Die Flammende
Eine von König Arns und Lady Ellas nützlichsten Entdeckungen.
Was Fire so wütend machte, war die Vorstellung einer solchen Medizin, die Vorstellung, sich Gewalt anzutun, damit sie nicht so etwas wie sich selbst hervorbrachte. Und was war dann der Zweck dieser Augen, dieses unglaublichen Gesichts, der Weichheit und der Kurven ihres Körpers, der Kraft ihres Bewusstseins? Was sollte das alles, wenn keiner der Männer, die sie begehrten, ihr Babys schenken würde und es ihr nichts weiter einbrachte als Kummer? Was war der Zweck einer Monsterlady?
Es kam als Flüstern heraus. »Wozu bin ich da?«
»Wie bitte, Lady?«, fragte Musa.
Fire schüttelte den Kopf. »Nichts.« Sie trat einen Schritt näher und wickelte sich den Schal vom Kopf. Ihre Haare fielen glänzend herab. Einer ihrer Wachmänner keuchte.
Sie war genauso schön wie Cansrel. Sie war ihm wirklich sehr ähnlich.
Hinter ihr betrat plötzlich Brigan den groÃen Saal und blieb stehen. Ihre Blicke begegneten sich im Spiegel und sie sahen sich an. Es war eindeutig, dass er mitten in einem Gedanken oder Gespräch gewesen war, das ihr Erscheinen abrupt unterbrochen hatte.
Es war so ungewöhnlich, dass er ihrem Blick standhielt. All das Gefühl, das sie mit Gewalt versucht hatte wegzuschieben, drohte zurückzusickern.
Und dann holte Garan, der in scharfem Ton mit ihm sprach, Brigan ein. Hinter Garan tauchte Nashs Stimme und dann Nash selbst auf, er sah sie und blieb wie angewurzelt neben seinen Brüdern stehen. In Panik griff Fire nach ihrem Haar, um es hochzubinden, und wappnete sich gegen die Dummheiten, die der König diesmal machen würde.
Aber es war alles in Ordnung, sie waren in Sicherheit, da Nash angestrengt versuchte, sich zu verschlieÃen. »Seien Sie gegrüÃt, Lady«, sagte er mit beträchtlicher Mühe. Er legte seinen beiden Brüdern die Arme um die Schultern und ging mit ihnen aus dem Saal, aus ihrer Sichtweite.
Fire war beeindruckt und erleichtert. Sie stieà ihre Gefühle zurück in ihre Zelle. Und dann, kurz bevor die Brüder verschwanden, sah sie aus den Augenwinkeln, wie etwas an Brigans Hüfte aufblitzte.
Es war das Heft seines Schwerts. Das Schwert des Oberbefehlshabers der königlichen Armee. Und auf einmal verstand Fire.
Brigan tat fürchterliche Dinge. Er erstach in den Bergen Männer mit dem Schwert. Er bildete Soldaten für den Krieg aus. Er hatte eine unglaubliche zerstörerische Macht, genau wie sein Vater â aber er nutzte diese Macht nicht so wie sein Vater. Eigentlich würde er sie am liebsten überhaupt nicht nutzen. Aber er hatte sich dafür entschieden, um andere Leute davon abzuhalten, ihre Macht auf noch schlimmere Art zu nutzen.
Seine Macht war seine Bürde. Er akzeptierte sie.
Und er war überhaupt nicht wie sein Vater. Genauso wenig wie Garan und Clara; und Nash eigentlich auch nicht. Nicht alle Söhne waren wie ihre Väter. Ein Sohn entschied, was für ein Mann er sein wollte.
Nicht alle Töchter waren wie ihre Väter. Eine Monstertochter entschied, was für ein Monster sie sein wollte.
Fire sah sich selbst ins Gesicht. Das schöne Bild verschwamm plötzlich hinter ihren Tränen. Sie blinzelte sie weg. »Ich habe immer Angst davor gehabt, Cansrel zu sein«, sagte sie laut zu ihrem Spiegelbild, »aber ich bin nicht Cansrel.«
Neben ihrem Ellbogen sagte Musa sanft: »Das hätten wir Ihnen auch sagen können, Lady.«
Fire sah ihre oberste Wache an und lachte, weil sie nicht Cansrel war â sie war nur sie selbst. Sie musste in niemandes FuÃstapfen treten; sie konnte ihren eigenen Weg gehen. Und dann hörte sie auf zu lachen, weil sie Angst vor dem Weg hatte, von dem sie plötzlich wusste, dass sie ihn gehen würde. Ich kann das nicht tun, dachte sie. Ich bin zu gefährlich. Ich mache die Dinge nur schlimmer.
Nein, entgegnete sie sich selbst. Ich vergesse es schon wieder. Ich bin nicht Cansrel; mit jedem Schritt auf diesem Weg erschaffe ich mich selbst. Und vielleicht werde ich meine Macht immer entsetzlich finden und vielleicht kann ich nie das sein, was ich am liebsten sein würde.
Aber ich kann hierbleiben und zu dem werden, was ich sein sollte .
Verschwendung ist sträflich. Ich werde meine Macht nutzen, um rückgängig zu machen, was Cansrel getan hat. Ich werde sie nutzen, um für die Dells zu kämpfen.
Teil Zwei
Spione
Soviel
Weitere Kostenlose Bücher