Die fliegenden Staedte von Antares
hin und sagte mit Paradestimme: »Die beiden waren zwischen den Calsanys angekettet.«
Ich zog eine Grimasse. Mir war durchaus bekannt, was Calsanys anstellten, wenn sie sich aufregten. Kein Wunder, daß die beiden einen so gräßlichen Geruch an sich hatten.
»Zu den beiden gehört ein Apim, der sich als Pallan ausgibt. Da er ziemlich mitgenommen ist, wird er getragen.«
»Pallan Nicomeyn, ein alter Freund!« rief Pando.
König Nemo hatte Pallan Nicomeyn vermutlich verstoßen, der Tilda früher viel geholfen hatte. Wahrscheinlich hatte er bei Pando Schutz gesucht.
»Kümmere dich um den Pallan«, sagte ich. »Er soll essen, trinken und baden und sich anschließend ausruhn. Man soll ihn mit Respekt behandeln.«
»Sofort, mein Prinz!« bellte Erling und hastete los.
Ich hatte so eine Ahnung, als würde mich Pallan Nicomeyn auf jeden Fall erkennen, auch wenn diese beiden in mir noch einen Fremden sahen.
In diesem Augenblick hob Tilda den Kopf. »Ich kannte einmal einen Mann«, sagte sie mit schwerer Zunge. »Einen Mann – er sah ein bißchen so aus wie du, auch wenn er kräftiger und hagerer war als du, und er würde auch nicht ... würde nicht ...« Sie vergaß, was sie hatte sagen wollen, fuhr sich mit der Hand über die Lippen und setzte erneut an. »Dieser Mann, er hat sich um Pando und mich gekümmert. Wäre er jetzt hier, würde er dich niederschlagen, obwohl du so ein feiner Prinz bist.«
Ich kam mir wieder einmal wie ein Onker vor.
Vielleicht sprach sie von ihrem Mann, vielleicht von Meldi, der sich um sie und Pando gekümmert hatte, vielleicht meinte sie auch einen Mann, den sie erst vor kurzem kennengelernt hatte ... dennoch hatte ich das sichere Gefühl, daß sie von mir sprach.
»Wie mir berichtet wird«, sagte ich, »war dein Mann, Marker Marsilus, ein vorzüglicher Soldat und ein guter Ehemann. Es ziemt sich, daß du in diesem Augenblick an ihn denkst.«
»Onker!« sagte sie. Plötzlich machte sich etwas von ihrem alten Feuer bemerkbar. »Obwohl es dich nichts angeht, du Herr aus Vallia – ich habe meinen Mann geliebt, und wir waren füreinander da. Seither habe ich keinen anderen Mann geliebt ...« Ihre trunkene Stimme plapperte weiter und offenbarte Dinge, die sie in nüchternem Zustand tief in sich begraben hätte. Sie sank nicht von ihrem Stuhl; ihre Haltung war die einer großen Dame bei Hofe. Ihre Worte waren eine ausgedehnte Klage über verlorene Hoffnungen und verblassende Erinnerungen, über ihren Mann und ihre große Zeit auf der Bühne – sie war einmal eine zu Recht berühmte Schauspielerin gewesen – und über Erinnerungen an den nicht näher bezeichneten Mann, in dem ich mich wiedererkannte. Als ich mich schließlich an Pando wandte, ließ ihn mein Gesichtsausdruck zusammenzucken.
Ehe ich ihm meine Gefühle offenbaren, ehe ich ihm sagen konnte, daß ich der alte Dray Prescot war, plapperte Tilda mit weinerlicher Stimme weiter: »Zwischen Hamal und Vallia werden wir wie ein Korn in der Mühle zerquetscht. Nun, so möge es denn sein. Pandrite wird wissen, wo das enden soll, Opaz irrt sich nicht. Folge dem Rat meines Sohnes, laß uns töten! Soll Vallia sich doch an den Überresten unseres Landes ergötzen!«
»Du magst die Vallianer nicht?«
»Ich hasse und verabscheue sie!«
»Offenbar hast du dir die Banner noch nicht angesehen, unter denen wir gekämpft haben.«
Pando lachte verächtlich. »Ein bloßer Trick, Vallianer! Du willst uns täuschen! Die blaue Flagge mit dem Zhantil – das ist mein Zeichen! Mein Zeichen! Hätte ich meine früheren Kräfte und meine Armee, würdest du den Tag bereuen, an dem du dich an der Flagge Bormarks vergriffen hast, an dem Zeichen jenes Mannes, von dem meine Mutter gesprochen hat.«
Er trat erregt vor, und die Pachaks richteten sich auf, ihre gefährlichen Schwanzspitzen erbebten.
»Du hast hier die Macht. Du hast die Stellung, das Geld und die Armee. Bormark ist besiegt, vernichtet von den hamalischen Cramphs. Und jetzt bemüht sich Vallia zu uns herüber, um den Kadaver zu fleddern. Feine Nachbarn haben wir! Typisch für diese verdorbene Nation.«
»Bei Vox!« rief ich. »Du bist immer noch ein verdammter Heißsporn!«
»Und ich würde deinen Körper mit Brandpfeilen spicken, wenn ich nur könnte!«
»Hikdar Re-Po!« brüllte ich so laut ich konnte. Der Pachak-Hikdar der Wache erstarrte. Sein strohgelbes Haar unter dem glatten runden Helm seiner Rasse schimmerte im Sonnenlicht. »Hikdar! Laß diese beiden baden und anständig
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