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Die Flotte von Charis - 4

Die Flotte von Charis - 4

Titel: Die Flotte von Charis - 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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versuchten die anderen charisianischen Schiffe, die dem Hafen noch näher waren, diesem Chaos zu entkommen.
    Es sah nicht danach aus, als würden es allzu viele schaffen.
    Eine dritte Galeone geriet in Flammen, und Fyshyrs Zähne schmerzen schon, so fest hatte er sie zusammengebissen. Er hatte keine Ahnung, wer die Schiffe in Brand gesteckt hatte, doch im Gegensatz zu den Matrosen aus fast allen anderen Ländern, die dazu neigten, in tieferen Gewässern fast augenblicklich unterzugehen wie Steine, sobald sie über Bord gegangen waren, fühlten sich charisianische Matrosen im Allgemeinen beim Schwimmen fast wie in ihrem Element. Mindestens ein Dutzend Männer hatte die Kraken bereits aus dem Hafenbecken holen können, und die kraftlos hervorgestoßenen, fragmentarischen Berichte dieser Männer − und auch die Leichen, die Fyshyr selbst im flammenerhellten Hafen hatte treiben sehen − verrieten ihm mit entsetzlicher Deutlichkeit, was an Bord der belagerten Handelsschiffe vor sich ging. Und selbst wenn es anders gewesen wäre, war er doch einer der Galeonen selbst nahe genug gekommen, um sich ein eigenes Bild machen zu können. Als Silhouette zeichnete sie sich vor den Flammen im Hintergrund ab, und Fyshyr sah, wie die delferahkanischen Enterer verzweifelte Charisianer zur Reling zerrten, so sehr die Matrosen sich auch wehren mochten. Klingen blitzten im rauchumtosten Gleißen der Flammen auf, dann leisteten die Charisianer plötzlich keinerlei Gegenwehr mehr. Und die nun völlig reglosen Gestalten hatten die Delferahkaner über Bord geworfen wie Abfall.
    »Das war’s, Sir!« Kevyn Edwyrds musste seinem Captain fast ins Ohr brüllen. Fyshyr blickte ihn an, und der Erste Offizier der Kraken verzog gequält das Gesicht. »Da kommt niemand mehr raus, Sir!«, erklärte Edwyrds und deutete mit ausgestrecktem Arm auf das Chaos, das Blutvergießen und die tosenden Flammen am Pier. »Wir sollten los!«
    Fyshyr wollte ihm widersprechen, wollte irgendetwas gegen Edwyrds Einschätzung der Lage vorbringen, doch es fiel ihm nichts ein. Zu viele delferahkanische Truppen eilten bereits über die Decks der Galeonen, die am Kai festgemacht waren. Und die meisten charisianischen Handelsschiffe, die im Hafen vor Anker lagen, waren ebenfalls in den Händen der Entermannschaften, die sich ihnen in ihren Booten genähert hatten. Die Kraken und die acht Schiffe, die ihr im Augenblick folgten, waren die einzigen, denen die Flucht gelungen war − zumindest soweit Fyshyr das sehen konnte. Und die anderen würden es niemals zum offenen Meer schaffen, wenn die Kraken ihnen nicht kontinuierlich Schutz bot.
    »Sie haben recht«, gab er zu. »Legen Sie einen Kurs zur ›Spinnenkrebs-Untiefe‹ fest; wir nehmen den Haupt-Kanal.« Langsam und stetig ging Captain Mahkneel vor der Reling des Achterkastells auf und ab, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und fragte sich währenddessen, wie wohl alles in Ferayd liefe. Wenn alles dem Zeitplan − und dem Einsatzplan − gemäß verlaufen war, dann sollte schon vor Stunden jedes charisianische Schiff übernommen worden sein. Natürlich verlief nur selten etwas nach dem Zeit- und Einsatzplan, nicht wahr?
    Der Gedanke brachte ihn dazu, das Gesicht zu verziehen, dann blickte er zum stetig heller werdenden Himmel im Osten auf. Es war nur ein undeutliches, einförmiges Grau, denn die Wolken, die er in der Nacht am Himmel hatte sehen können, waren tatsächlich immer weiter dichter geworden und hatten sich ausgebreitet, bis nur noch ein schmales Band klaren Sternenhimmels über dem Horizont im Süden erkennbar geblieben war. Auch der Wind hatte aufgefrischt und erzeugte nun weiße Schaumkronen über dem Wasser, so kräftig wehte er über den Ferayd-Sund hinweg; dabei drehte er ein wenig weiter nach Norden. Die Arrowhead rollte deutlich stärker, als noch wenige Stunden zuvor. Während sie sich dem Wind entgegenstellte, tanzte sie heftig auf den Wellen, und die ersten Regentropfen hatten das Oberdeck der Galeere bereits vor fast zwei Stunden benässt. Wenigstens regnete es im Augenblick nicht mehr, doch die Sichtverhältnisse waren alles andere als gut − selbst nachdem die Sonne nun aufgegangen war −, und Mahkneel stieß einen unzufriedenen Grunzlaut aus, als er sich das eingestehen musste.
    Wenn irgendeiner dieser Mistkerle tatsächlich entkommen konnte, dann werden wir ihn wahrscheinlich irgendwann in den nächsten Stunden zu Gesicht bekommen, dachte er. Auch wenn ich keinen Schimmer habe, was

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