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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Snorre, in dem Lars Wolfssohn seit seiner Geburt lebte, lag am äußersten Ende der Siedlung und war nur zwei Bogenschussweiten vom Quiller entfernt. Ein kleiner Brunnen neben dem Wohnhaus lieferte kristallklares Wasser. Im Verlauf seines arbeitsreichen Lebens hatte es der Schmied zu einigem Wohlstand gebracht und die ursprünglich recht kleine Kate mit größeren Anbauten erweitert. Er besaß sogar eine kleine Scheune, in der er neben dem Getreide, seinen Vorräten an Holzkohle und den drei Ziegen auch das Metall von zerbrochenem Gerät aufbewahrte, um es zu gegebener Zeit zum Ausbessern zu benutzen.
     
    Die Schmiedewerkstatt hatte Snorre direkt an das Wohnhaus angefügt. Im Winter wurde es nicht nur durch das Herdfeuer, sondern auch durch die Glut der Schmiede-Esse geheizt, deren Wärme durch eine geöffnete Tür drang. Auf die Werkstatt war noch ein zweites Stockwerk gesetzt worden, das man nur von außen durch eine Leiter erklimmen konnte. Hier war eine Räucher-Kammer, in der die Würste, Dörrfische und Schinken durch den Rauch des Schmiedefeuers die richtige Würze erhielten. Es gab kaum einen Bewohner von Quillerheim, der dem Schmied nicht gegen ein kleines Entgelt Würste, Fisch und Schinken anvertraute, um es im Rauch haltbar und würzig zu machen. Das Entgelt bestand in einem kleinen Teil des Geräucherten, was jedoch dem Schmied und seiner Familie für den täglichen Bedarf ausreichte. Und niemand wagte es, dem braven Schmied diese Ehrengabe streitig zu machen. Noch heute erzählte man sich schmunzelnd von Thorsten Elchnases Vater, der zu geizig war, um Snorre seinen Anteil zu geben. Allerdings war dann der nächste Schinken verschwunden und das genüssliche Rülpsen zwischen den Hammerschlägen zeigte an, dass der Schmied sich einmal so richtig satt gegessen hatte.
     
    Die Einrichtung von Snorres Haus war einfach, aber gediegen. Und Wiltrudis war eine tüchtige Hausfrau, die ihre Wirtschaft in Ordnung hielt. Die Schnitzereien der beiden Pfosten neben dem Hochsitz stellten Magni und Modi, die Söhne Thors dar, die jeder mit hochauf streckten Mjöllnir-Hammer des Vaters das Dach stützten. Die Rückenlehne des Hochsitzes stellte in einem Relief den Donnergott selbst dar, wie er mit lang wallendem Rotbart auf seinem Wagen stehend über die Wolken fährt. Die beiden Armlehnen liefen in gehörnte Schädel aus, denn der Wagen des Donnerers wird nach dem Glauben des Nordens von zwei Ziegenböcken gezogen. Der Kessel über der zentralen Feuerstelle, in dem der Brei der Mahlzeiten dampfte, war aus gehämmerter Bronze und das Geschirr auf den Regalen aus sorgsam in der Schmiede-Esse gebranntem Ton, den man vorher mit kunstvollen Ornamenten verzierte. Allerdings wurde für die gewöhnliche Speisung ein Napf aus Holz oder ein einfaches, aus der Rundung eines Baumstammes geschaffenes Brett benutzt.
     
    Die Schlafstellen waren auch hier in die Nischen eingearbeitet. Widar teilte mit Lars die Lager-Statt, während die beiden jungen und wohlgestalteten Mägde, die der Schmied neben einigem Roheisen und Bronzeplatten als Beute erhalten hatte, zur Nacht aus dem Wohnhaus verbannt wurden. Mit einem Seitenblick auf die beiden Jünglinge verfügte Wiltrudis, dass ihr die beiden Mägde zwar am Tage zur Hand gehen sollten, zur Nacht jedoch nebenan im Stall bei den Ziegen zu schlafen hatten.
     
    Widar hatte für den Wetterschlag einen neuen Schaft aus hartem Eschen-Holz geschaffen und Lars freute sich über Schneefall , das kostbare Schwert, das der Schmied nicht genug bewundern konnte, nachdem er die Klinge ausgiebig geprüft hatte. Sie zerbiss das Eisen, dass er selbst bearbeitete, zerschnitt Leder wie Butter und spaltete das Holz eines Linden-Schildes.
     
    "Wenn es uns gelingt, das Eisen so geschmeidig und dennoch so hart zu machen, wie es dem ehrenwerten Schmiedemeister bei dieser Klinge gelungen ist, dann wahre dich, weiches Südvolk“, brummte Snorre und ließ die Fingerkuppe immer wieder prüfend über die Schneide gleiten.
     
    „Mein ... mein Vater erzählte immer, dass dieses Schwert und diese Axt das Werk des kunstvollen Schmiedes Wieland sind“, erzählte Widar und Snorre zog die Augenbraue empor. „Es gibt eine Saga von König Thydekr von Verona, den das Südvolk Theoderich oder Dietrich von Bern nennt. Darin singen die Lieder von einem schwertgewaltigen Helden mit Namen Wittich. Dieser Wittich schwang einst dieses Schwert für Dietrich von Bern.“
     
    „Ich habe von Wittich, von Dietrich von Bern und

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