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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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erringen können, als sie eintraf, und nun lag sie gut fünfzehnhundert Schritt weit vom Ufer entfernt im Hafen vor Anker. Das war nahe genug, um sogar die leichte Artillerie zu sehen und zu hören, die dort mitten in der Nacht zum Einsatz gebracht wurden.
    »Diese Mistkerle!«, bellte Fyshyr einen Augenblick später. »Die wollen allen Ernstes unsere Schiffe beschlagnahmen!«
    »Da haben Sie recht, Sir. Und schauen Sie!«
    Fyshyr folgte Edwyrds ausgestrecktem Zeigefinger und fletschte die Zähne, als er sah, wie zwei Barkassen auf die Kraken zuhielten. Die Ruderer waren vom plötzlichen Tumult am Kai sichtlich überrascht. Noch während Fyshyr zu ihnen hinüberblickte, verdoppelten sie ihre Schlagzahl − doch ganz offensichtlich hatten sie nicht damit gerechnet, dass so bald Alarm geschlagen würde, und so waren sie immer noch mindestens zehn Minuten von der Kraken entfernt.
    Und zehn Minuten werden mehr als genug sein, dachte er gehässig.
    »Alle Mann!«, bellte er. »Alle Mann, Enterer abwehren!«

.XIV.
    Im Hafen von Ferayd und in der Haupt-Fahrrinne, Ferayd-Sund, Königreich Delferahk
    Sir Vyk Lakyr stieß ein äußerst unflätiges Schimpfwort aus, als eine weitere Breitseite die Nacht in gleißendes Licht tauchte. Wenigstens erwiderten die Geschützbatterien des Hafens allmählich das Feuer, doch unter den gegebenen Umständen war das ein bemerkenswert schwacher Trost.
    Er stand in einem offenen Frachttor im ersten Obergeschoss eines der Lagerhäuser am Pier, unter dem dünnen, weit ausgestreckten Arm des Krans, mit dem sonst Kisten und Fässer hineingewuchtet wurden. Er hatte diesen erhöhten Punkt zu einem improvisierten Kommandostand erhoben, als der Tumult, die Rufe, Schüsse und Schreie ihm schmerzhaft klargemacht hatten, dass sein Befehl, Gewalt und Blutvergießen auf ein Minimum zu beschränken, nichts genutzt hatte. Er hatte keine Ahnung, was nun der eigentliche Auslöser für diese Gewalttaten gewesen war, doch selbst schon die bruchstückhaften Berichte, die ihn bereits erreicht hatten, zeigten überdeutlich, dass etwas, das eine unauffällige, geordnete Beschlagnahmungsaktion hätte werden sollen, sich zu etwas ausgewachsen hatte, was ganz nach einem echten Massaker aussah.
    Nicht, dass das alles nur einseitig ist, dachte er grimmig. Keines der charisianischen Handelsschiffe hatte eine hinreichend starke Besatzung an Bord, um seine Soldaten und die zwangsweise in Dienst gestellten Seeleute länger als nur für eine kurze Zeitspanne abzuwehren, doch zumindest einige von ihnen hatten ganz offenkundig bereits vorher Verdacht geschöpft, dass irgendetwas nicht stimmte. Viele hatten die Waffen schon griffbereit gehalten, und es war ihnen gelungen, sich beherzt zu wehren − beherzt genug, um seinen eigenen Männern Verluste in hinreichender Zahl beizubringen, dass die Soldaten vor Wut fast außer Kontrolle gerieten. Und die noch wütenderen, geweihten Stimmen der Inquisitoren, die sich den Enterkommandos angeschlossen hatten, ohne dass Pater Styvyn Sir Vyk über deren Absichten in Kenntnis setzen konnte, hatten dafür gesorgt, sodass völlig natürlicher Zorn und Furcht sich in bedingungslose Blutgier verwandelten.
    Noch während er zuschaute, geriet eine weitere der charisianischen Galeonen in Brand; gemeinsam mit ihren beiden bereits lodernden Schwesterschiffen erhellten sie den ganzen Hafen. Wenigstens sah es nicht so aus, als würden diese Flammen auf die Lagerhäuser übergreifen, doch sie tauchten die Szenerie in den Lichtschein der Hölle selbst, und Lakyr konnte zumindest eine Galeone erkennen, deren Mannschaft bislang jeden Enterversuch abgewehrt hatte. Es sah ganz so aus, als sei es den Besatzungen von zwei oder drei weiteren charisianischen Schiffen gelungen, an Bord jener Galeone zu gelangen − vermutlich waren sie hinübergeschwommen, nachdem man ihre eigenen Schiffe gekapert hatte −, und dann sah Lakyr, wie hinter dem hohen Schanzkleid des Schiffes eine weitere ›Wolf‹ abgefeuert wurde. Selbst Luntenschlossmusketen kamen dort zum Einsatz, und irgendjemand warf zusätzlich auch noch gezündete Handgranaten auf das Pier.
    Das, dessen war er sich voller Grimm sicher, würde die Angreifer nur noch wilder machen, wenn sie schließlich die Verteidiger überwältigt hatten. Auch wenn es recht unwahrscheinlich war, dass irgendetwas sie weniger wild hätte machen können, nach allem, was bereits geschehen war.
    Und dass ich derjenige bin, der hier formal für diese Scheißsituation das

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