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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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sagtet, Ihr wolltet spazieren gehen.«
    Coligny verbeugte sich. »Ihre Hoheit und ich sind uns zufällig begegnet, und sie bat mich, sie zu begleiten. Ich bitte um Vergebung, wenn wir Anlass zur Sorge geboten haben.«
    Marguerite warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Dann sind wir Euch wohl eher Dank schuldig.«
    Sie wirkte irritiert, was selten bei ihr vorkam, und so streckte ich Coligny die Hand hin. »Ich danke Euch, edler Herr. Ich hoffe, wir haben bald wieder Gelegenheit, einander zu begegnen.«
    Coligny hob meine Hand an die Lippen. Sein Kuss war kühl, seine Bartstoppeln pieksten meine Haut.
    Marguerite führte mich weg. »Ihr wart über eine Stunde mit ihm zusammen! Ich habe überall nach Euch gesucht! Es gibt heute ein Festbankett, kommt, wir dürfen uns nicht verspäten. «
    Zum ersten Mal hörte ich ihr kaum zu. Coligny hatte mich meine Nöte vergessen lassen, meinen Sinn für Höheres erweckt. Ich wollte noch mehr mit ihm sprechen, mich in seiner Tiefe verlieren, und ich sah mich nach ihm um. Er stand still da, eine einsame Gestalt zwischen all den Höflingen. Ich fühlte eine plötzliche Leere, fast wie ein Verlust, und fragte mich, ob ich ihn je wiedersehen würde.

    Während wir an jenem Abend schmausten, sah ich François auf seinem Thron vor sich hin brüten. Die Höflinge verlustierten sich mit Tanz und Trunk und Tratsch, in ihren schimmernden Festgewändern ganz der Wonne des Augenblicks hingegeben.
    Für gewöhnlich war François mitten unter ihnen, scherzte und flirtete, die Herzogin an seiner Seite, doch heute Abend schien er sie nicht mal zu sehen, und Colignys Worte gingen mir durch den Kopf. Ob die Lage in Paris sich wohl verschlimmert hatte? Ich ließ den Blick suchend durch den Saal schweifen, als ob ich einen dieser Hugenotten dort entdecken könnte. Wie sahen sie aus? Konnte ich sie an ihrem Gebaren, ihrer Tracht erkennen? Ich stellte sie mir alle in Schwarz vor, wie sie dem König ihre verbotenen Bücher entgegenreckten. Wenn es in Paris so viele davon gab, musste es doch auch welche unter uns geben. Ich war geradezu fasziniert von dem Gedanken, gespannt darauf, diese Leute einmal zu Gesicht zu kriegen, deren Existenz mir die Tatsache bewusst gemacht hatte, dass nicht alles Wohlleben und Indolenz war in diesem Lande, das ich meine Heimat nannte.
    Dann sah ich meinen Ehemann, in fleckigem Wams und schlammbespritzten Stiefeln, auf das Podest zugehen, wo der König saß. »Eure Majestät wollten mich sehen?«, hörte ich ihn sagen.
    François’ Miene verzerrte sich. »Wie kannst du dich nach Pferdeschweiß stinkend in meine Nähe wagen?«, brüllte er. »Geh! Wasch dich und kümmere dich um deine Frau. Bei Gott, kümmere dich noch diese Nacht um sie, sonst garantiere ich für nichts mehr!«
    Alle Gedanken an Ketzer verflogen mit einem Schlag. Ich kam mir vor, als krachte der Dachfirst auf mich herab, als Henri mir einen vorwurfsvollen Blick zuwarf und schweigend abmarschierte. Die Herzogin schnalzte mit der Zunge. Ich fing ihren Blick auf; sie zuckte entschuldigend mit den Schultern. Die Höflinge begannen zu tuscheln; ich hörte ein höhnisches Lachen, fühlte die Augen aller auf mich gerichtet. Bei der ersten Gelegenheit bat ich, mich zurückziehen zu dürfen.
    In jener Nacht kam Henri zum ersten Mal seit Marseille in meine Gemächer. Das war der Moment, den herbeizuführen ich mich so sehr bemüht hatte, doch als Henri eintrat, in einem weißen Schlafrock, der seine Blässe unterstrich, das schwarze Haar in einer steifen Welle bis auf den Kragen fallend, brachte ich kaum ein Wort hervor.
    Er starrte mich an. »Habt Ihr es ihm gesagt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Aber Seine Majestät…«
    »Er kann sich zum Teufel scheren. Legt Euch hin. Es wird Zeit, dass wir dieser leidigen Farce ein Ende machen.«
    Ich drehte mich zum Bett um und legte mich nieder. Mir war entsetzlich bang zumute. Endlich war er hier, um zu tun, was unsere Ehe von ihm verlangte. Es war der Moment, nach dem ich mich gesehnt hatte, für den ich mein gesamtes Äußeres umgewandelt hatte, und doch konnte ich kaum hinschauen, als er den Gürtel des Schlafrocks löste und sein männliches Organ offenbarte. »Hebt es hoch«, sagte er und deutete auf mein Nachthemd, und ich tat es; mein Bauch verkrampfte sich vor Angst und Kälte. Er kniete sich zwischen meine Beine und schob sie brüsk auseinander. Ohne ein Wort stieß er sich in mich hinein. Ich biss mir vor Schmerz auf die Lippen, dachte an die Liebenden am See

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