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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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der die Axt schwang. - Bitte.“ setzte er hinzu.
     
    „Wie ich sagte, hatten die Schicksalsmächte die Not-Rune über das Volk der Goten geworfen“, nahm Sigurd nach einem Schluck Molke die Erzählung wieder auf. „Zwar hatten sie noch eine kurze Zeit der Notwende, als man Totila zum König machte. Ein junger Held wie mein Namensvetter Sigurd, der Fafnirschläger, führte die Goten zu den letzten Siegen aber auch in den Untergang. Er fiel in heldenhaftem Kampf gegen die Heere des Kaisers von Greeka-Land, die ein Mann namens Narses führte. Dieser war vom Körper her ein Zwerg. Doch von seiner Geisteskraft war er ein Riese und man weiß von ihm, dass er nie eine seiner Schlachten verloren hat.
     
    Nachdem König Totila in der Schlacht den Speer-Tod starb, wurde sein Freund Teja, den sie den Schwarzen Grafen nannten, als der letzte König seines Volkes auf die Schilde gehoben. Zwar führte König Teja auch meisterhaft das Schwert, doch seine besonders bevorzugte Waffe war dieses Schlachtbeil. Teja führte sein Volk an den Fuß eines Berges namens Vesuv, in dem Feuer lodert wie in den Schlünden von Muspel-Heim. Er sollte den Unwehrhaften und auf den Tod Wunden das Tor zum Ausweg aus der drohenden Sklaverei sein.
     
    Mit einem Schild und dieser Axt stand König Teja an der Spitze des Kampfkeils seiner Goten-Helden, bis er nach vielen Stunden von einer Lanze tödlich getroffen wurde. Seinem Volk aber gewährte der Feldherr von Greeka-Land freien Abzug nach Nordland. Das Schwert des Königs Wittichis und die Streitaxt des todeskühnen Schwarzkönigs aber nahmen die Goten mit auf ihrem Weg über die Alpenberge und hüteten sie als heiligsten Schatz der letzten Reste ihres stolzen Volkes. Wie die Waffen in die Hände eines Kämpfers gelangten, der mit ihnen Sven Blutaxt herausforderte, weiß ich nicht.“
     
    „In Ehren will ich die Axt führen und Teja wird mein Schlachtruf sein, wenn ich den Wetterschlag schwinge“, gelobte Widar mit feierlicher Stimme.
     
    „Zu neuem Ruhm werden wir die Waffen führen und stolz mögen die Goten-Könige von Walhall aus zusehen, wie wir mit Schwert und Axt von Sieg zu Sieg eile“, setzte Lars hinzu.
     
    „Helden-Söhne!“, grölte Snorre begeistert. „Ha, der alte Geist der Wikinger ist nicht tot. Und die Geister der erschlagenen Helden ziehen euch voran auf eurer Fahrt.“
     
    „Welch seltsames Schicksal hat diese beiden Waffen aus den Fluren des ewigen Frühlings zurück in die Nebelwelt des Nordens geschickt?“, sagte Sigurd Schildspalter nachdenklich. „Sind sie der Ruf der Schicksalsgötter, die Schnäbel unserer Wogen-Renner nach Süden zu lenken, wo besseres Land reiche Kornernte verspricht und auf grünen Matten das Vieh dick und rund wird?
     
    Immer wieder sind ganze Volksstämme von Odins-Söhnen dorthin gezogen und unter der Sonne zerschmolzen wie die Eisberge unserer Heimat. Doch nur die Kunde von ihrem Untergang drang zu uns nach Norden. Dahingegangen ist das stolze Volk der Goten, erschlagen von den Hunnen liegen die Burgunder und verweht der ruhmreiche Stamm der Vandalen. Aber das Volk des Nordens ist so zahlreich wie die Sterne am Firmament. Und wir sind zu viele Mäuler, die auf den kargen Felsen das tägliche Brot finden müssen. So treibt uns denn, wie einst jene dahingegangenen Völker, irgendwann der Hunger auf die Kriegsfahrt nach Süden.
     
    Und gerade jetzt, in diesen Tagen, tauchen die Legenden-Waffen der Goten-Könige bei den letzten Nachfahren ihres ruhmreichen Geschlechts wieder auf. Gibt uns Siegvater durch diese Waffen aus Urväter-Tagen ein Zeichen, jetzt die kargen Felsen der Heimat zu verlassen, um in den Südlanden neue Reiche zu errichten?“
     
    Doch die Antwort für Sigurd Schildspalter kam nicht mit der Stimme eines Menschen, denn die Göttern selbst schienen sie zu geben.
     
    Machtvoll röhrte der Hall des Stierhorns durch die Abenddämmerung. Und obwohl jeder wusste, dass Olaf Metkanne mit dem Horn-Ruf die Thing-Gemeinschaft in die Halle des Jarls rief, so schien es doch auch ein Heer-Horn zu sein, das die Mannen zu Waffen und Wagnis rufen wollte.
     
    „Das Tosen des Hornes. Ist der Ruf des Stierhorns ein Zeichen der Hohen von Walhall? Rufen uns die Götter selbst zum Aufbruch, nach alter Väter Sitte den Zug nach Süden zu wagen?“ murmelte der Schildspalter nachdenklich.
     
    „Zum Mahl und Met ruft das Horn!“ rief Snorre fröhlich und erhob sich. „Ein Handwerksmann freut sich der Atzung und des Trunks. Aber

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