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Die Flammende

Die Flammende

Titel: Die Flammende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Kristin; Diestelmeier Cashore
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Fire auch vorher schon über die Machtspiele in den Dells gewusst hatte, ihr Wissen war nur sehr lückenhaft gewesen. Das verstand sie jetzt, da sie eine minutiöse und genaue Landkarte des Königreichs im Kopf hatte. Die wichtigsten Zentren waren King’s City, Mydoggs Anwesen an der Grenze zu Pikkia und Gentians Ländereien in den südlichen Bergen unterhalb des Flusses, nicht weit von Fort Flood entfernt. Es gab Orte dazwischen: Brigans zahlreiche andere Festungen und Stützpunkte, die Landsitze von Lords und Ladys mit kleinen Armeen und wechselnden Allianzen, die Great Grays im Süden und Westen, die Little Grays im Norden, der Winged River, der Pikkia River, die Hochebene namens Marble Rise nördlich von King’s City. Felsige Flecken aus Armut, aufflackernder Gewalt, Plünderungen, Verzweiflung; Landschaften und Wegmarken, die im Krieg zwischen Nash, Mydogg und Gentian eine Schlüsselfunktion haben würden.
    Fires Arbeit war jeden Tag anders. Sie wusste nie, was für Menschen Garans und Claras Leute aufgreifen würden: Schmuggler aus Pikkia, einfache Soldaten aus Mydoggs oder Gentians Armee, Boten der beiden, Diener, die mal für sie gearbeitet hatten. Männer, die im Verdacht standen, ihre Spione oder die Spione ihrer Verbündeten zu sein. Fire begann zu verstehen, dass in einem Königreich, das mühsam von einer Menge wechselnder Bündnisse zusammengehalten wurde, Informationen das kritischste Gut waren. Die Dells spionierten ihre Freunde und Feinde aus; sie spionierten ihre eigenen Spione aus. Und alle Beteiligten im Reich taten dasselbe.
    Der allererste Mann, der zu Fire gebracht wurde, ein alter Diener eines Nachbarn von Mydogg, öffnete sein Bewusstsein bei ihrem Anblick weit und spuckte alle Gedanken aus, die in seinem Kopf aufstiegen. »Sowohl Lord Mydogg als auch Lord Gentian sind schwer beeindruckt von Prinz Brigan«, erklärte ihr der Mann starrend und zitternd. »Beide haben in den letzten paar Jahren genau wie der Prinz Pferde gekauft und ihre Armeen aufgestockt und Leute aus den Bergen und Plünderer als Soldaten rekrutiert. Sie respektieren den Prinzen als Gegner, Lady. Und wussten Sie, dass Lord Mydogg auch Leute aus Pikkia in seiner Armee hat? Große, blasse Männer, die bullig auf seinem Land hocken.«
    Das ist ja ganz einfach, dachte Fire bei sich. Ich muss nur hier sitzen und schon lassen sie alles heraus.
    Aber Garan war unbeeindruckt. »Er hat uns nichts erzählt, was wir nicht längst wissen. Haben Sie versucht, ihn weiter zu ergründen, um noch mehr herauszubekommen – Namen, Orte, Geheimnisse? Woher wissen Sie, dass Sie alles erfahren haben, was er weiß?«
    Die nächsten beiden Kerle waren weniger mitteilsam – zwei überzeugte Spione, die ihr Widerstand leisteten und stark waren. Sie hatten Blutergüsse im Gesicht, waren ausgemergelt und einer von ihnen hinkte und ließ die Schultern hängen. Er zuckte zusammen, als er sich auf seinem Stuhl anlehnte, als hätte er Schnitte oder Blutergüsse auf dem Rücken. »Wie haben Sie sich diese Verletzungen zugezogen?«, fragte Fire die beiden misstrauisch. »Und wo?« Sie saßen stumm mit abgewandtem Blick und steinernem Gesichtsausdruck vor ihr und beantworteten weder diese Frage noch irgendeine andere, die sie ihnen stellte.
    Als das Verhör beendet war und die beiden Spione ins Verlies zurückgebracht worden waren, entschuldigte sich Fire bei Garan, der der ganzen Sache beigewohnt hatte. »Sie waren zu stark für mich, mein Prinz. Ich habe nichts aus ihnen herausbekommen.«
    Garan beäugte sie verdrossen über einen Stapel Papier hinweg. »Haben Sie es versucht?«
    Â»Natürlich habe ich es versucht.«
    Â»Wirklich? Wie intensiv haben Sie es versucht?« Er stand mit zusammengekniffenen Lippen auf. »Ich habe weder Energie noch Zeit zu verschwenden, Lady Fire. Sobald Sie beschließen, diese Sache hier ernsthaft anzugehen, lassen Sie es mich wissen.«
    Er klemmte die Papiere unter den Arm und ließ sie mit ihrer Empörung allein. Er hatte natürlich Recht. Sie hatte es nicht versucht, nicht richtig. Sie hatte das Bewusstsein der Männer angestupst, und als sie festgestellt hatte, dass es verschlossen war, nichts weiter unternommen, um ein Öffnen zu erzwingen. Sie hatte noch nicht einmal versucht, sie dazu zu bringen, ihr ins Gesicht zu blicken. Wie konnte sie das auch tun? Erwartete man

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