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Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder.

Titel: Die Flockenleserin. Ein Hospiz, 12 Menschen, ein Mörder. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Powelz
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warf sich der alte Mann in die Brust. „Meine Freundin heißt Tanja!“
    „Im Ernst? Sie fährt ein rotes Auto? Vielleicht einen Peugeot?“ Interessiert blickte Adolf  Rudi an, als seien die beiden seelenverwandt.
    „Das weiß ich nicht“, antwortete Herr Weiß. „Aber der Wagen ist knallrot. Das hat Mick mir verraten. Er wird mich auch bald besuchen. Mick – das ist mein bester Freund. Wir waren lange zusammen in der Kartoffelkiste. Ob er wohl weiß, dass ich jetzt hier bin?“
    Er schnappte sich eine neue Bierflasche und rülpste ungeniert.
    „Rufen Sie ihn doch an“, sagte Minnie. „Oder haben Sie seine Telefonnummer nicht?“
    „Doch, schon…“, erwiderte Rudi zögerlich, „aber ich weiß nicht, ob es hier ein Telefon gibt.“
    „Natürlich! Auf Ihrem Zimmer steht eins!“
    Dankbar blickte Rudi die alte Dame an. „Dann werde ich Mick anrufen.“ Er schlackerte mit den Ohren.
    „Vorher werden Sie erst mal baden“, sagte Bruno. „Wir machen Sie heute mal schick, Herr Weiß!“
    „Au ja“, rief Rudi. „Ich plansche so gern in der Wanne. Am allerliebsten mit Schunkelmusik…“
    Minnies Respekt vor Bruno wuchs von Tag zu Tag. Vor kurzem hatte er ihr erzählt, dass seine harte, aufopfernde Arbeit nur mit 1500 Euro netto vergütet wurde, und er eine 35-Stunden Woche hatte. „Wenn ich 63 bin, werde ich hier aufhören“, meinte Bruno. „Schließlich will ich noch was vom Leben haben.“
    Vorher jedoch machte er den Gästen in Haus Holle das Leben lebenswerter. Er schnappte sich den drahtigen Rudi, klopfte ihm sämtliche Kartoffelkrustenreste vom Sakko und führte den alten Vagabunden in das erste Zimmer .
     
    Minnie schaute auf ihre Uhr. Es war 13.30 Uhr.
    In einer halben Stunde würde Frau Demarmels eintreffen und sie musste sich vorher noch frisch machen.
    In diesem Moment rauschte Mike ins Esszimmer. „Kann ich Sie kurz sprechen, Minnie?“ Seine Stimme klang aufgeregt. Sofort zog sich die alte Dame mit dem Reporter zurück – zu einem geheimen Schlupfplatz unter der Treppe.
    „Was gibt es?“, fragte sie flüsternd.
    „Ich habe die Ergebnisse des Polizeireporters bekommen“, sagte Mike. „Er hat die Vergangenheit von Frau Prinz, Annette Müller, Angie Pfeiffer, Barbara und Berthold Pellenhorn, Mutter Merkel, Bella Schiffer, Herrn Montrésor und Klärchen Krause durchleuchtet. Das Ergebnis ist niederschmetternd. Keiner von ihnen war je im Gefängnis, keiner von ihnen ist vorbestraft. Wir müssen uns irren! Dass Herr Knopinski als Gefängniswärter gearbeitet hat, war anscheinend ein purer Zufall…“
    „War wirklich gar nichts zu finden?“, hakte die alte Dame nach.
    „So gut wie nichts“, antwortete Mike. „Bella Schiffer wurde früher zweimal bei einem Ladendiebstahl ertappt, doch es ging nur um Lappalien. Beide Verfahren wurden eingestellt. Bella kam nicht mal vor Gericht. Annette Kleine ist ein paar Mal zu schnell gefahren. Nur die Biografie von Mutter Merkel ist auffällig. Sie hat zwei Männer überlebt und einmal viel Geld geerbt. Aber kriminell war sie nie.“
    „Das ist nicht das, wonach wir suchen“, meinte Minnie. „Was hat der Polizeireporter noch herausgefunden?“
    „Adolf Montrésor wohnte mal in einem Dorf, in dem vor 40 Jahren ein junges Mädchen verschwand. Nach langer Suche wurde die Kleine erdrosselt an einem Flussufer aufgefunden. Bevor sie getötet wurde, hatte sie Sex mit zwei Männern. Daraufhin gerieten alle männlichen Dorfbewohner unter Verdacht. Jahrzehnte später, als die ersten DNA-Tests erfunden worden waren, mussten sich alle männlichen Dörfler einem Gentest unterziehen.“
    „Mit welchem Ergebnis?“
    „Adolf  war unschuldig. Es gibt keinen Hinweis darauf, dass er in das Verbrechen verwickelt war. Zwanzig Jahre nach dem Mord verschwand ein zweites Mädchen in einer anderen Kleinstadt. Erstaunlicherweise wohnte Montrésor damals direkt neben dem Tatort. Doch die Tote wurde niemals gefunden.“
    „Das ist ein seltsamer Zufall“, rief Minnie. „Aber kein Beweis dafür, dass Montrésor ein Mörder ist. Außerdem verschwinden täglich Menschen in Deutschland. Was hat der Polizeireporter über Omi herausgefunden?“
    „Klärchen Krause war tatsächlich eine Jüdin. Sie arbeitete als Zwangsarbeiterin für einen Bauern“, sagte Mike. „Dieser Landwirt galt im Dorf als gewalttätig. Einmal soll er einen Zwangsarbeiter zu Tode gefoltert haben – Gerüchten zufolge. Aber es gibt keinen Hinweis auf irgendeine Verstrickung von Klärchen. Im

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