Die florentinische Prinzessin
und spreizte die Beine, so weit ich konnte, um irgendeinen Hauch von Lust aus diesem erzwungenen, unpersönlichen Akt zu ziehen, während sein harter Körper sich an meinem rieb.
Der Schmerz war kaum zu ertragen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendwer sich dem freiwillig aussetzte; er stieß immer härter zu, immer schneller, bis er plötzlich aufstöhnte und erstarrte. Während ich noch breitbeinig und benommen dalag und etwas Warmes, Klebriges aus mir sickern fühlte, gürtete er seinen Schlafrock wieder zusammen, ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
Ich setzte mich auf, zwang mich hinzusehen. Sein weißlicher Samen mischte sich mit meinem Blut. Ich fühlte mich besudelt, benutzt. Nie, nie wollte ich so etwas wieder erleben.
Doch als ich mich schwankend erhob und zur Waschschüssel schleppte, wusste ich schon, dass ich keine Wahl hatte. Sein Samen musste in mir bleiben; Lucrezia hatte es mir erklärt. Wenn nicht, würde ich nie ein Kind empfangen.
Trotz all meiner Mühen und Schmerzen war es mir nur gelungen, meine Jungfräulichkeit loszuwerden.
Mehr nicht.
8
Im Herbst zogen wir in die Burg von Saint Germain am Rande von Paris. Aus Backstein erbaut, mit dem Emblem des Königs – ein Salamander in Flammen – auf steingemeißelten Wappenschilden geschmückt, war sie kleiner und trutziger als Fontainebleau, und ich verstand, wieso sie weniger nach François’ Geschmack war als sein luftiges Château an der Loire. Ich freute mich darauf, die Stadt zu besuchen. Ich hatte viel von Paris und all seinem Luxus gehört, den Kaufleute aus der ganzen Welt herbeischafften. In der Hoffnung, ein Schwert aus Toledo zu finden, das ich François zu Weihnachten schenken könnte, schlug ich den Prinzessinnen einen Ausflug auf den Marktplatz vor.
Madeleine seufzte. »Papa hat uns verboten, das Schloss zu verlassen. Er sagt, Paris ist nicht sicher.«
»Pah!«, spottete Marguerite. »Papa ärgert sich bloß, dass er den ganzen Tag in der Ratsversammlung hocken muss, statt jagen zu gehen oder noch ein Schloss zu bauen. Ich finde, das ist eine großartige Idee. Wir können uns verkleiden und wieder zurück sein, ehe jemand etwas merkt.«
»Wieso nicht die Händler stattdessen ins Schloss kommen lassen?«, meinte Madeleine. »Sie werden uns ihre besten Waren bringen, und wir brauchen nicht wie die Mägde durch den Straßenkot zu stapfen.«
Marguerite verdrehte die Augen. »Weil sie ihre Preise dann verdreifachen, und außerdem wird jeder am Hof sofort wissen, dass Cathérine ein Schwert für Papa gekauft hat, noch ehe es bezahlt ist.«
Madeleine schien in sich zusammenzuschrumpfen. »Also, ich traue mich nicht. Was da alles passieren kann!«
»Dann bleib hier. Aber wehe, du verpetzt uns!«
Ich verabredete alles mit Marguerite, und an dem Tag, den wir für den Ausflug gewählt hatten, gingen wir wie üblich zum Unterricht. Danach, in der Stunde, die für Musik oder Brettspiele vorgesehen war, wollten wir uns heimlich fortstehlen. Ich konnte mich nicht konzentrieren, während der Lehrer vor sich hin dozierte und Marguerite mir mit unterdrücktem Kichern komplizenhafte Blicke zuwarf. Wir hatten Umhänge, Überschuhe und eine Börse voller Münzen hinter dem Vorhang auf der Fensterbank versteckt. Alles war für unser Abenteuer vorbereitet.
Die Tür sprang auf, und die Duchesse d’Etampes kam hereingefegt. Der Lehrer japste vor Schreck. Als die Prinzessinnen und ich uns verwundert erhoben, sagte sie: »Seine Majestät hat befohlen, dass sich alle in ihre Gemächer zurückziehen. Die Burg steht unter strengster Bewachung. Vorerst darf niemand herein oder hinaus.«
Obgleich ihre Stimme keine Unruhe verriet, hatte ich sie noch nie so blass gesehen. Wir rafften unsere Sachen zusammen und schickten uns zum Gehen an; mich hielt sie an der Tür zurück. »Ihr nicht, Cathérine«, sagte sie. »Der König möchte Euch jetzt gleich bei sich sehen.«
Madeleine und Marguerite warfen mir erschrockene Blicke zu; erst da bekam ich es mit der Angst zu tun. Was war geschehen, dass der König das Schloss abriegeln und nach mir rufen ließ?
Während Madame d’Etampes und ich zu den königlichen Gemächern gingen, trafen wir in den Korridoren auf wispernde Höflinge, die meinem Blick auswichen. Meine Angst nahm immer mehr zu.
»Madame«, stammelte ich, »habe ich etwas falsch gemacht?« Ich fragte mich, ob es etwas mit meiner Ehe zu tun hatte, ob François von Henris Ablehnung meiner Person zermürbt war und beschlossen
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