Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
Vom Netzwerk:
zu können? «
    » Ich wusste ja nicht… «
    » Halts Maul, du Tölpel. «
    Mit einer einzigen Bewegung seines sehnigen Unterarms wischte Vitus Fips den ganzen Sack samt seines schweren, geschichtsträchtigen Inhalts vom Tisch. Plump fielen die Münzen, welche tatsächlich aus einer zur Zeit des Kaisers Commodus unweit von Goslar stattgefundenen Schlacht zwischen Römern und Germanen stammten, unter den Tisch und blieben dort in dem von Unrat durchtränkten, stinkenden Stroh liegen.
    » Du kennst unsere Vereinbarung, Regino. Und davon rücke ich nicht einen Deut ab. Hast du verstanden? Glaube nicht, mich hinters Licht führen zu können « , zischte Fips nun, Regino an seinem nicht teuren, aber dafür sorgfältig gearbeiteten und gepflegten Wams packend. » Ohne mich bist du ein Nichts. Ohne mich kommst du keine hundert Schritte weit. Das weißt du doch, oder etwa nicht? «
    Regino nickte hastig, die Luft blieb ihm langsam weg, sein Kopf wurde bereits ganz rot, dennoch versuchte er weiterhin freundlich zu blicken. Dann endlich ließ Fips von dem Keuchenden ab. » Glaub mir, du schräger Vogel, wenn du meinst, mich für dumm verkaufen zu können, dann hat dein letztes Stündlein geschlagen. Eigenhändig werde ich dich an deinen bunten Bändern an den nächsten Baum knüpfen, und der Wind kann deine tausend Glöckchen erklingen lassen, während die Krähen dir die Augen aushacken. «
    » Ich weiß doch. Ich weiß « , stammelte Regino, sich die schmerzende Kehle haltend. » Sag mir nur eines, guter Fips: Wohin als Nächstes? «
    » Quid pro quo. «
    » Was? «
    » Gibst du mir, geb ich dir. «
    » Wo soll ich dir geben, guter Fips? «
    » In Quedlinburg. «
    » In Quedlinburg. Das lässt sich doch einrichten « , lachte nun Regino.
    » Das hoffe ich für dich! «
    » Du hast gehört, womit sich Geld verdienen lässt « , zischte Fips, beugte sich zu Regino vor und packte ihn an beiden Ohren.
    » Mit Jungfrauen oder dem Heiligen Gral, beides gleich schwer zu beschaffen « , grinste Regino verzweifelt und unter Schmerzen.
    » So ist es « , flüsterte Fips und ließ von ihm ab. Dann stand er auf und verließ die Spelunke.
    » Huhh « , machte Regino und rieb sich die roten, pochenden Ohren. Der Versuch, eine unangenehme Sache unmittelbar aus dem Wege zu räumen, war also gescheitert. Majas Rat hatte nichts genutzt.
    Wie viel besser blieb es doch, sich auf das Altbewährte zu verlassen und darauf zu setzen, dass sich alles von allein zum Besten wandte. Bis Quedlinburg, so hoffte Regino, war es noch weit, bis dahin konnte noch viel Gutes geschehen.
    Ungeachtet der erlittenen Niederlage klaubte er einige der alten Römermünzen zusammen und verließ daraufhin hoffnungsvoll die Spelunke, nicht ohne der soeben vom Hinterhof mit noch immer geöffnetem Mieder zurückkehrenden einarmigen Wirtin einen höflichen Abschiedsgruß zuzurufen.

XII
    S chwach war Konrad, aber er lebte.
    Diese Geißel der Menschheit hatte nur kurz bei ihm verweilt und war dann an ihm vorübergegangen, sie hatte ihn verschont. Jeder andere hätte in diesem Fall den Herrgott auf Knien gepriesen und ihm für die erwiesene Gnade ewigen Dank gezollt. Nicht so Konrad von Tiefenbrunn.
    Gleich an dem Tage, an dem er aus seinem Delirium erwachte, verließ er ermattet seine Bettstatt und forderte den darüber nicht besonders erfreuten Crispin auf, ihren Weg fortzusetzen und ihren Auftrag zu erfüllen.
    » Du solltest noch wenigstens drei Tage rasten « , erwiderte Crispin, während Konrad, kreidebleich und mit schwarzen Ringen unter den Augen, damit beschäftigt war, sein Rüstzeug anzulegen.
    » Mir geht es gut « , brummte dieser nur und ärgerte sich darüber, dass er mit seinen zittrigen Händen nicht in der Lage war, die Lederriemen seines leichten Brustpanzers zu schnüren.
    » Darf ich dir helfen, mein Freund? « , Crispin war bereits zur Stelle und nahm Konrad kopfschüttelnd die Arbeit ab.
    » Wir müssen nach Mergentheim, solange sich Wolfram von Nellenburg dort aufhält. Du weißt, Crispin, dass dies die wichtigste Station unserer Visitation ist. Und wir sind ohnehin schon spät. «
    » Konrad, unser Auftrag ist der von Visitatoren, nicht der von Inquisitoren. Wenn wir in unserem Zustand zur Burg des Deutschmeisters ziehen, dann käme dies einer Verurteilung gleich. Ganz egal, was es an der Wirtschaftsweise der Balleien im Reich zu beanstanden gibt, wir sollen uns darüber lediglich ein Bild machen und sie nicht für ihr mögliches Unvermögen

Weitere Kostenlose Bücher