Die Flieger von Antares - 08
erstarrten plötzlich.
Schließlich zerknüllte er das Papier in der kleinen Hand.
»Gut, Merker. Eine mündliche Antwort. ›Kommen auf schnellstem Wege.‹ Überbringe das sofort.«
»Meine Flügel unterliegen deinem Befehl«, sagte der Merker nach Art der Boten, sprang in den Sattel seines Fluttcleppers und hob sofort ab. Coper wies uns wieder in den Wagen und wandte sich mit erregter Stimme an Deldar Pocor.
»Wir müssen uns beeilen, guter Pocor! In Djanguraj geschehen schlimme Dinge. Ich muß spätestens bei Sonnenuntergang in der Stadt sein!«
»Sonnenuntergang, Pallan. Sehr wohl, Pallan.«
Sinkie musterte ihren gefaßt wirkenden Mann mit nervösem Blick. »Ortyg! Was ist denn los?«
Coper warf mir einen berechnenden Seitenblick zu, beugte sich vor und klopfte seiner Frau aufs Knie.
»Es gibt schlimme Nachrichten, Sinkie. Du mußt dich zusammennehmen. Ich kann offen sprechen, denn Notor Prescot stammt nicht aus Djanduin und hat mit unseren Angelegenheiten nichts zu schaffen. Er ist Gast und wird in unserem Hause willkommen sein.«
»Natürlich, Ortyg! Notor Prescot hat uns vor den schrecklichen Leemköpfen gerettet, und ich mag ihn sehr. Aber was ist mit den Neuigkeiten, mein Lieber ...?«
Die Nachrichten waren wirklich schlimm genug, um jeden Pallan des Königreichs erbleichen zu lassen.
»Der König und die Königin sind ermordet worden. Chuktar Naghan hat Nachrichten über die bevorstehende Invasion der Gorgrens. Die beiden schrecklichen Ereignisse stehen irgendwie im Zusammenhang. Sinkie! Du mußt dich fassen! Wir werden die Sache durchstehen, das haben wir bisher immer geschafft.«
»Oh, der arme König! Und die Königin ...« Sinkie brach in Tränen aus. Ihr ganzer Körper begann zu zucken. Sie wirkte völlig aufgelöst vor Trauer; die Tränen tropften ihr von den Spitzen ihrer gepflegten Schnurrbarthaare.
Coper sah mich vielsagend an.
»Du bist unser geschätzter Gast, Notor Prescot. Ich vermag einen Mann zu beurteilen, selbst wenn er ein Apim ist – und ich weiß, daß du dich als Horter und Notor erweisen wirst. Du wirst die Neuigkeit nicht weitergeben, bis sie allgemein bekannt ist?«
»Du kannst dich auf mich verlassen, Pallan Coper. Wie du selbst gesagt hast, geht mich die Sache ja eigentlich nichts an. Ich möchte da nicht hineingezogen werden.«
Die Schrecknisse der Himmlischen Bergwerke lagen gerade erst hinter mir, und ich hatte einen ziemlich schweren Kampf überstanden – meine Worte waren also ernst gemeint. In meinem Zeitgefängnis wollte ich mir ein denkbar angenehmes Leben machen – mehr wünschte ich mir nicht.
8
Ich, Dray Prescot, geriet in schlechte Gesellschaft, die mich auf Abwege führte. Ich will mich nicht entschuldigen.
Oh, all die Tavernen, die ich besuchte, die Dopa-Kaschemmen, die Theater, die Kampfarenen (Djanduin hat mit dem Jikhorkdun von Hamal und Hyrklana nichts im Sinn und interessiert sich statt dessen für richtige Kämpfe von Professionellen, bei denen nur selten jemand umkommt), all die Tanzmädchen, die ich umarmte, die Zorca- und Sleeth-Rennen, das Würfelspiel, das Wetten und Trinken! Ich nahm eine Menge Geld ein, denn mit den komplizierten Spielen dieses Planeten kenne ich mich einigermaßen aus, und ich litt keinen Hunger oder Durst – jedenfalls nicht oft.
Pallan Coper und seine entzückende Frau hatten mir ihre Gastfreundschaft erwiesen. Sie waren entsetzt über meine Ausflüge und flehten mich an, das schreckliche Leben aufzugeben.
Und was ist der Grund für all die Ausschweifungen?
Wie ich an anderer Stelle schon berichtete, haben Kalendarien und Datumsbestimmungen auf Kregen die unterschiedlichsten Grundlagen. Jedes Volk, jede Rasse, jedes Land zählt die Zeit auf eigene Art.
Ich versuchte das aktuelle Datum zu bestimmen. Das kostete mich viel Zeit und Mühe, und ich mußte mich immer wieder im Observatorium der Todalpheme von Djanduin einfinden – verglichen mit einigen anderen Todalpheme-Gruppen, handelte es sich um eine kleine, bescheidene Mannschaft. Die Todalpheme waren ernste und gewissenhafte Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die kregischen Gezeiten zu berechnen und die Menschen rechtzeitig zu warnen. Mit ihrer Hilfe stellte ich meine Zahlen zusammen. Als ich fertig war, starrte ich entsetzt auf das Ergebnis, das ich mit einer dicken roten Linie unterstrich.
Zehn Jahre!
Zehn irdische Jahre würde es dauern, bis die Gegenwart, in der ich mich jetzt befand, die Zeit erreichte, da ich aus den
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