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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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meinen Mantel.«
    Sie saßen eine Weile auf den Stufen der Terrasse, Fire in Archers Mantel gehüllt. Sie sprachen über Archers Pläne, die Felder umzugraben. Bald würde der Frühling anbrechen, Pflanzzeit, und der felsige, kalte Boden hier im Norden widersetzte sich immer gegen den Beginn einer neuen Wachstumsperiode.
    Ab und zu spürte Fire ein Greifvogelmonster über sich. Sie verbarg ihren Geist vor ihnen, damit sie sie nicht als die Monsterbeute erkannten, die sie war; aber natürlich fraßen sie in Ermangelung von Monstern auch jedes andere verfügbare Lebewesen. Einer der Greifvögel, der Fire und Archer erblickt hatte, stieß herab und kreiste über ihnen, setzte sich ungeniert in Szene, atemberaubend schön, und griff nach ihrem Bewusstsein, wobei er ein hungriges, primitives und eigenartig besänftigendes Gefühl verströmte. Archer stand auf und schoss ihn ab, dann schoss er noch ein weiteres Monster, das es ebenfalls auf sie abgesehen hatte. Das erste war violett wie der Sonnenaufgang, das zweite von einem so blassen Gelb, dass es aussah, als fiele der Mond vom Himmel.  
    Auf dem Boden sorgten sie wenigstens für einige Farbtupfer in der Landschaft, dachte Fire. Zu Anfang des Frühlings gab es im Norden der Dells wenig Farbiges – die Bäume waren grau und das Gras, das in Büscheln aus Felsspalten spross, noch braun vom Winter. Genau genommen war der Norden der Dells auch im Hochsommer nicht gerade das, was man farbenprächtig nennen würde, aber wenigstens wurde aus dem braun gesprenkelten Grau im Sommer grün gesprenkeltes Grau.
    Â»Wer hat den toten Wilderer eigentlich entdeckt?«, fragte Fire beiläufig.
    Â»Tovat«, sagte Archer. »Einer der neueren Wachmänner. Du bist ihm vielleicht noch nicht begegnet.«
    Â»Ach ja – der junge Mann mit den braun-orangefarbenen Haaren, die die Leute rot nennen. Ich mag ihn. Er hat ein starkes Bewusstsein und wappnet sich.«
    Â»Du kennst Tovat? Seine Haare gefallen dir, oder?«, sagte Archer mit vertrautem, scharfem Tonfall.
    Â»Archer, im Ernst. Ich habe nichts davon gesagt, dass mir seine Haare gefallen. Und ich kenne die Namen und Gesichter aller Männer, die du vor meinem Haus postierst. Das gebietet einfach die Höflichkeit.«
    Â»Ich werde Tovat nicht mehr vor deinem Haus postieren«, sagte Archer mit einem barschen Unterton in der Stimme, der sie einen Augenblick verstummen ließ, damit sie nichts Unfreundliches über sein zweifelhaftes – und ziemlich scheinheiliges – Recht auf Eifersucht entgegnete. Er sandte ihr ein Gefühl, das sie ausgerechnet jetzt nicht unbedingt fühlen mochte. Sie unterdrückte einen Seufzer und wählte Worte, die Tovat schützen würden.
    Â»Ich hoffe, du überlegst es dir noch anders. Er ist einer der wenigen Wachmänner, die mich sowohl mit seinem Körper als auch mit seinem Geist respektieren.«
    Â»Heirate mich«, sagte Archer, »und zieh zu mir, dann werde ich über dich wachen.«
    Diesen Seufzer konnte sie nicht unterdrücken. »Du weißt, dass ich das nicht tun werde. Ich wünschte, du würdest aufhören, mich zu fragen.« Ein dicker Regentropfen fiel auf ihren Ärmel. »Ich denke, ich statte deinem Vater einen Besuch ab.«
    Unter Schmerzen stand sie auf, streifte den Mantel ab und ließ ihn in Archers Schoß fallen. Sie berührte ihn sanft an der Schulter. Selbst in den Momenten, in denen sie ihren Freund nicht mochte, liebte sie ihn.
    Als sie das Haus betrat, begann es zu regnen.
    Archers Vater lebte bei Archer im Haus. Fire bat einen Wachmann, der nicht Tovat war, sie auf dem Pfad durch den Regen zu begleiten. Sie trug einen Speer, aber ohne ihren Bogen und ihren Köcher fühlte sie sich dennoch nackt.
    Lord Brocker war in der Waffenkammer seines Sohnes und gab einem großen Mann, den Fire als den Gehilfen des Schmieds aus der Stadt erkannte, dröhnend Anweisungen. Bei Fires Anblick unterbrach Lord Brocker sein Dröhnen nicht, aber er verlor vorübergehend die Aufmerksamkeit seines Zuhörers. Der Schmied drehte sich um und starrte Fire mit einem triebhaften Ausdruck in seinen Augen und einem blöden, albernen Grinsen an.
    Dieser Mann kannte Fire bereits lange genug, um gelernt zu haben, wie er sich gegen die Macht ihrer eigenartigen Monsterschönheit wappnen konnte. Wenn er sich also nicht wappnete, wollte er es wohl nicht. Es

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