Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.
ausgeschüttet. Trotzdem können solche Gespräche derart morbide wirken, dass sich Zuhörer erschrecken.“
„Ich nicht“, sagte Minnie. „Ich habe mein Leben lang Utta Danella gelesen und solche Sendungen nie gesehen. Das Ganze kommt mir vor wie ein Jungs-Spiel, bei dem die Mädchen andächtig lauschen. Irgendwie ist es doch interessant, oder?“
Sie blickte Rudi und Montrésor an, doch inzwischen waren die alten Herren so tief in ihr Gespräch vertieft, dass sie gar nicht mehr mitbekamen, was Minnie und Dr. Albers über sie sagten.
Gerade holte Adolf erneut aus, um von einem weiteren merkwürdigen Todesfall zu erzählen. „Haben Sie die Episode gesehen, in der es um einen LSD-Trip ging? Die war furchtbar…“
„Nein“, rief Rudi, „Erzählen Sie!“
„Also“, begann Adolf. „Stellen Sie sich vor, dass eine Gruppe von vier Menschen eine wilde Party feiert. Jeder von ihnen konsumiert LSD. Diese Droge verändert die Wahrnehmung so, dass man die Welt um sich herum wie in einem Comic wahrnimmt – weil man nichts mehr richtig sieht. Alles, was Du im LSD-Rausch sichtest, erinnert Dich an eine Comicszene. Die Bilder sind stark koloriert und nicht mehr real.“
„Und dann?“, fragte Rudi begeistert.
„Ein weiblicher Partygast kommt auf die Idee, zwei LSD-Pillen auf einmal zu schlucken. Die drei anderen sind zwischenzeitlich in einen leeren Swimmingpool hinabgeklettert. Sie machen Handbewegungen, als würden sie schwimmen. LSD verschafft nämlich einen Gemeinschaftsrausch. Aber aus der Perspektive derjenigen Frau, die zwei Pillen geschluckt hat und die oben am Beckenrand steht, sieht es so aus, als würden die drei tatsächlich schwimmen und als seien die blauen Fliesen im Swimmingpool echtes Wasser. Jetzt können Sie sich bestimmt ausmalen, was als nächstes geschieht.“
„Nein“, rief Rudi begriffsstutzig. „Was denn?“
„Die junge Frau ruft: Ich komme! Sie macht einen Kopfsprung in den Pool, knallt hart auf den Boden auf – und ist natürlich sofort tot. Die anderen umringen sie hilflos. Sie sind immer noch high .“
„Und dann ging’s ab in die Kartoffelkiste!“, jauchzte Rudi.
Zum zweiten Mal ging Andreas dazwischen. „Ich muss Sie wirklich ausbremsen, meine Herren. Gleich könnten andere Gäste kommen. Wenn wir gemeinsam über den Tod reden wollen, sollten wir das auf einem anderen Niveau tun. Oder Sie ziehen sich auf eines Ihrer Zimmer zurück.“
„Nur eine noch“, bettelte Rudi. „Nur noch eine Geschichte, bitte. Ich habe so eine gute auf Lager!“
Der Psychologe ließ sich erweichen. „Aber dann müssen wir zum Ende kommen!“
„Ja, ja“, sagte Rudi ungeduldig. „Also: Ein Chinese und seine Frau wandern durch einen Naturschutzpark. Der Chinese hat keinen Respekt vor der Tierwelt, die es dort gibt. Er sammelt Spinnen und andere Insekten, um sie mit nach Hause zu nehmen und dort zu trocknen. Plötzlich sieht er eine Schildkröte, die sich auf einem Felsen sonnt. Er will das arme Tier ergreifen. In diesem Moment naht ein Adler, der die Schildkröte mit seinen Krallen packt und sie in die Luft hoch hebt. Daraufhin schreit der Chinese wütend und reckt die Hände zum Himmel. Erbost über das Gezeter lässt der Adler die Schildkröte los. Mit ihrem harten Panzer landet sie genau auf der Schädelplatte des Chinesen – und natürlich ist der sofort tot.“
„Und die Schildkröte?“, fragte Adolf .
„Hat überlebt!“, jauchzte Rudi.
„Ich habe auch noch eine“, triumphierte Adolf. „Es ist wirklich meine letzte und sie handelt auch von Tieren. Eine Tierschützerin fährt mit einem Auto über einen Highway in den USA. Plötzlich sieht sie einen halbtoten Dachs mit blutender Schnauze auf der Straße liegen, hält an, rennt zu dem Tier und beginnt sofort mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung. Als Zuschauer denkt man die ganze Zeit, dass sie dadurch einen tödlichen Virus einatmet, denn die Kamera zeigt genau, wie sie das Herz des Tieres wiederbeleben möchte und den Dachs gleichzeitig beatmet.“
„Ich kenne das Ende dieser Geschichte“, jubelte Rudi glücklich. „Plötzlich kommt ein Lastwagen und sie wird überfahren!“ Der alte Vagabund ballte seine Fäuste.
„Schade, dass es in Haus Holle kein D-Max gibt“, meinte Adolf. „ 1000 Wege ins Gras zu beißen hat so was Unterhaltsames. Außerdem lernt man jede Menge – zum Beispiel, dass man sich nicht mit langen Halsketten innerhalb von Basketballkörben hochziehen sollte und nicht betrunken im Pool planscht. Und es
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