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Die florentinische Prinzessin

Die florentinische Prinzessin

Titel: Die florentinische Prinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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staunte.
    »Machiavellis Traktat gilt als eines der erhellendsten in Bezug auf die Frage, wie Männer an der Macht sich verhalten sollten.« Er reichte mir das Buch. »Versteht Ihr, was er meint?«
    Ich nickte. »Ich denke schon. Seine Majestät sagte neulich etwas Ähnliches: ›So geht es im Leben. Manchmal müssen wir zuerst zuschlagen, bevor es uns trifft.‹ Aber ich glaube, es ist besser, einen Kompromiss zu finden oder geliebt zu werden, wie Machiavelli sagen würde.«
    »Wohl wahr.« Sein Tonfall wurde düster. »Das ist weise. Ich wünschte, Seine Majestät dächte ebenso von denjenigen in seinem Reich, die seine Achtung am meisten verdient hätten.«
    Um uns her ging die Wildnis in gepflegte Wege und dekorative Rasenstücke über. »Ich fürchte, ich begreife nicht ganz, was Ihr meint«, sagte ich, unsicher, ob ich über den König so ohne weiteres mit ihm sprechen sollte.
    Er runzelte die Stirn. »Habt Ihr von den Protesten in Paris gehört?«
    »Nein. Der Hof ist noch nicht in Paris gewesen. Es heißt, der König mag dort nicht hin.«
    »Kein Wunder. Wisst Ihr, seine hugenottischen Untertanen fordern das Recht, vor seiner Ratsversammlung gehört zu werden, weil die Obrigkeit sie für das Importieren verbotener Bücher einkerkert.«
    »Hugenotten?« Ich hatte sie am Hof nur einmal nebenbei erwähnen hören.
    »Ja. Protestanten, Anhänger von Jean Calvin. Bisher hat Seine Majestät ihre Existenz einfach ignoriert. Aber ich fürchte, es ist bald an der Zeit, dass er sie zur Kenntnis nehmen muss.«
    Meine Finger schlossen sich fester um mein Buch. »Ihr sprecht von Ketzern.« Mir wurde unbehaglich zumute. Ich hatte nicht erwartet, dass unsere Unterhaltung solch eine Wendung nehmen würde. Das kontroverseste Thema, mit dem ich es bislang zu tun hatte, war die Verbindung meines Ehemanns zu seiner Mätresse, und es kam mir vor, als sei ich in parfümierter Ignoranz dahingeplätschert, ohne die dunkle Strömung unter meinen Füßen wahrzunehmen.
    »Nicht jeder in Frankreich hält sie für Ketzer«, sagte er mit einem unfrohen Lachen. »Wenn mein Onkel mich hören könnte, würde er mir ganz schön das Fell gerben.«
    »Seid Ihr selbst …?« Ich fragte mich, was ich tun würde, wenn er die Frage bejahte. Alles, was ich über sie gehört hatte, war, dass sie wildwütige Irre seien, die unsere Statuen bespuckten und unsere Kirchen entweihten und Rom nichts als Ärger einbrachten. Ich war mein ganzes Leben lang Katholikin gewesen, doch ich war mir nicht sicher, ob ich diese sogenannten Ketzer so sehr hassen sollte, wie man es mich gelehrt hatte. Ich hatte reichlich Gelegenheit gehabt zu erfahren, dass die Römische Kirche nicht frei von Sünde war.
    »Nein, ich nicht«, entgegnete er mit einer Verve, die noch kennzeichnender für ihn war als sein anziehendes Äußeres. »Doch wir sind alle nach Gottes Bild erschaffen und müssen unseren Weg zu ihm auf unsere eigene Weise finden dürfen.«
    »Die Kirche sagt aber, es gibt nur einen Weg zu Gott«, gab ich zurück. »Wollt Ihr Euch etwa mit Rom anlegen?«
    »Rom versteht die Welt nicht mehr; es klammert sich an überholte Bräuche.« Er sah mich forschend an. »Glaubt Ihr, diese Leute haben keine Seelen? Glaubt Ihr, wir haben das Recht, sie zu verfolgen, weil sie eine andere Art des Gottesdienstes gewählt haben?«
    Seine Worte rührten etwas in mir an. Tatsächlich hatte ich nie ernsthaft über diese Dinge nachgedacht. »Die Kirche sagt, Tiere haben keine Seele«, antwortete ich vorsichtig. »Und das Gleiche sagt sie von Ketzern.«
    »Dann habt Ihr noch nie einen Menschen brennen sehen. Sonst würdet Ihr nicht daran zweifeln, dass er eine Seele hat.« Er seufzte. »Ich hoffe, ich habe Euch nicht gekränkt. Ich dachte, da Ihr mich gefragt habt, sollte ich wohl die Wahrheit sagen.«
    »Nein, nein, ich bin Euch dankbar. Es war ein sehr erhellendes Gespräch.«
    Er lächelte. »Und hoffentlich eines von vielen, die noch folgen werden. Obwohl wir all dies besser für uns behalten sollten. Die meisten am Hofe würden es nicht verstehen.«
    »Natürlich.« Ich nahm wieder seinen Arm, froh, dass wir jetzt ein Geheimnis teilten. Wir gingen in den kultivierten Teil des Parks, wo die leuchtenden Farben und das Blitzen von Juwelen bei den Springbrunnen anzeigten, dass der Hof sich zum Abendspaziergang hinausbegeben hatte. Aus der Mitte der Hofdamen und Kavaliere erblickte mich Marguerite und kam eilig auf uns zu. »Cathérine, wo seid Ihr gewesen? Ich war schon in Sorge. Ihr

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