Die Flirtfalle
brauchen… Ich werde für Sie da sein!“ Er tastete sämtliche Hosen- und Hemdtaschen ab, wahrscheinlich nach einer Visitenkarte suchend, nahm dann eine Serviette, kritzelte etwas drauf, lächelte mich an und reichte mir die Serviette so, dass unsere Finger sich berührten. Im nächsten Augenblick war er weg. Na, wer sagt es denn! Lisa, wir müssen reden. Wie bitte? Nein, ich denke mir keine Lügen aus, ich kann alles belegen!
„Möchten Sie noch etwas bestellen?“, unterbrach die Bedienung meinen gedanklichen Dialog mit Lisa. Nach drei Espressos fühlte ich mich reichlich aufgeputscht, lehnte daher dankend ab, steckte die Serviette mit Marks Telefonnummer in meine Handtasche und marschierte aus dem Lokal mit dem wunderbaren Gefühl, einen wichtigen Kampf gewonnen zu haben.
Kapitel 7
E ine halbe Stunde später war ich wieder zu Hause. Justin musste ich erst in einer Stunde abholen, also hatte ich genug Zeit, um meinen BH von den Silikon-Wundereinlagen zu befreien, zum Supermarkt zu gehen, eine neue Quietschente und die Regenhose für Justin zu besorgen, den ersten Satz meiner Bewerbung als bibliothekarische Hilfskraft (10-Stunden-Woche) zu schreiben und Justins Polizeiauto zu reparieren.
Um Punkt sieben war ich bei Lisa auf dem Hof. Marta saß auf der Terrasse und strickte. Als sie mein Auto sah, sprang sie sofort auf, um mir entgegen zu kommen.
„ Melanie! Die Kinder haben gerade gegessen, nun spielen sie wieder. Lisa und Anna sind in die Stadt gefahren. Komm, ich freue mich, mit dir ein wenig zu plaudern.“
Sie führte mich auf die Veranda, verschwand im Haus und kehrte mit einem dampfenden Teller in der Hand zurück.
„Hier, du musst unbedingt mein Gulasch probieren. Kindchen, du bist viel zu dünn und musst unbedingt mehr essen!“
Marta hörte sich schon an wie meine Mutter. Das Essen duftete verführerisch, und da ich den ganzen Tag, bedingt durch die Flirtfalle-Aufregung, nur eine Banane, drei Espressos und eine Pflaume zu mir genommen hatte, stürzte ich mich auf das Gulasch wie ein verirrter Wanderer, der sich wochenlang nur von Insekten und Blättern ernährt hatte.
„Marta, ich liebe dich“, sagte ich zwischen zwei Löffeln leckerem Gulasch.
„ Melanie, du kannst mit mir über alles reden. Also, wenn du irgendwelche Probleme hast - ich bin für dich da.“
Probleme? Nein. Ich bin eine glückliche Mutter, die seit drei Jahren erfolgreich sexuelle Enthaltsamkeit, sprich die Transmutation und die Sublimierung der sexuellen Energie in höhere, subtilere, spirituelle Bereiche, oder mit einem Wort Brahmacharya praktizierte. Ich hätte vielleicht ein Problem, wenn Mark heute nicht mit mir geflirtet hätte. Doch er hat es getan, was die Tatsache, dass ich nun im Besitz seiner Telefonnummer war, deutlich belegte.
„Ich habe über Kai nachgedacht“, begann ich, damit Marta Ruhe gab. „Stell dir vor, du bist sechsundzwanzig Jahre alt, hast zwei glückliche Ehejahre hinter dir und eines Tages bekommst du wie aus heiterem Himmel das große Buch der Liebe von deinem Mann geschenkt. Es ist kein Roman, sondern ein richtig unanständiges Buch, mit Abbildungen, die Liebestechniken darstellen, welche man nicht angucken kann, ohne vor Verlegenheit zu erröten, wenn du verstehst was ich meine. Marta, wie hättest du denn an meiner Stelle reagiert?“
„Kindchen, wie hast du denn reagiert?“
„Ich habe mich natürlich beleidigt gezeigt. Neulich hatte ich dieses Buch zufällig wieder entdeckt und mich über die Abbildungen dort erneut aufgeregt.“
Marta legte ihre Stricksachen zur Seite, nahm die Brille ab und sah mich nachdenklich an.
„Weißt du, Kindchen, wenn ich sechsundzwanzig wäre, dann hätten mein Mann und ich jede Seite dieses Buches ausdiskutiert und anschließend ausprobiert.“
Ich konnte meinen Ohren nicht trauen. Ausgerechnet von einer zweiundsiebzigjährigen Madame musste ich eine solche Ohrfeige einstecken.
„ Nun ist es sowieso zu spät. Er hätte mit dir reden sollen, anstatt seine Zeit mit Andeutungen zu vergeuden. Melanie, du musst Kai vergessen und dir einen anderen Mann suchen. So wie Lisa. Ich bin so froh, dass sie nach so langer Zeit jemanden kennengelernt hat und nicht mehr so männerfeindlich eingestellt ist.“
„Mama, eine nackte Schnecke war gerade auf meinem Fuß. Hier war sie! Genau hier“, mischte sich Justin in unsere Unterhaltung ein. Der Arme sah aus, als hätte er im Schlamm gebadet. Ich packte das Kind, brachte es ins Haus, trug
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