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Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Flucht der Gauklerin: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simone Neumann
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Mauern der Stadt einen Burschen mit zerschlagenen Knochen. Ich erkannte ihn als den Sohn eines hiesigen Bäckermeisters und brachte ihn zu seinem Vater. Dort starb er. Nun kam der Alte zu mir und schimpfte mich einen Mörder. Dabei habe ich nur Hand an den Jungen gelegt, um ihn zu retten. Was soll ich tun? «
    » So höre, was das Weistum rät: Stürzt ein Mann, oder wird er verwundet oder geschlagen so sehr, dass er ins Dorf nicht mehr kommen kann: Wer den hineinträgt, und stirbt er dann, der soll bleiben ohne Schaden. Die Erben sollen ihm sogar seine Mühen vergüten, wenn das Gut, das jener bei sich hatte, als er starb, weniger wert ist als die Aufwendungen, die er für ihn gehabt hat. «
    » Dann muss der Alte mir sogar Geld für meine Hilfe zahlen? «
    » So sagt es das Weistum. Jetzt entlohne mich, geh dann und gräme dich nicht weiter, Junge. Du bist ein guter Mensch. Wer nun, meine Lieben, wer nun? «
    » Regino, es geht um einen Zaun. Mein Nachbar beklagt, dieser sei so krumm, dass er sich bei Wind auf seinen Grund neige und ihm seinen Kohl erdrücke. «
    » Das ist eine wahrlich schwerwiegende Sorge, lieber Mann. So lausche aufmerksam, was ich dir rate: Der Zaun soll so fest und stark errichtet sein, dass, wenn der Amtmann darauf steht und dreimal kräftig wippt, ihn der Zaun allein hält, so stark soll er sein. Bitte einen Obolus in meine leere Hand, und der Nächste, bitte. Was kann ich für dich tun, greiser Kapuzenträger? «
    » Kluger Regino, einem Betrüger bin ich aufgesessen, einem üblen Schelm. Meine Hilfe in der Not nahm er dankend an, ohne mich jedoch zu entlohnen, und dann, das ist das Ärgste an der Sache, ist er auch noch mit meinem Mädchen auf und davon. Für besonders gewitzt hält er sich und glaubt, ich würde seine bösen Streiche nicht bemerken. Ein Freund zu sein, gaukelt er mir vor, und immer wenn ich ihn ausfindig mache, um mein Recht einzufordern, ist er um eine dumme Ausrede nicht verlegen. Was soll ich nur mit diesem üblen Burschen anstellen? Ich überlege gar, ob ich dem Lump des Nachts heimlich auflauern soll und ihm die Gurgel durchtrenne. Verdient hätte er es allemal. «
    » Oh. Welche Überraschung. Beinahe hätte ich dich nicht erkannt, mein guter Fips. Lass uns leise sprechen, die Leut müssen doch von unserem Händel nichts erfahren. Alles Geld, was ich an diesem Tage einnehme, es soll dir gehören. Und es wird eine Menge sein, schau nur an, sie bedrängen mich, als handele es sich bei mir um eine wandelnde Reliquie. Also, sei unbesorgt, lieber Fips. Du bekommst deinen Lohn. «
    » Das will ich hoffen. «
    » Ach, Fips, bevor du gehst: Wohin sollen wir weiterziehen? «
    » Ha. Du bist und bleibst ein schwätzender Trottel, Regino. «
    » Ja, ich gebe zu, ich brauche dich. «
    » Wir treffen uns in Aschersleben wieder. Gib so lange gut auf sie acht, lass die Finger von ihr und sieh zu, dass auch andere sie nicht anrühren. Und sage ihr nicht, dass du mich kennst. Wir wollen nicht, dass mein Vögelchen wieder scheu wird und das Weite sucht. «
    » Nun, dann weißt du also, dass sie bei uns ist. Zu meiner Verteidigung: Ich habe sie gar nicht als dein Mädchen erkannt. Ich dachte, sie sei… «
    » Lüg nicht. «
    » Psst, leise, Fips. Die Leute. Sie sollen doch nicht wissen, dass wir vertraut miteinander sind. Du kannst unbesorgt sein, auf mich ist Verlass. Wie meinen Augapfel werde ich deine Marie hüten und sie an dem Tage an dich übergeben, an dem es dir recht sein soll. Ich spreche jetzt wieder lauter, um keinen Verdacht bei meinem erwartungsfrohen Publikum zu erregen: Hmmhhhh. So, guter alter Mann, nun quält dich ein Kummer weniger. Zwei Pfennige kostet dich diese Erkenntnis, keinen Heller mehr und keinen weniger. «
    » Leutbescheißer. «
    » Hab Dank und auf Wiedersehen! Wer nun, liebe Leut, wer nun? Ah, die schöne Maid dort in der zweiten Reihe, ich kann mir denken, welch Problem Euch plagt. Die Qual der Wahl unter Dutzenden von Verehrern wird es sein, habe ich recht? Kommt nur her. Gerne auch etwas näher… «
    Der Esel hatte schwer zu tragen, als sie am folgenden Morgen die Stadt Quedlinburg verließen. Zwei pralle Säcke hingen an beiden Seiten des kleinen Tieres herunter, welches sich dennoch tapfer von Marie aus dem Tor herausführen ließ.
    Ja, Marie passierte das Tor alleine, eine halbe Stunde, bevor die anderen ihr folgen sollten. Ein ansehnliches Weib wie sie, so hatte Regino gemeint, wäre mit Sicherheit in der Lage, die Torwächter dahingehend zu

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