Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)
Maja. «
» Hüte dich vor ihm, Marie. Wir alle müssen uns vor ihm hüten. «
Marie richtete sich nun wieder auf, blickte kurz über die Schulter zurück und sagte dann unverwandt: » Sein Name ist Vitus Fips, ich bin bei ihm groß geworden. Er ist ein böser Mensch, und er sucht nach mir. Ein Kreuz jedoch trägt er nicht, er hat nur wenig mit Gott zu tun. «
» Das glaubst du nur « , antwortete Maja, und ihre Worte klangen dabei mysteriös. Dann jedoch wurde sie mit einem Mal heiter und sagte ganz lapidar: » Somit wäre also sein Name genannt. Dann müssen wir halt dafür sorgen, dass er dich nicht findet. Aber nun wollen wir schauen, ob wir hier an diesem Ort etwas auftreiben, was uns vor Meister Fips und dem Bösen, was er mit sich bringt, bewahren kann. Komm, meine Schöne. «
Und damit hakte Maja Marie unter und führte sie weiter durch die so geheimnisvolle wie wunderbare Gasse voll fremder Düfte und exotischer Auslagen.
X III
I hr seht entsetzlich aus, Bruder Konrad. Ich hatte Euch seit unserem letzten Zusammentreffen in Königsberg kräftiger in Erinnerung. «
Der Deutschmeister Wolfram von Nellenburg musterte den Gesandten des Hochmeisters eindringlich und forderte ihn dann mit einer einladenden Geste auf, mit ihm zusammen durch die Arkadengänge der Mergentheimer Burg zu gehen, um während dieses Spaziergangs das unangenehme, aber notwendige Gespräch zu führen, zu welchem beide Seiten nur wenig Lust verspürten.
» Eine kurze Krankheit, die mich auf der Rückreise aus Sizilien befallen hat. In wenigen Wochen werde ich wieder der Alte sein. «
Konrad überlegte, wie er am geschicktesten die Rede auf das bringen konnte, was diesem so beeindruckenden Mann, dem Verwalter der Ordensgüter im deutschen Reichsgebiet, mitzuteilen vonseiten des im Pruzzenland ansässigen Hochmeisters und Ordenskapitels aufgetragen worden war. Das Mutterhaus in der Marienburg und mit diesem der Hochmeister und seine engsten Vertrauten machten sich Sorgen um die wirtschaftliche Lage der Ordensballeien im Reich. Anders als die blühende, geschlossene Herrschaft im Osten, in den ehemals heidnisch-slawischen Gebieten an der Ostsee, gerieten die Besitzungen des Ordens in den deutschen Ländern zusehends in Schwierigkeiten. Zinszahlungen an die Kammer des Hochmeisters blieben aus, stattdessen gingen nur mehr Nachrichten über Verschuldungen der über die deutschen Länder verstreut liegenden Güter ein. Die Zeiten, in denen ganze Kreuzzüge durch Schenkungen und Pfründe aus dem Reichsgebiet bezahlt wurden, waren längst vorüber. Ja, es war sogar so weit gekommen, dass der Deutschmeister bei den Marienburgern Anleihen erbitten musste, anstatt diese in ihrem noch immer aktuellen Vorhaben der Heidenmission in Richtung Litauen finanzkräftig zu unterstützen.
Und diesen Deutschmeister Wolfram von Nellenburg, angesehen, einflussreich, klug, aber wirtschaftlich erfolglos, galt es nun zu visitieren, also Erkundigungen über die Lage der von ihm betreuten Güter einzuholen. Doch Konrad fürchtete, dieser Aufgabe im Moment nicht gewachsen zu sein. Noch immer war sein Kopf bleiern, alle Glieder schmerzten, und ständig wurde er von einem Schwindel gepackt, der ihn dazu zwang, sich zu setzen und eine Rast einzulegen. Es wurmte ihn, den sonst so Unerschütterlichen, sich einer solchen körperlichen und damit einhergehenden geistigen Schwäche bewusst zu sein.
» Auf Sizilien wart Ihr? Stehen dort die Dinge ebenso schlecht wie hier? « , fragte der Deutschmeister nun und lenkte somit das Gespräch von sich aus in die von Konrad gewünschte Bahn.
» Schlechter « , antwortete Konrad knapp und überlegte dann, wie viel er von dem, was er auf seiner Italienreise in Erfahrung gebracht und gesehen hatte, nun erzählen sollte. » Gleich zu Beginn unserer Ankunft auf der Insel. Nun mussten wir erkennen, dass mehrere unserer dortigen Niederlassungen bereits eingegangen oder im Eingehen begriffen sind. Es mangelt an guten Leuten. Die Moral unter den nur wenigen dort verbliebenen deutschen Rittern ist gesunken, die Statuten werden kaum mehr beachtet. Die Langeweile regiert, und die Unlust wird angestachelt durch die fehlende Kontrolle durch das weit entfernte Haupthaus. Doch das alles ist jetzt nicht mehr von Belang, denn… «
» Nun, Bruder Konrad « , unterbrach ihn sein Gesprächspartner. » Wundert Euch das? Die Zeiten der Züge ins Heilige Land sind vorüber. Unser Orden hat am Mittelmeer nur mehr wenig zu tun. Was anders als
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