit überstanden war, erlagen ihr drei weitere Kinder.
Ashley sah Tanner nur selten, was ihr gut passte. Sie kochte ihre Mahlzeiten, aber das war ihre gesamte Kommunikation während der folgenden hektischen Wochen.
Nach einem besonders anstrengenden Tag mit schwerem Regen und Gewittern stoppte der Treck früh. Es war unmöglich, Feuer zu machen, und die meisten Familien aßen eine kalte Mahlzeit aus Resten und zogen sich früh in ihren Planwagen zurück. Als der Regen schwächer wurde, verließ Tanner den Wagen, erkletterte einen der Hügel, die den Lagerplatz umgaben, und setzte sich an einen Felsen. Er hatte sich wieder freiwillig zum Wachdienst gemeldet, um nicht in der Nähe der Frau schlafen zu müssen, die nur dem Namen nach seine war.
Die launische Yankee, die noch mein Tod sein wird, dachte er bitter. Hätte er gewusst, wie schwierig dies werden würde, hätte er sich nie und nimmer auf Ihr Angebot eingelassen, auch wenn die Alternative das Militärgefängnis gewesen wäre. Aber wer hätte gedacht, dass er jemals eine verdammte Yankee begehren würde, die ihn und seine Herkunft genauso hasste wie umgekehrt? Dennoch wollte er sie. Wenn er an die rothaarige Yankee auch nur dachte, wurde er erregt.
Zur Hölle mit ihr, dachte er, als er in seinem Regenumhang dahockte und in die Dunkelheit starrte. Ashley war nicht Ellen, und er verdiente keine weitere Chance, glücklich zu sein.
Ashley zog ihr Nachthemd an, legte sich auf ihr Lager und zog die Decke bis zu ihrem Kinn. Sie dachte kurz an Tanner, sah vor ihrem geistigen Auge, wie er im Regen saß, und war sofort aufgewühlt. Allein, dass sie überhaupt an ihn dachte, beunruhigte sie. Sie klopfte ihr Kissen aus und versuchte zu schlafen. Eine Stunde später hörte der Regen auf, und der Mond stieg am Himmel.
Das Geräusch war so leise, dass Ashley es kaum wahrgenommen hätte, doch sie bemerkte den silbernen Mondschein, der in den Wagen fiel, als die Plane am Heck angehoben wurde und jemand hereinschlüpfte. Die Plane fiel wieder zurück, und der helle Lichtstreifen verschwand. Ashley wusste, dass sie nicht mehr allein war; schwere Atemzüge verrieten den Eindringling. Sie stemmte sich auf einen Ellenbogen auf und spähte in die Dunkelheit, von der sie umgeben war.
»Tanner, bist du das?«
Das Lachen war leise und bedrohlich und gehörte zweifellos nicht Tanner.
»Wer ist da?«
»Nicht Ihr Mann, Mrs MacTavish.
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