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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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schade war. Was wäret ihr denn, ihr stolzen Krieger, wenn euch der Schmied nicht Waffen schmiedet?“
     
    „Snorre war mir ein guter Ehemann, der das heimatlose Weib nahm, obwohl zu sehen war, ss sie ein Kind erwartet“, sagte Wiltrudis begütigend und sandte zu Snorre so ein Lächeln herunter, dass sein aufkommender Zorn sofort verrauchte.
     
    „Meine Bettgenossin ist die Tochter eines Herzogs“, brachte der Schmied nach einer Weile fassungslos hervor während das Getuschel in der Halle wie das Rauschen der Wogen bei nächtlicher Flut auf klang. „Ich hätte es wissen sollen, dass sie aus Sachsenland stammte. Denn als weniger als neun Monate später ihr Sohn geboren wurde, zeigte schon die Farbe seiner Haare, dass er ein Sohn jener Südlande ist, in denen man Siegvater Odin den Namen Wotan gibt.“
     
    „So hat Herzog Widukind einen Enkel“, freute sich der Sachse. „Wer ist es, das ich ihn ehrerbietig begrüße?“
     
    „Tritt vor, Lars Wolfssohn!“ gebot der Jarl. „Hierher zu mir auf den Ehrenplatz. Nun mag endlich der Schleier deiner geheimnisvollen Herkunft gelüftet werden.“
     
    Lars spürte wie ihm die Röte ins Gesicht stieg, während die Tischgenossen jubelten und ihn Widars Eisenfaust gnadenlos vom Sitz empor stemmte. Halb erhob sich Lars, halb wurde er von den anderen Jünglingen emporgehoben und auf den Tisch gestellt.
     
    „Geh nach vorn und drück dich dort in die Bank“, sagte Widar mit leisem Spott. „Dann haben wir hier unten wenigstens genügend Platz“, pflichtete ihm Nils Krähenfuß eifrig  bei.
     
    Der junge Wikinger wusste, dass es kein Zurück gab. Der Jarl hatte ihn wie einen verdienten Krieger aufgefordert, in seiner Nähe zu sitzen. Eine Ehre, der er sich nicht entziehen konnte. Doch wurmte es ihn, dass er vor seiner Ehre diese Bevorzugung eigentlich nicht  nicht verdient hatte. Sich kurz niederbeugend raunte er Widar seine Gedanken schnell zu.
     
    „Sei kein Narr!“ gab der Freund zurück. „Du erhälst diese Ehre für deinen Großvater Widukind genau so, wie sie Hrolf Silberhaar anstelle von Odin erhält. So ist das nun mal, wenn man auf ehrenvolle Ahnen zurückblicken kann. Man genießt Vorteile, ohne etwas dafür zu tun. Und nun geh, bevor der Bärensprung ungemütlich wird!“
     
    Entschlossen straffte Lars seine Gestalt. Mit festem Schritt ging er auf dem direkten Weg zum Hochsitz und achtete nicht darauf, dass er dabei in die Breischüsseln trat oder halb gefüllte Methörner umstieß. Seine Linke lag schwer auf dem Knauf des Scrama-Sachs den er am Gürtel trug. Vor seiner Ehre fasste er den Entschluss, dass er einen solchen Gang nur dann noch einmal unternehmen würde, wenn er ihn sich durch Kampf und Sieg verdient hatte.
     
    Hoch erhobenen Hauptes trat der junge Wikinger vor den stämmigen Sachsenkrieger. Mit einem raschen Seitenblick sah er, dass ihn Thursula interessiert musterte. Sie schien fasziniert von der hochgewachsenen Gestalt des Jüngling zu sein, dessen breite Brust ein knielanges Hemd aus Hirschleder umspannte, das von seinem Wehrgurt um die schmale Hüfte gerafft wurde. Seine Oberarme und die Schenkel waren nackt und Thursula beobachtete interessiert das Spiel der Muskeln, während sich Lars mit kraftvollem und doch geschmeidigem Gang über den Tisch auf sie zu bewegte.
     
    Trotz seiner Unerfahrenheit mit Frauen erkannte der junge Wikinger, dass in Thursulas Augen ein sonderbares Feuer auf glomm. Als Lars das Ehrenpodest erreicht hatte und hoch erhobenen Hauptes vor seinen Jarl und den sächsischen Gast trat, traf sich für einen kurzen Moment der Blick ihrer Augen.Lars schenkte ihr ein Lächeln, das von dem Mädchen direkt erwidert wurde. Ein Räuspern des Vaters sorgte dafür, dass Thursula leicht errötend den Kopf beiseite wandte und in eine andere Richtung starrte.
     
    Der Jüngling kam nicht dazu, sich über dieses Lächeln der mit allen weiblichen Reizen ausgestatteten Frau Gedanken zu machen, denn in diesem Moment hatte der Sachse die Musterung des Wolfssohnes beendet. Fest legte ihm Wulfegar beide Hände auf die Schultern und sah Lars noch einmal durchdringend an. Dann nickte er und brummte zufrieden.
     
    „In der Gestalt, der Farbe deiner Haare und den Zügen deines Gesichtes schlägst du dem Sachsen-Stamme nach. Und an deiner Seite sehe ich den Sachs Widukinds am Gürtel schwingen“, brummte er. „Ich vermeinte eben fast, unseren Helden-Herzog in den Tagen seiner Jugend zu sehen. Doch das Feuer deiner Augen - das ist

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