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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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ein freudiges Erkennen über ihr Gesicht, ihre herb, aber dennoch von eigenartiger Schönheit geprägten Züge erhellen sich und ihre Gestalt schien empor zu wachsen.
     
    Die Augen der Tischgenossen blickten auf Lars Wolfssohn, der hilflos mit der Schulter zuckte. Ihm war es genau so sonderbar wie den Gefährten, dass dieser stolze Krieger vor seiner Mutter niederkniete wie ein Vasall. Was hatte das Weib des Schmiedes mit dem Heldenherzog des Südens zu tun? Weder Lars Wolfssohn, noch Snorre, der viele Jahre mit ihr in einem Hause lebte oder die anderen Männer und Frauen von Ringan-Fjord konnten mit dieser Begrüßung etwas anfangen. Nie hatte Wiltrudis etwas von ihrer geheimnisvollen Herkunft berichtet.
     
    Nun nun nannte der Fremde bei dieser seltsamen Begrüßung den Namen des Sachsenherzogs Widukind, dessen Heldentaten selbst an den Feuern des Nordens besungen wurden. Welches Geheimnis umgab Wiltrudis, dass ihr dieser Mann, zweifellos ein Fürst seines Volkes, diese unerwartete Ehrenbezeugung zuteil werden ließ?
     
    Was nun geschah, brachte Lars Wolfssohn aus der Fassung. Seine Mutter beugte sich zu den Fremden herunter, zog ihn empor und riss ihn laut jubelnd an ihre Brust.
     
    „Heil dir, Wulfegar, Welfos Sohn!“ rief sie mit lauter Stimme. „Heil Sachsenlandes edler Sohn! Die Jahre änderten deine Gestalt, nicht den hehren Klang deiner Stimme und den Stolz deiner Augen. Wie viele Sommer sind vergangen seit jenen glücklichen Tagen auf der Hammerburg?"
     
    „Ha, sie erkennt mich. Wiltrudis hat mich erkannte, obwohl die Jahre sind nicht spurlos an uns vorüber gegangen sind“, lachte der mächtige Sachse. „Doch die Erinnerungen klärten unseren Blick. Ja, ich bin Wulfegar, der Gespiel deiner Jugend, der dir die ersten Pfeile schnitze und dich lehrte, die Rosse zu bändigen. Sieh hier neben mir Thursula, meine Tochter...!“
     
    „Warst du mir untreu, du Gefährte meiner Jugendspiele und liebesfroher Geselle meines Magdtums?“ scherzte Wiltrudis. „Vergaßest du die Worte, dass du meine Hand dereinst vom Herzog erbitten würdest, wenn man im Sachsenland wieder gefahrlos zu Wotans Weihesteinen ziehen kann?“
     
    „Verzeih mir, Tochter meines Herzogs und Freundes! Aber du galtest seit jener Nacht als tot“, die Stimme des Sachsen klang zerknirscht. „Und der Tod löst alle Eide. So ging ich auf Freite und fand ein Weib, in dem sich alle Vorzüge eines Sachsen-Weibes vereinigten. So wurde Thursula ihre Tochter, wie sie die deinige hätte sein können. Ihre Mutter Lindmuth fiel unter dem Beil eines Franken-Kriegers, als sie die Höfe der letzten Wotans-Treuen im Sachsenland niederbrannten. Das war, bevor Herzog Widukind zum letzten Male durch die Gaue stürmte um Rache zu schreien wieder die frevlerischen Franken!“
     
    „Dunkel ist der Sinn dieser Rede“, unterbrach Hrolf Silberhaar. „Löse uns einer die Rätsel der Worte. Sage uns, woher du dieses Weib kennst?“
     
    „Ja, sage es uns“, flüsterte es unhörbar von Lars Wolfssohns Lippen, denn er spürte, dass heute die Zeit gekommen war, an dem sich sein wahres Ahnengeschlecht offenbaren würde.
     
    „Wir wussten nicht, dass die Gefährtin unseres Schmiedes einen Mann kennt, der an der Seite jenes kühnen Widukind ritt, der vergeblich um die Freiheit seines Volkes stritt“, erklärte Haakon Bärensprung. „Vor vielen Sommern fand eins unserer Schiffe auf hoher See, um den Schwärmen der Meerfische nachzujagen und sichtete auf dem offenen Wasser ein kleines Boot. Ohne Segel trieb Wiltrudis mit dem Kahn auf dem Wogen-weg, den ihr der gütige Njörd nach Nordland wies. Als wir die Frau fanden, war sie nicht bei Bewusstsein. Und als sie zu sich kam und mit uns redete, weigerte sie sich, außer ihrem Namen noch etwas von ihrer Herkunft preis zu geben. Snorre, unser Schmied, dessen Weib durch eine tückische Krankheit zur Hel gefahren war, nahm sie in sein Haus und Wiltrudis war ihm eine tüchtige Frau!“
     
    „Was? Die Tochter Herzog Widukinds ist die Frau eines Schmiedes?“ fuhr der Sachse auf.
     
    „Widukinds Tochter. - Wiltrudis ist Widukinds Tochter.“ hörte Lars überall an den Tischen die Männer erregt flüstern. „Und das hat sie uns die ganze Zeit verschwiegen...“
     
    „Was gibt es daran zu tadeln, dass sie in meiner Hütte wohnte?“ brüllte Snorre von unten und reckte sich so gut es ging empor. „Ein Schmied führt ein ehrenwertes Gewerk, zu dem sich selbst ein Held wie Sigurd, der Fafnir-Schläger, nicht zu

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