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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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dem Schwinger der Axt zu gleicher Zeit entgegen trat. Die Skalden künden, dass der Kampf sehr kurz war, denn bevor sich die Angreifer mit Waffe oder Wehr decken konnten, hatte Sven ihnen mit zwei mächtigen Beil-Schlägen den Weg nach Walhall gewiesen und ihnen mit heiligem Beuterecht die herrlichen Waffen aus den erstarrenden Fingern gewunden. Seit diesem Tage führte Sven den Ehrennamen Blutaxt.“
     
    „Aber ist es denn wirklich wahr, dass diese Waffen einst von Heldenkönigen der fernen Vergangenheit in den ewigen Sehnsuchts-Ländern unseres Volkes im Süden geschwungen wurden?“, fragte Lars mit einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme.
     
    „Ja, so ist es“. Nickte Sigurd. „Denn als ich am Hofe des Frankenkönigs weilte, redete ich mit gelehrten Männern, welche die Namen der Könige Wittichis und Teja aus alten Schriften sehr gut kannten. Sie lebten in den Tagen, als König Chlodowech mit Gewalt und Heimtücke das Frankenreich unter seinem Zepter vereinigte. Das Schwert war Graf Wittichis zu eigen, einem Helden am Hofe des Goten-König-Theoderich, der in der mächtigen Raben-Stadt Ravenna das Lande Italia regierte. Als Theoderich, der Heldenkönig, gestorben war, brachen die Heere des Kaisers Justinian von Greeka-Land in Italia ein. Die Nachfolger aus der Familie des großen Theoderich waren so schwach, dass sich das Volk der Goten von ihnen löste und Graf Wittichis, einen bewähren Feldherrn Theoderichs, als König auf die Schilde hob. Und solange er kämpfte, schwang er das Schwert, das nun deine Hand hält, Lars Wolfssohn!“
     
    „Ich will dem Heldennamen dieses Königs Ehre machen“, sagte Lars mit leuchtenden Augen. „Wenn ich dieses Schwert zum Kampf ziehe, dann wird der Name Wittichis mein Schlachtruf, wie es der Name des Herzogs Widukind ist, wenn ich den Sachs zücke.“
     
    „Erzähle mehr von diesem Heldenkönig“, bat Snorre, der Geschichten von tapferen Männern für sein Leben gern hörte.
     
    „Wittichis lebte als Held, solange er nicht die Krone trug“, Sigurds Stimme klang traurig. „Misswende kam über das Volk der Goten. Die Blüte des stolzen Volkes verblutete beim Kampf um die mächtige Roma-Burg. Nur durch eine List, die Loki nicht tückischer ersinnen konnte, wurde er von seinen Feinden gefangen genommen und nach Byzanz geschickt, wo er bald in Gram um das Schicksal seines Volkes den Strohtod starb.“
     
    „Byzanz? Kaiser von Greekaland?“ Lars horchte auf. „Ich höre Namen, ohne zu wissen, was sie bedeuten.“
     
    „Eine goldene Stadt hinter einem Meer von Inseln, die von einem mächtigen Herrscher, der sich Kaiser nennt, regiert wird“, sagte Sigurd. „Ich habe am Hofe König Karls davon gehört. Und immer träume ich davon, einmal diese Stadt zu sehen und den Palast des Kaisers ...“
     
    „... auszuräumen!“ vollendete Snorre und schlug dröhnend mit der Faust auf den Tisch. „Da finden sich bestimmt genügend Dinge, die ein tüchtiger Nordmann gebrauchen kann.“
     
    „Unsere Schiffe sind nicht für eine solche lange Reise zu gebrauchen!“ wehrte Sigurd ab.
     
    „Ich hörte davon, dass Agnar Bieberzahn einmal nach Greeka-Land segelte. Gorm Sturmkrähe führte das Steuer auf der Fahrt ins Meer von Midgard“, brummte Snorre. „Agnar und seine Männer heerte auf einigen der Inseln, fand jedoch keine brauchbare Beute und kehrte um, damit das Korn rechtzeitig eingefahren werden konnte. Das Volk dort unten ist sehr verweichlicht und die Sklaven, sie sie von dort mitbrachten, starben rasch.“
     
    „Irgendwann möchte ich einmal dorthin segeln und die Wunder der hochgetürmten Roma-Burg, das goldene Byzanz und den Heldenkönig Karl sehen“, rief Lars Wolfssohn mit blitzenden Augen.
     
    „Bei dieser Fahrt bin ich an deiner Seite“, sprach Widar und schwer legte sich seine Hand auf des Wolfssohnes Schulter.
     
    „Ich hoffe, dass ihr dann auch noch Platz für einen alten, klapprigen Krieger wie mich auf dem Schiff habt“. Sigurd Schildspalter lächelte, „Denn auch mich gelüstet es, diese Märchenwelt des Südlandes zu beschauen und ...“
     
    „... die Reichtümer dieses herrlichen Landes an Bord des Schiffes zu bringen“, lachte Snorre. „Oh, dass mir Odin die vergangenen Jahre zurückgeben möge. Könnte ich zwanzig Jahre abschütteln. Oder nur zehn ... oder fünf ...“ Verbittert knirschte er mit den Zähnen.
     
    „Von dem Schwert hast du erzählt“, Widar zupfte Sigurd am Ärmel. „Doch nun künde auch von dem Heldenkönig,

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