Die Flammende
am Hof zu bleiben und meine Geisteskraft zu nutzen, um ihnen bei ihrer Spionagetätigkeit zu helfen. Sogar Prinz Garan, der noch gar nicht entschieden hat, ob er mir überhaupt vertraut.«
»Ah«, sagte er verstehend. »Garan vertraut niemandem, wissen Sie. Das ist sein Charakter und sein Beruf. Macht er Ihnen das Leben schwer?«
»Nein. Er ist ziemlich nett. Alle sind nett, wirklich. Es ist hier nicht schwerer für mich als sonst wo. Nur anders.«
Er dachte einen Augenblick darüber nach. »Sie dürfen sich von ihnen nicht unter Druck setzen lassen; sie sehen nur ihre Seite der Medaille. Sie sind so sehr in die Angelegenheiten des Königreichs verstrickt, dass sie sich eine andere Art zu leben gar nicht vorstellen können.«
Fire fragte sich, welche andere Art zu leben Brigan sich vorstellte; von was für einem Leben er träumte, wäre er nicht in dieses hier hineingeboren. Sie sprach vorsichtig. »Glauben Sie, ich sollte hierbleiben und tun, um was sie mich bitten?«
»Lady, ich kann Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen. Sie müssen tun, was Sie für richtig halten.«
Sie nahm etwas Defensives in seinem Tonfall wahr, aber sie war sich nicht sicher, wen er verteidigte. Sie hakte nach: »Und haben Sie eine Meinung dazu, was das Richtige wäre?«
Er war nervös und sah weg. »Ich will Sie nicht beeinflussen. Wenn Sie blieben, würde ich mich schrecklich freuen. Ihre Hilfe wäre von unschätzbarem Wert für uns. Aber mir täte auch leid, was wir da von Ihnen verlangen, aufrichtig leid.«
Es war ein unüblicher Ausbruch â unüblich, weil Brigan nicht die Art Mensch war, der solche Ausbrüche hatte, und unüblich, weil es wahrscheinlich keinem sonst leidtäte. Ohne genau zu wissen, was sie tun sollte, umklammerte Fire fest ihren Bogen und sagte: »Das Bewusstsein von jemandem zu übernehmen und zu verändern ist eine Grenzüberschreitung. Eine Gewalttat. Kann ich so etwas tun, ohne meine Macht zu missbrauchen? Woher weià ich, ob ich nicht zu weit gehe? Ich bin zu so vielen schrecklichen Dingen fähig.«
Brigan dachte einen Moment darüber nach und sah dabei aufmerksam seine Hände an. Er zupfte am Rand seines Verbands. »Ich kann Sie gut verstehen«, sagte er leise. »Ich weiÃ, was es heiÃt, zu schrecklichen Dingen fähig zu sein. Ich bilde fünfundzwanzigtausend Soldaten für ein Blutbad aus. Und ich habe Dinge getan, von denen ich wünschte, ich hätte sie nie tun müssen. Auch in Zukunft werde ich solche Dinge tun.« Er warf ihr einen Blick zu, dann sah er wieder auf seine Hände. »Das ist zweifellos anmaÃend, Lady, aber wenn Sie wollen, verspreche ich, dass ich es Ihnen sagen werde, wenn ich je das Gefühl habe, Sie missbrauchen Ihre Macht. Und unabhängig davon, ob Sie dieses Versprechen annehmen, würde ich Sie gerne bitten, dasselbe für mich zu tun.«
Fire schluckte. Sie konnte kaum glauben, dass er ihr so etwas GroÃes anvertraute. Sie flüsterte: »Es ist mir eine groÃe Ehre. Ich nehme Ihr Versprechen an und gebe Ihnen meins dafür.«
Die Lichter in den Häusern der Stadt erloschen nach und nach. Und ein Teil der Strategie, das Nachdenken über etwas zu vermeiden, war es, keine Gelegenheiten zuzulassen, in denen sich dieses Etwas in ihre Gefühle schleichen konnte.
»Danke für die Geige«, sagte sie. »Ich spiele täglich darauf.«
Damit verlieà sie ihn und ging zusammen mit ihrer Wache zurück in ihre Zimmer.
Am nächsten Morgen im groÃen Saal begriff sie endlich, was sie tun musste.
Die Wände dieses riesigen Raumes bestanden aus Spiegeln. Als sie hindurchging, sah sich Fire, einer plötzlichen Eingebung folgend, an.
Sie hielt die Luft an und sah weiter hin, bis sie den ersten ungläubigen Moment, der sie verunsicherte, überwunden hatte. Sie verschränkte die Arme, stellte sich breitbeinig hin und schaute und schaute. Ihr fiel etwas ein, was sie aufgebracht hatte. Sie hatte Clara gesagt, dass sie die Absicht habe, nie Kinder zu bekommen, und Clara hatte ihr von einem Medikament erzählt, von dem es ihr sehr schlecht gehen würde, aber nur zwei oder drei Tage lang. Nach ihrer Genesung würde sie sich nie wieder Sorgen machen müssen, dass sie schwanger werden könnte, egal, wie viele Männer sie mit in ihr Bett nahm. Das Medikament würde sie für immer unfruchtbar machen.
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