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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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alle viel zufriedener damit, dass du Teil des Plans bist. Und wir bewundern dich dafür. Wirklich, Fire, ich frage mich, warum du uns das bisher nie erzählt hast.«
    Darauf antwortete Fire nicht, weil sie nicht erklären konnte, dass gerade diese Bewunderung einer der Gründe gewesen war, warum sie es nicht erzählt hatte. Es war nicht besonders angenehm, die Heldin des Hasses anderer Leute auf Cansrel zu sein. Sie hatte ihn nicht aus Hass getötet.
    Â»Archer ist ein Esel, aber ich hoffe trotzdem, dass er auf sich aufpasst«, schloss Clara, die eine Hand geistesabwesend auf ihren Bauch gelegt hatte, während die andere einen Stapel Grundrisse durchblätterte. »Kennt er das Gelände im Westen? Dort gibt es breite Spalten im Boden. Einige davon sind Höhleneingänge, aber andere sind bodenlos. Es ist ihm zuzutrauen, in eine reinzufallen.« Sie hörte einen Augenblick auf zu blättern, schloss die Augen und seufzte. »Ich habe beschlossen, ihm dankbar zu sein, dass er meinem Kind noch einen Bruder oder eine Schwester geschenkt hat. Dankbarkeit kostet weniger Energie als Wut.«
    Als die Wahrheit ans Licht gekommen war, hatte Clara sie in der Tat mit großzügiger Gelassenheit akzeptiert. Für Mila war es nicht so leicht gewesen, obwohl auch sie nicht wütend geworden war. Auf ihrem Stuhl neben der Tür wirkte Mila eher benommen.
    Â»Nun gut«, sagte Clara und seufzte immer noch. »Hast du dir den sechsten Stock eingeprägt? Du hast doch keine Höhenangst, oder?«
    Â»Nicht mehr als jeder andere. Warum?«
    Clara zog zwei riesige, sich an den Rändern aufrollende Grundrisse aus dem Haufen. »Hier sind die Pläne für die Stockwerke sieben und acht. Ich werde Welkley überprüfen lassen, ob ich alle Gästezimmer richtig beschriftet habe, bevor du anfängst, die Namen auswendig zu lernen. Wir versuchen diese beiden Stockwerke für dich leer zu halten, aber es gibt einige Gäste, die die Aussicht lieben.«
    Sich die Grundrisse des Palasts einzuprägen war für Fire anders als für andere Leute, weil sie nicht in der Lage war, den Palast als flachen Plan auf einem Blatt Papier wahrzunehmen. Für sie war der Palast ein dreidimensionaler Ort in ihrem Kopf, voller Lebewesen in Bewegung, die Flure entlanggingen, an Wäscheschächten vorbeikamen und Treppen hochstiegen, die Fire nicht spüren konnte, aber jetzt aus ihrer Erinnerung an einen Plan ergänzen sollte. Es genügte nicht mehr, wenn Fire zum Beispiel wusste, dass Welkley sich am östlichen Ende des zweiten Stockwerks befand. Wo genau war er? In welchem Zimmer, und wie viele Türen und Fenster hatte das? Wie nah lag es an der nächsten Wäschekammer oder der nächsten Treppe? Die Personen, die sie in Welkleys Nähe spürte – waren sie bei ihm im Zimmer oder waren sie im Flur oder im Nebenzimmer? Wenn Fire Welkley mentale Anweisungen geben müsste, um ihn ungesehen zu ihren eigenen Räumen zu führen, könnte sie das? Könnte sie acht Stockwerke, Hunderte Flure, Tausende Zimmer, Türen, Fenster, Balkone und ihre Wahrnehmung des Hofs voller Menschen alle auf einmal im Kopf behalten?
    Die einfache Antwort darauf war Nein, sie konnte es nicht. Aber sie würde es so gut wie möglich lernen müssen, weil der Mordplan für die Ballnacht davon abhing. In ihren Räumen, im Stall bei Small, auf dem Dach mit ihrer Wache übte und übte sie den ganzen Tag über ununterbrochen – manchmal stolz auf sich, wie weit sie verglichen mit ihrer Anfangszeit im Palast gekommen war. Sie würde sich sicherlich nie wieder in seinen Gängen verlaufen.
    Der Erfolg des Plans hing nervenaufreibend stark von Fires Fähigkeit ab, Gentian, Gunner und Murgda einzeln oder zusammen heimlich irgendwo im Palast zu isolieren. Es musste ihr einfach gelingen, weil die Alternativpläne unerfreulich waren, zu viele Soldaten und Handgreiflichkeiten einschlossen und beinahe unmöglich geheim gehalten werden konnten.
    Sobald sie allein mit ihnen war, würde Fire so viel wie möglich von jedem Einzelnen von ihnen in Erfahrung bringen. In der Zwischenzeit würde Brigan einen Weg finden, sich unauffällig zu ihr zu gesellen, und dafür sorgen, dass der Informationsaustausch damit endete, dass Fire lebendig und die anderen drei tot waren. Und dann müsste die Nachricht über die ganze Angelegenheit so lange wie möglich

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