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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Kontrolle, aber Nax nicht, es machte ihn nervös, paranoid, unkontrolliert und rachsüchtiger denn je.«
    Er hielt inne und starrte düster seine unbrauchbaren Beine an. Fire behielt ihr Gefühl ganz nah bei sich, damit er nicht von ihrer Neugier durchströmt würde. Oder von ihrem Mitleid; ihr Mitleid durfte ihn nie berühren.
    Einen Augenblick später blickte Brocker auf und sah ihr wieder in die Augen. Er lächelte kaum wahrnehmbar. »Vielleicht sollte man gerechterweise sagen, dass Nax sich ohne die Drogen möglicherweise nicht in einen Wahnsinnigen verwandelt hätte. Aber ich glaube, die Drogen waren so unausweichlich wie der Rest. Und Cansrel selbst war die stärkste Droge für Nax’ Bewusstsein. Die Leute sahen, was geschah – sie sahen, wie Nax gesetzestreue Männer bestrafte, Bündnisse mit Verbrechern schloss und das ganze Geld aus dem Königsschatz verschwendete. Verbündete von Nax’ Vater entzogen Nax ihre Unterstützung, wie zu erwarten war. Und ehrgeizige Männer wie Mydogg und Gentian begannen Pläne zu schmieden und sich zu verschwören und bildeten unter dem Vorwand der Selbstverteidigung eigene Armeen aus. Und wer konnte das einem Lord aus den Bergen in einer so unsicheren Situation vorwerfen? Gesetze galten nicht mehr, zumindest nicht außerhalb der Stadt, weil Nax sich nicht um ihre Einhaltung kümmerte. Die Straßen waren nicht mehr sicher, man musste verrückt oder verzweifelt sein, um auf den unterirdischen Strecken zu reisen, wo überall Plünderer und Angreifer und üble Schwarzmarkthändler lauerten. Sogar Leute aus Pikkia tauchten plötzlich auf. Seit ewigen Zeiten hatte es ihnen genügt, sich untereinander zu zanken. Und jetzt konnten nicht einmal sie der Versuchung widerstehen, unsere Gesetzlosigkeit auszunutzen.«
    Fire wusste das alles; sie kannte ihre eigene Geschichte. Letzten Endes hielt ein Königreich, das von unterirdischen Tunneln durchzogen war und durchsetzt von Höhlen und versteckten Landgütern, so viel Instabilität nicht aus. Es gab zu viele Orte, an denen sich Böses verstecken konnte.
    In den Dells waren Kriege ausgebrochen; keine richtigen Kriege mit klar abgegrenzten politischen Gegnern, sondern dilettantische Gebirgskriege, ein Nachbar gegen den anderen, eine Gruppe von Höhlenräubern gegen das Landgut eines armen Lords, ein Bündnis dellianischer Lords gegen den König. Es hatte in Brockers Verantwortung gelegen, all die Aufstände in den gesamten Dells niederzuschlagen. Er war ein viel besserer Oberbefehlshaber gewesen, als Nax verdiente, und mehrere Jahre lang hatte Brocker beeindruckende Arbeit geleistet. Aber er und die Armee waren auf sich gestellt gewesen; Cansrel und Nax waren in King’s City damit beschäftigt, sich mit Frauen und Drogen abzugeben.
    König Nax hatte mit einem Mädchen aus der Palastwäscherei ein Zwillingspaar gezeugt. Dann hatte Brocker sein geheimnisvolles Verbrechen begangen und Nax hatte Vergeltung geübt. Und an dem Tag, als Nax seinen eigenen militärischen Oberbefehlshaber vernichtet hatte, hatte er auch jegliche Hoffnung auf eine stabile Herrschaft in seinem Königreich zerstört. Die Kämpfe waren außer Kontrolle geraten. Roen hatte Nax einen weiteren dunkelhaarigen Sohn namens Brigan geboren. In den Dells waren verzweifelte Zeiten angebrochen.
    Cansrel hatte es genossen, von Verzweiflung umgeben zu sein. Es hatte ihn amüsiert, Dinge dazu zu bringen, auseinanderzubrechen, und sein Verlangen nach Amüsement war unersättlich gewesen.
    Die wenigen Frauen, die Cansrel nicht mit der Macht seiner Schönheit oder seines Geistes verführen konnte, vergewaltigte er. Die wenigen Frauen, die Cansrel schwängerte, tötete er. Er wollte keine Monsterbabys, die zu Monsterkindern und -erwachsenen heranwachsen würden und seine Macht untergraben könnten.
    Brocker hatte Fire nie erklären können, warum Cansrel Fires Mutter nicht getötet hatte. Es war ein Rätsel; aber sie war nicht so dumm, auf eine romantische Erklärung zu hoffen. Fire war in einer Zeit dekadenten Tumults gezeugt worden. Cansrel hatte wahrscheinlich einfach vergessen, dass er Jessa in sein Bett geholt hatte, oder die Schwangerschaft nie bemerkt – Jessa war schließlich nichts weiter als ein Dienstmädchen aus dem Palast. Wahrscheinlich war er sich nicht bewusst gewesen, dass das Kind, mit dem sie schwanger

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