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Die Flirtfalle

Die Flirtfalle

Titel: Die Flirtfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Juergens
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Flirten beibringen?“, fragte ich ihn. Er sah mich verwundert an. Natürlich konnte er das. Es gab nichts, was Leo nicht konnte.
     

Kapitel 6
     
    Dienstag, 16:40 Uhr.  
     
    I ch beschloss auf Nummer sicher zu gehen und mich etwas früher auf die Lauer zu legen. Im Café angekommen suchte ich mir einen kleinen Tisch aus, bestellte einen Espresso und wartete. Wegen der Terminverschiebung hatte es mit dem Abnehmen nicht geklappt, dennoch fühlte ich mich wohl in meiner für alle Gelegenheiten passenden schwarzen Jeans. Die eng sitzende, dekolletélose Bluse in fröhlichem Blumenmuster war auch in Ordnung, aber die Push-up-Einlagen meines BHs machten mich fix und fertig. Heute trug ich diese Dinger, die mir Lisa vor zwei Jahren zum Geburtstag geschenkt hatte, zum ersten Mal. Dabei fühlte ich mich keineswegs sexy, sondern so, als würde ich versuchen, meine intellektuelle Beschränktheit durch Monstertitten auszugleichen. Ich war kurz davor, auf die Toilette zu rennen, um die Einlagen dort herauszunehmen, doch der Gedanke, Mark würde mir danach nicht die gewünschte Aufmerksamkeit schenken, hielt mich davon ab.  
    Ich trank meinen Espresso und grübelte darüber nach, wie sich alles entwickeln könnte:
    A) Ich lasse alles sausen, fahre nach Hause und lüge Lisa an, Mark hätte mich so behandelt als wäre ich Luft. Das würde allen den Beweis dafür liefern, dass ich zu einem unattraktiven Weib mutiert bin, mit dem kein Mann der Welt flirten möchte.
    B) Ich mache Mark an und falle auf die Nase. Er reagiert gereizt auf mich oder noch schlimmer - er behandelt mich so, als wäre ich eine Nutte, die auf der Suche nach einem Freier ist und fragt mich sogar nach meinem Preis. Damit hätte ich das gleiche Ergebnis wie bei der Entwicklung A, mit dem Unterschied, dass mich anstatt von Depressionen Minderwertigkeitskomplexe und Zweifel an meiner echten Identität plagen würden.
    C) Mark fährt auf mich ab und verliebt sich in mich. Lisa würde mich verfluchen und mir die Freundschaft kündigen. Ich hätte dafür einen Macho am Halse, mit dem ich nichts anfangen könnte.
    D) Mark und ich verlieben uns und beschließen, unsere Liebe geheim zu halten. Irgendwann kommt Lisa dahinter, bestellt mich zu sich und erschießt mich mit dem Jagdgewehr ihres Großvaters, das in ihrem Haus zwischen zwei Elchköpfen an der Wand hängt. Ich würde einen vierjährigen Halbwaisen hinterlassen, der sich einer schädlichen Omi-Erziehung unterziehen müsste.       
    Ich saß in der Tinte. Das Flirt-Experiment würde mir nichts als Ärger bringen. Unter ungünstigen Umständen müsste ich sogar mit meinem vorzeitigen Ableben rechnen. Ich war so gut wie erledigt. Was mir jetzt am Sinnvollsten erschien, war, sofort nach Hause zu fahren, Justin von Marta abzuholen, mein Gewissen zu beruhigen, dass ich keine Rabenmutter bin, die ihr Kind irgendwo absetzt, um Flirten zu gehen und Lisa zu berichten, dass ich weiche Knie bekommen hatte und abgehauen bin. Ich legte zwei Euro fünfzig neben meine Tasse, richtete mich auf und wollte gerade das Lokal verlassen, als ich ihn sah. Lisas Beschreibung passte hundertprozentig: dunkelblond, dicke Lippen, Brillenträger. Ich setzte mich langsam wieder hin. Was für ein Sexappeal! Und diese Ausstrahlung! Mir wurde schwindlig. Mark bemerkte mich nicht (oder tat nur so), nahm zwei Tische weiter Platz und vertiefte sich in eine mitgebrachte Zeitschrift. Mein Wunsch, nach Hause zu fahren, verflüchtigte sich, also bestellte ich mir noch einen Espresso. Die Minuten vergingen. Mark legte die Zeitschrift am Nachbartisch ab, sah auf die Uhr, blickte mich kurz an, nippte an seinem Kaffee, sah wieder auf die Uhr. Verflixt! Mir wollte nichts einfallen. Als Mark seine Tasse leer getrunken hatte und den Geldbeutel zuckte, sprang ich auf, als hätte mich eine Wespe in die rechte Pobacke gestochen. Ich musste schnell handeln, also lief ich auf Mark zu, blieb vor ihm stehen und murmelte so etwas wie ‚Entschuldigung’. Er sah mich fragend an.
    „Haben Sie vielleicht Feuer?“, fragte ich und dachte sofort an Leo, der diesen Satz als Beispiel für einen besonders blöden Anbaggerspruch erwähnt hatte. Mark nickte höflich, griff in seine Hemdtasche, holte ein Feuerzeug heraus, knipste es an und hielt mir das Flämmchen hin. Ich sah mich hilflos um. Und nun? Ich hatte weder Zigaretten dabei noch beherrschte ich das Rauchen. Der Mann hatte scheinbar nicht begriffen, dass ich ihn nur anbaggern wollte.
    „Oh,

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