Die Flammende
Lächeln. »Ich schätze mal, du bist doch noch nicht zu groà dafür.«
Brigan trug Hanna zurück über den Hof und Fire lauschte auf die leiser werdende Musik von Hannas Stimme. Blotchy tat, was er immer tat â er blieb noch ein wenig sitzen und überlegte, bevor er seinem Frauchen folgte. Obwohl sie wusste, dass es unmoralisch war, griff Fire nach seinem Bewusstsein und überredete ihn zum Bleiben. Sie konnte nicht anders; sie brauchte ihn. Seine Ohren waren so weich.
Brigan war unrasiert gewesen, schwarz gekleidet, die Stiefel schlammverschmiert. Seine hellen Augen hatten aus seinem erschöpften Gesicht geleuchtet.
Sie mochte sein Gesicht inzwischen sehr.
Und natürlich verstand sie jetzt, warum ihr Körper wegrennen wollte, wann immer er erschien. Dieser Instinkt war richtig, weil von alldem nichts weiter als Traurigkeit zu erwarten war.
Sie wünschte, sie hätte nicht gesehen, wie liebevoll Brigan mit seiner Tochter umging.
Fire war ausgesprochen gut darin, nicht über ein Thema nachzudenken, wenn sie sich das vorgenommen hatte, weil es zum Beispiel schmerzlich war oder einfach nur total dumm. Sie machte es klein, stieà es beiseite und packte es weg. Wo doch sein eigener Bruder in sie verliebt war und sie Cansrels Tochter!
Daran war nicht zu denken.
Woran sie allerdings dachte, dringlicher jetzt, war die Frage nach ihrer Rolle an diesem Hof. Denn wenn Brigans nächste Aufgabe ihn nach Norden führte, hatte er sicher vor, sie wieder zu Hause abzuliefern. Und sie war noch nicht bereit zu gehen.
Sie war zwischen Brocker und Cansrel aufgewachsen und sie war nicht naiv. Sie hatte die Stadtteile mit den verlassenen Gebäuden gesehen und den Geruch nach Dreck wahrgenommen; sie erkannte den Anblick und das Gefühl von Stadtbewohnern, die hungrig waren oder drogenabhängig. Sie verstand, was es hieÃ, dass Brigan nicht einmal mit einer Armee, die aus vier groÃen Abteilungen bestand, Plünderer davon abhalten konnte, eine Stadt von einer Klippe zu stoÃen. Und das waren nur die kleinen Dinge, einfache Wachaufgaben. Es würde Krieg geben, und wenn Mydogg und Gentian diese Stadt und dieses Königreich mit ihren Streitkräften überrannten, wenn einer von ihnen sich zum König erklärte, wie viel tiefer würde das diejenigen stoÃen, die sich jetzt schon am unteren Ende der Leiter befanden?
Fire konnte sich nicht vorstellen abzureisen, den ganzen Weg zurück zu ihrem Steinhaus zu reiten, wo alle Nachrichten verspätet eintrafen und die einzige Abwechslung in ihrer Routine die vereinzelten Eindringlinge mit leerem Bewusstsein waren, deren Bedeutung niemand verstand. Wie konnte sie sich weigern zu helfen, wo hier so viel auf dem Spiel stand? Wie konnte sie einfach gehen?
»Sie verschwenden etwas, das Sie besitzen«, hatte Clara ihr einmal beinahe vorwurfsvoll gesagt. »Etwas, von dem wir Ãbrigen nur träumen können. Verschwendung ist etwas Sträfliches.«
Fire hatte nicht geantwortet. Aber sie hatte verstanden, was Clara gesagt hatte, vielleicht besser, als dieser bewusst gewesen war.
Während sie in jener Nacht auf dem Dach mit sich kämpfte, tauchte Brigan neben ihr auf und lehnte sich ans Geländer. Fire holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und betrachtete im Versuch, ihn nicht anzusehen oder sich über seine Gesellschaft zu freuen, den Schein der Fackeln in der Stadt.
»Ich habe gehört, Sie sind verrückt nach Pferden«, sagte sie leichthin.
Er lächelte. »Es hat sich etwas ergeben und ich muss morgen Abend abreisen, den Fluss entlang Richtung Westen. Ich komme schon zwei Tage später wieder zurück, aber Hanna wird mir das nicht verzeihen. Ich bin in Ungnade gefallen.«
Fire erinnerte sich an ihre eigenen Erfahrungen mit fünf. »Ich nehme an, sie vermisst Sie schrecklich, wenn Sie weg sind.«
»Ja«, sagte er, »und ich bin immer weg. Ich wünschte, es wäre anders. Aber ich wollte nach Ihnen sehen, bevor ich abreise, Lady. Ich werde bald nordwärts reiten, diesmal ohne die Armee. Es würde schneller gehen und sicherer sein, falls Sie nach Hause zurückkehren möchten.«
Fire schloss die Augen. »Vermutlich sollte ich Ja sagen.«
Er zögerte. »Soll ich mich lieber um eine andere Begleitung für Sie kümmern?«
»Meine Güte, nein«, sagte sie, »das ist es nicht. Es ist nur so, dass alle Ihre Geschwister mich drängen, hier
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