Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
Vom Netzwerk:
auch von Wieland, dem Schmied und seiner Kunst singen und sagen gehört, als ich am Hofe König Karls weilte“, nickte Sigurd Schildspalter. Er war von seinem Einödhof außerhalb von Quillerheim herübergekommen und war am Abend der Siegesfeier der geehrte Gast in der Schmiedehütte. Abrupt setzte er den Holzbecher mit der Ziegenmolke ab. „Viele Schmiede des Nordens erzählen, dass sie ihr Handwerk bei einem der Nachfahren Wielands gelernt haben!“
     
    „Auch mich unterwies ein tüchtiger Handwerker in der Kunst von Hammer, Zange und Amboss, der Wieland zu seinen Ahnen zählte“, erklärt Snorre voll Stolz. „Doch das Gewerk des Legenden-Meisters vermochte niemand seiner Schüler zu erreichen.“
     
    „Es gibt ein Lied vom Schwerte Mimung , das Wielands Kunst schuf. Und er gab der Waffe den Namen seines eigenen Schmiedemeisters, des kunstvollen Zwerges Mime“, setzte Sigurd seine Erzählung fort. „Der Mimung zerbiss das Holz der Schilde und zerschnitt das Eisen von Rüstungen und Waffen. Wieland schuf dieses Schwert und wohl auch die Axt für Wittich, seinen einzigen Sohn. Wittich aber war an der Tafelrunde des Heldenkönigs Dietrich von Berns der beste seiner Recken.“
     
    „Also sind Widars Axt und mein Schwert ganz berühmte Waffen“, aus der Stimme von Lars klang unbändiger Stolz. Für ihn war das Wissen, eine Waffe aus Wielands legendärer Werkstatt zu schwingen, etwas ganz Besonderes.
     
    „Ob Wieland dieses Schwert und die Axt tatsächlich schmiedete, weiß ich nicht. Aber eins ist sicher. Gewöhnliche Waffen sind es nicht“, gab Sigurd zur Antwort. „Ich kannte Sven Blutaxt in den Tagen, da ich ein Jüngling war und ich zu seiner Heimstätte wanderte, um bei ihm die Waffenkünste zu erlernen. Ja, Widar, dein Waffenmeister war auch der Meinige“, sagte er lächelnd zu dem hochaufgeschossenen Burschen, dessen langsam wachsender rötlicher Haarschopf wieder reichlicher wucherte.
     
    „Deshalb gelang es mir nicht, dich mit einer kleinen Finte beim Übungskampf zu besiegen“. Über das Gesicht Widars glitt bei diesen Worten ein Lächeln.
     
    „Ja, Sven Blutaxt lehrte mich das blutige Kriegshandwerk“. Fuhr der Schildspalter fort, „Und er erzählte mir die wahren Geschichten des Schwertes und der Axt, die ihm der Mann kündete, dessen sterbender Hand er sie entwand. In der Tat sind sie sehr alt und ehrwürdig! Ein König namens Wittichis schwang einst das Schwert beim Sturm auf die Raben-Stadt und die gewaltige Roma-Burg. Und mit der Axt kämpfte der heldenhafte König Teja seinen letzten Kampf.“
     
    „Die Namen dieser Könige habe ich noch niemals gehört“, gestand Lars. „Welchem Volk des Nordens gehörten sie an?“
     
    „Es waren Könige der Goten. Und die Goten waren ein Volk tapferer Odins-Söhne aus der See-Dänen Reich. Vor undenklichen Zeiten, so erzählen die Sagas, wanderte der dritte Teil dieses Volkes aus dem Nordland nach Süden ab, weil der karge Boden nicht genug Nahrung bot. Sie sind unsere verlorenen Brüder und Vettern, die ausziehen mussten, um mit dem Schwert Raum für den Pflug zu schaffen.
     
    Es gibt viele Sagas und Legenden von den Goten, die heute in veränderter Form von den Skalden an den Feuern des Nordens gesungen werden. Sie künden von heldenhaftem Kampf und schwärzesten Verrat, von großen Königen und tückischen Schurken. Solange Dietrich von Bern, ihr größter König, die Krone trug, waren die Goten glücklich. Dann aber überzogen fremde Völker ihr Land mit Krieg. Und die Blüte der Goten verblutete im Heldenkampf vor den Mauern der gewaltigen Roma-Burg und der Rabenstadt.“
     
    „Die geschlagenen Reste des Goten-Volkes entließ man in ihre Heimat. Die Waffen aber brachten sie als Vermächtnis ihrer toten Helden und Könige aus dem Wonneland Italia zurück nach Nordland.“ setzte Widar hinzu. „So jedenfalls berichtete“, und Widar zögerte einen Lidschlag“, mein Vater. Und Sven Blutaxt gewann das Schwert und die Axt nach blutigem Kampf als Sieg-Beute aus den Händen der letzten beiden Goten-Helden, die ihm am Hofe des damaligen Dänenkönigs Siegfried im Met-Rausch ihre Stärke und Kampfkraft beweisen wollten.“
     
    „Was nützt die beste Axt und das vorzüglichste Schwert, wenn der Arm nicht stark und der Körper nicht gewandt und ausdauernd genug ist, im Kampf zu wehren und zu wagen“, nickte Snorre. „Ich hörte von diesem Kampf singen und sagen, dass Sven mit seinem eigenen Schlachtbeil dem Träger des Schwertes und

Weitere Kostenlose Bücher