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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Feldlazarett zu bringen, und machte sich an die Arbeit.
    Das Lazarett der Nordfront befand sich im hinteren, südlichen Teil des Lagers in eilig aufgebauten Holzbaracken, deren Fußboden die Steinplatte von Marble Rise bildete – was bedeutete, dass der Boden im Moment rutschig von einsickerndem Wasser war und an einigen Stellen glitschig von Blut.
    Fire sah schnell, dass die Arbeit hier nicht anders und nicht schrecklicher sein würde, als sie es gewohnt war. Sie öffnete ihr Haar, ging die Reihen der Patienten entlang und blieb bei denen stehen, die mehr als ihre Anwesenheit nötig hatten. Hoffnung und Leichtigkeit strömten wie eine frische Brise in die Räume, genau wie bei der Ankunft der Verstärkung in das Lager, nur dass die Veränderung hier ihr Werk war, ihrs ganz allein. Wie eigenartig war dieses Wissen. Wie eigenartig war es, die Macht zu haben, andere etwas spüren zu lassen, das sie nicht selbst spürte; und dann eine Spur davon im kollektiven Bewusstsein aufzufangen und es selbst auch zu fühlen.
    Durch eine Schießscharte in der Wand sah sie ein vertrautes Pferd und einen vertrauten Reiter durch das Lager auf das Lazarett zupreschen. Brigan hielt vor Nash an und ließ sich aus dem Sattel gleiten. Die beiden Brüder schlangen die Arme umeinander und umarmten sich fest.
    Kurz danach betrat er die Baracke, lehnte sich an den Türrahmen und sah schweigend zu ihr herüber. Brockers Sohn mit den sanften grauen Augen.
    Sie bemühte sich noch nicht einmal, sich schicklich zu verhalten, sondern rannte auf ihn zu.
    Nach einiger Zeit sagte ein vorlauter Kerl in einem Feldbett in der Nähe deutlich vernehmbar, dass er den Gerüchten, dass die Monsterlady den König heiraten würde, keinen Glauben mehr schenkte.
    Â»So, wieso das?«, fragte ein anderer Mann, ein Feldbett weiter.
    Fire und Brigan ließen nicht voneinander ab, aber Fire lachte. »Du bist dünn«, sagte sie zwischen Küssen zu ihm, »und hast gar keine Farbe im Gesicht. Du bist krank.«
    Â»Das ist nur ein bisschen Dreck«, sagte er und küsste Tränen von ihren Wangen.
    Â»Mach keine Witze. Ich spüre, dass du krank bist.«
    Â»Das ist nur Erschöpfung«, sagte er. »Oh, Fire, ich freue mich, dass du hier bist, aber ich bin mir nicht sicher, ob du wirklich hier sein solltest. Das hier ist keine Festung. Sie können jederzeit wieder angreifen.«
    Â»Nun, wenn es neue Angriffe gibt, muss ich hier sein. Ich kann zu viel Gutes tun, um nicht hier zu sein.«
    Seine Arme hielten sie fester. »Wenn du heute Abend mit deiner Arbeit fertig bist, kommst du dann zu mir?«
    Das werde ich.
    Eine Stimme vor dem Lazarett rief nach dem Oberbefehlshaber. Brigan seufzte. »Komm direkt in mein Zelt«, sagte er trocken, »auch wenn eine Schlange davorsteht. Wir sehen uns nie, wenn du wartest, bis niemand anders was von mir will.«
    Als er wegging, um dem Ruf zu folgen, hörte sie ihn auf der Anhöhe erstaunt ausrufen: »Bei allen Felsen, Nash. Ist das da draußen etwa eine River-Stute? Siehst du sie? Hast du je ein herrlicheres Geschöpf gesehen?«
    Die königliche Armee an der Nordfront hatte sich jetzt praktisch verdoppelt. Der Plan war, am nächsten Morgen einen massiven Angriff gegen Mydogg zu starten. Alle wussten, dass das die kriegsentscheidende Schlacht sein würde. An diesem Abend herrschte Unruhe im Lager.
    Fire gönnte sich eine Pause vom Lazarett und ging zwischen den Zelten umher, durch feuchtkalte Nebelschwaden, die von dem Schmelzwasser aufstiegen, ihre Wache in einem lockeren Kreis um sie herum. Die Soldaten waren nicht sehr gesprächig, ihre Blicke aus weit offenen, müden Augen ruhten auf ihr, wohin sie auch ging. »Nein«, sagte sie, als ihre Wache einen Mann zurückhalten wollte, der nach ihrem Arm griff. »Er will mir nichts tun.« Sie sah sich um und sagte voller Überzeugung: »Niemand hier will mir etwas tun.« Sie wollten nur ein wenig Bestärkung am Abend vor der Schlacht. Vielleicht war das etwas, das sie ihnen geben konnte.
    Als sie auf Nash traf, der allein in einem Stuhl vor den Kommandozelten saß, war es vollkommen dunkel. Die Sterne leuchteten nacheinander an ihren Plätzen am Himmel auf, aber der König hatte den Kopf in die Hände gelegt, wo er sie nicht sehen konnte. Fire stellte sich neben ihn. Sie legte ihre gesunde Hand auf die Lehne seines Stuhls, um das Gleichgewicht zu

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