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Die Flammen von Lindisfarne

Die Flammen von Lindisfarne

Titel: Die Flammen von Lindisfarne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Michael
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Saxnots höher als sein Leben.
     
    Ich wurde damals von Widukind als geheimer Bote ins Land geschickt und befand mich in der erbeuteten Rüstung eines Frankenkriegers im Lager, als König Karl bei dem kleinen Dorf Verden an der Aller selbst zu Gericht saß. Man hörte, dass der König seit dem Tode seiner Frau an der Stelle seines Herzens nun einen gefühllosen Felsen trüge. Noch heute graust es mir in meinem Inneren, höre ich sein lautes ...der soll sterben!“
     
    „Er wird doch nicht...über viertausend wackere Sachsen wie das Vieh hingeschlachtet haben!“ stieß Thorsten Elchnase hervor.
     
    „König Karl sicherte jedem Sachsen das Leben zu, der willig sein Haupt der Christen-taufe beuge.“ Wulfegars Stimme klang wie eine eherne Trompete. „In den Fluten der Aller standen Mönche, die sie durch Untertauchen im Wasser zu Christen machen wollten. Doch nicht einer der Söhne Tiu-Saxnots ging diesen Weg der feigen Lüge, um das Leben zu wahren. Hell blitzten die Schwerter in den Händen der Henker, als sie den gnadenlosen Befehl ihre Königs vollzogen!“
     
    Ein einziger Schrei der Entrüstung ging durch die Halle. Vor ihren geistigen Augen sahen die Wikinger den Sachsentod an der Aller. In Lars aber entflammte der Stolz, dass er aus diesem harten, unbeugsamen Volksstamm geboren war.
     
    „So wurde ich Zeuge, wie viertausendfünfhundert Sachsen tapfer und hoch erhobenen Hauptes ihr Blut verspritzten, um den Göttern ihrer Väter die Treue zu halten. Ich trinke ihrem ehrenden Gedenken!“
     
    Wulfegar hob das gefüllte Methorn und leerte es in einem Zug. Mit hartem Schlag dröhnte die Öffnung des Horns auf dem Eichentisch. Stumm und mit ernsten Gesichtern gaben ihm die harten Männer von Ringan mit erhobenen Hörnern Bescheid und stürzten den Met hinunter. Auch sie zeigten durch Stürzen der Hörner auf dem Tisch an, dass sie diesen Ehrentrunk in Gedenken an außerordentliche Tapferkeit bis zur Neige geleert hatten. Und während er wie die anderen Krieger das Horn auf den Tisch hieb, pulsierte das heiße Blut in den Adern von Lars Wolfssohn.
     
    Dein Volk! schien es zu rufen. Dein Sachsen-Volk! Sturmfest! Erdverwachsen! Getreu bis in den Tod! Aus der Väter Blut und Wunden wächst der Söhne Heldenmut. Heil, Herzog Widukinds Stamm.
     
    „Die Christen rühmen sich, dass viele von ihnen in den Kampfbahnen der Romaburg für ihren Jesus gestorben seien und durch das Blutzeugnis dieser Märtyrer der Glaube an Christus unsterblich geworden sei“, rief Sigurd Schildspalter. „Wahrlich, auch die alten Götter unserer Ahnen haben nun ihre Märtyrer!“
     
    „Wer also wollte sagen, dass unsere Götter, für die so viele tapfere Männer willig ihr Leben lassen, böse wie Trolle und ähnliches Nachtgelichter sind!“ grollte die Stimme Hrolf Silberhaars.
     
    „Sie starben aufrecht und mit einem trotzigen Lied zu Ehren Tiu-Saxnots auf den Lippen!“ sagte Wulfegar mit einem Zittern in der Stimme. „Die Schwerter der Henker wurden schartig und das Wasser der Aller wurde rot vom Blut der Tapferen. Bis in den Abend ging das Morden. Und in der Himmelsröte des Abends glaubte ich, Walhalla zu erblicken. Fackeln umlohten die Götterburg und Wotan erhob sich selbst von seinem Hochsitz, die Männer zu grüßen, die zwar nicht im Kampf gefallen waren, sich durch ihre Opfertat aber einen Platz in den Reihen der Einherier verdient hatten.
     
    Als die Nacht hereinbrach, lagen die Besten von Sachsenland in ihrem Blut. Wieder einmal war der Widerstand unseres stolzen Volkes gebrochen. Doch diesmal drang König Karl trotz der Unterwerfung des sächsischen Adels tiefer in das Land. Sein Ziel war die Hammerburg.“
     
    „Ein sächsischer Neiding, dessen Name nicht wert ist, in der Runde tapferer Krieger genannt zu werden, hatte den König von der Hammerburg erzählt und ihm berichtet, dass dort der Mörder des Bonifatius immer noch lebt“, fuhrt Wiltrudis fort. „Dieser Bonifatius gilt bei den Christen als ein Heiliger.“
     
    „Ein ...was?“ fragte der Jarl.
     
    „Heilige sind Menschen, die sich um den Heliand und seine Lehre solche Verdienste erworben haben, dass sie in der himmlischen Halle gleich neben ihrem Gott sitzen“, erklärte Wiltrudis. „Für uns wären sie Halbgötter. Die meisten der Heiligen sind in Treue für den Christengott gestorben!“
     
    „So gibt es in Walhall viertausendundfünfhundert heilige Sachsen, denn sie starben in Treue zu Odin“, zog Hrolf Silberhaar den Schluss. „Aber

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