Die fliegenden Staedte von Antares
wilden Flutduin-Schar, deren Reiter gnadenlos schossen. Männer stürzten blutend in die Tiefe. Der Kampflärm dehnte sich zu einem durchdringenden, langangezogenen Brausen. Und noch immer rückten die Flügeltruppen der Hamaler in Position; sie hielten sich zurück, sie warteten den richtigen Augenblick ab, um uns in die Zange zu nehmen.
»Xarmon«, sagte ich. »Jetzt möchte ich auf Sturmwolke umsteigen.«
»Hier, Majister.«
Ich sprang zu Boden, tätschelte Schneeweiß den schlanken Hals und ergriff die Zügel Sturmwolkes. Er war ein herrliches Tier – keine Vove, kein feuriges rotbraunes Reittier der Großen Ebenen von Segesthes, ganz Hörner und Klauen und Reißzähne und kräftiges Herz, das sich nur dem Tod ergab. Nein, Sturmwolke war ein schimmernder schwarzer Nikvove, ein Halbvove, kleiner und ohne Krallen und Hörner. Allerdings besaß er die acht Beine und das treue Herz des Vove – eines Königs wahrhaft würdig.
Als ich mich in den Sattel geschwungen hatte, rief ich einen meiner Adjutanten zu mir, die sich ständig in meiner Nähe bereithielten. Es handelte sich um den jungen Elten Nath Bryant, den Sohn eines Trylon aus Vallia. »An Chuktar Erling«, sagte ich. »Mit besten Empfehlungen. Er soll seinen Vormarsch jetzt beginnen. Richte ihm aus, Opaz möge mit ihm und seinen Männern reiten.«
Elten Nath Bryant, der seinen Posten aus reiner Abenteuerlust übernommen hatte, schlug sich die rechte Faust vor den Brustpanzer und rief mit ziemlich schriller Stimme: »Sofort, mein Prinz!« Im nächsten Augenblick preschte er auf dem Rücken seiner Zorca los, als hätte man einen Pfeil abgeschossen. Die Schwadronen auf der linken Seite würden im entscheidenden Augenblick unter Chuktar Erling mit dem Angriff beginnen.
Turko war ebenfalls auf einen Nikvove umgestiegen und hielt sich in meiner Nähe. Das gleiche galt für den Standartenträger, der meine Position im Schlachtfeld sichtbar machte. Wie schon erwähnt, war meine alte rotgelbe Fahne in Esser Rarioch geblieben; heute kämpfte ich unter einer willkürlich zusammengestellten Mischung aus Blau, Grün und Rot mit Goldquasten, ein deutlich sichtbarer Fixpunkt im Kampf. Ein zweiter Mann, ein Hikdar, trug die bormarksche Flagge.
Xarmon reichte mir die schimmernde goldene Maske, die ich unter den Helmrand hob und damit meine Züge unkenntlich machte. Die Maske mochte mich vor einem Pfeil schützen, doch ihre wesentliche Aufgabe war es, mich für meine Männer erkennbar zu machen. Eine Nebenfunktion, die mir sehr wichtig war, bestand darin, mein Gesicht vor jenen zu verbergen, die mich nicht kannten.
»Wir reiten in den Sieg! Opaz ist bei uns!« rief ich, als alle Vorbereitungen getroffen waren.
»Aye«, sagte Turko nicht ohne Ironie. »Und du bleibst in der Nähe des Schildes. Ich habe ein Versprechen gegeben.«
Ich brauchte nicht erst zu fragen, wer sich das Versprechen hatte geben lassen.
Wir wandten uns nach rechts. Die dort postierten Abteilungen unserer Nikvove-Kavallerie sahen mich kommen und stimmten ein lautes Jubelgeschrei an. Ich deutete auf die feindliche Kavallerie, an der Stelle, wo sie gegen die Infanterieflanke stieß, die gegen unsere rechte Rapa-Flanke vorgehen wollte. Obwohl der Feind offenbar die Absicht hatte, uns von rechts her aufzurollen, rückte die Kavallerie seines linken Flügels weiter gegen uns vor. Entweder hatte der befehlshabende General der Hamaler keine Übersicht oder er war ein Dummkopf oder er lebte nicht mehr. Die beiden ersten Möglichkeiten kamen mir unwahrscheinlich vor – so daß sich meine Laune noch mehr verbesserte.
»Vorwärts!« brüllte ich. »Folgt mir!«
Die Lanzen wurden gefällt, und die Tiere preschten los.
In einer gewaltigen Lawine aus Fleisch und Blut und Stahl drangen wir in die gegnerischen Reihen. Zwei Regimenter hamalischer Kavallerie – Zorcas, ein wahres Verbrechen! – stellten sich uns in den Weg, doch wir überrannten sie, ich muß schon sagen: wie ein heißes Messer durch Butter dringt. Die armen Zorcas wichen vor unserem dröhnenden Galopp zurück, wurden zur Seite gewirbelt wie Holzspäne, die einer Kreissäge weichen müssen. Unsere Attacke wurde mit solcher Gewalt vorgetragen, daß wir die Zorcareiter geradezu hinwegspülten.
Hinter diesen unglücklichen Kämpfern versuchten drei Totrix-Regimenter Widerstand zu leisten. Eine Zeitlang vermochten sie uns aufzuhalten, und es gab ein wildes Gehaue und Gesteche, doch dann brach der Widerstand zusammen, und wir dröhnten
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