Die florentinische Prinzessin
erwiderte meinen Blick, die Augen groß und glutvoll in dem hageren Jungengesicht. Dann sagte ich zu Carlo: »Und du, mein Freund, wirst in der Marine unter dem Banner Seiner Majestät dienen. Ich selbst werde« – Carlo hatte meine Hand ergriffen und bedeckte sie mit Küssen – »morgen mit dem König sprechen und ihn bitten, dir einen Posten zu gewähren.«
Danach ging ich zu Bett, um Mittagsruhe zu halten. Doch hinter den Wänden und Türen schien Cosimo nach mir zu greifen. Es fühlte sich wild und gefährlich an und unendlich verlockend.
Ich besorgte Carlo den Posten in der Königlichen Marine und ließ Birago diskret ein Haus an der Seine für Cosimo erwerben, ein hübsches Haus mit einer eigenen Anlegestelle.
Ich war siebzehn Jahre alt und hatte meine erste Krise in Frankreich überstanden. Keiner außer Birago und Lucrezia wusste, dass ich mich davonstahl, um Cosimo zu besuchen. Ich legte die Parfüms und Salben auf, die meinen Mann anlocken sollten, und las Bücher über Kräuterkunde, um zu lernen, wie man Blütenblätter zu einer Paste zerrieb, die dann in Duftöl über einem Dreifuß gekocht wurde.
Marguerite erbot sich, mir zu assistieren. Wir verbrachten Stunden damit, klumpige Salben und stinkende Parfüms auszuprobieren, bei weit geöffneten Fenstern, um den Rauch vom Kohlebecken abziehen zu lassen; uns tränten die Augen, und unsere Gesichter glühten in der Hitze, während wir uns über den Topf beugten. Marguerite strich mir meine Mixturen auf, bis sie anfingen zu brennen, dann holte sie feuchte Tücher und versuchte, die ätzenden Substanzen wieder abzuwischen, bevor ich in Flammen aufging. Sie hatte keine Ahnung, dass mir jedes Mal, wenn wir wieder nicht das ersehnte Aphrodisiakum fanden, zum Heulen zumute war. Sie hielt mir die Hände, wenn meine Haut Blasen warf, und ich grummelte, dass ich den Rest der Woche wieder ein hochgeschlossenes Kleid würde tragen müssen. »Versuchen wir es noch mal, aber mit mehr Lavendel«, schlug sie dann vor, und wieder beugten wir uns über den dampfenden Topf.
Wie hätte ich wissen können, dass keine Rosentinktur der Welt die ersehnte Liebe würde herbeizaubern können?
Nach Wochen der sinnlosen Experimente saß ich in mürrischem Schweigen beim abendlichen Bankett, mit einem gerüschten Kragen über meinem neuesten Ausschlag. Der Hof trieb seinen gewohnten Schabernack, das trunkene Gelächter gellte mir in den Ohren; ich beneidete sie alle um ihren Frohsinn, ihre albernen Rivalitäten und Eitelkeiten, denn mir schien nichts als eine trostlose Zukunft beschieden. Ich wollte nur noch, dass das Fest zu Ende ging, damit ich mich in meine Gemächer zurückziehen und die Wände anschreien konnte.
Auf einmal wurde es still im Saal. Die Köpfe neigten sich zueinander, jemand ächzte hörbar auf. Ich erstarrte.
Henri erschien oben an der Treppe, in dramatisches Schwarz und Silber gewandet. Ich starrte auf die schmucken Strumpfbänder, die seine muskulösen Schenkel umschlossen; mein Blick glitt an den Pumphosen hinauf zu seiner Brust, wo er eine juwelenbesetzte Brosche in Halbmondform trug.
Der König und die Herzogin waren dabei, ihre Runde zu machen. François hielt inne, als er seinen Sohn bemerkte, und auf seinem Antlitz malte sich die Überraschung darüber, dass Henri ausnahmsweise einmal dem Anlass entsprechend gekleidet war. Mir klopfte das Herz; ich spürte das nahende Desaster wie eine dunkle Wand. Fahrig nach dem Becher tastend, stieß ich ihn um. Ich sprang auf und raffte meine Röcke, wich der tropfenden Bescherung aus.
In dem Moment trat eine Frau aus dem Schatten hinter Henri hervor. Zusammen stiegen sie die Treppe in den Saal hinab, ohne sich zu berühren, doch in unverkennbarem Einklang.
Sie glitt dahin, als ob ihre Füße den Boden nicht berührten. Ihr aschblondes Haar war von der schmalen Stirn zurückfrisiert, die schlanke Gestalt zur Geltung gebracht durch ihre schwarz-weiße Robe, die perfekt mit Henris Aufmachung harmonierte. Sie trug keine Juwelen, außer der gleichen Halbmondbrosche auf der Brust, welche die Blicke aller Höflinge wie ein Magnet anzog, als sie an die Seite meines Ehegemahls trat.
Ich starrte sie entsetzt an. Sie war wie eine Marmorstatue, die zum Leben erwacht war, eine reife Frau auf der Höhe ihrer Macht, ihrer Wirkung auf andere nur zu gewiss. Ich hatte mir eine rundliche, anschmiegsame Gouvernante vorgestellt; eine Person mit angemalten Lippen und gefärbtem Haar. Und als ob sie meine Gedanken hätte
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