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Die Flucht

Titel: Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Ness
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auch, wie die Wut in ihnen hochkocht, die Wut darüber, eine solche Entscheidung treffen zu müssen, die Wut darüber, nicht zu wissen, wie man die Stadt und seine Familie am besten beschützen soll. Und ich sehe, wie sich ihre Wut auf ein einziges Ziel richtet: nicht auf die Armee, nicht auf ihre eigene Verbohrtheit, die sie trotz Violas zahlreicher Warnungen unvorbereitet bleiben ließ, nicht auf den Zustand, in dem sich die Welt befindet.
    Ihre ganze Wut richtet sich gegen Ben.
    Die ganze Wut, die sie auf Prentisstown haben, richten sie auf einen einzigen Mann.
    Doktor Snow kniet sich neben Jacob, damit er eben so groß ist wie er. »Hallo, mein Freund«, sagt er zu seinem Sohn. »Wie wär’s, wenn du schon mal ins Haus gehst?«
    Daddy Daddy Daddy höre ich in Jacobs Lärm. »Warum, Daddy?«, fragt er und starrt mich dabei an.
    »Na ja, ich wette, die Ziege fühlt sich langsam einsam«, sagt Doktor Snow. »Und wer möchte schon eine Ziege haben, die sich langweilt, hm?«
    Jacob schaut seinen Vater an, dann wieder mich, dann schaut er die Männer an, die um uns herumstehen. »Warum seid ihr so zornig?«, fragt er.
    »Ach«, sagt Doktor Snow, »wir versuchen gerade, uns über einige Dinge klar zu werden, mehr nicht. Das wird sich allessehr bald lösen. Aber jetzt musst du nach Hause laufen und dich um die Ziege kümmern.«
    Jacob denkt einen Moment darüber nach, dann sagt er: »Einverstanden, Daddy.«
    Doktor Snow drückt ihm einen Kuss auf den Scheitel und zerzaust sein Haar. Jacob rennt über die Brücke zurück zum Haus. Als der Arzt sich umdreht, folgen ihm sämtliche Gewehre und zeigen auf uns.
    »Du siehst selbst, es steht nicht zum Besten, Todd«, sagt er und in seiner Stimme schwingt aufrichtige Trauer mit.
    »Er weiß nichts«, sagt Ben.
    »Halt die Klappe, du Mörder«, blafft der Bärtige und fuchtelt mit seinem Gewehr herum.
    Mörder?
    »Sag mir die Wahrheit«, wendet sich Doktor Snow an mich. »Seid ihr aus Prentisstown ?«
    »Er hat mich vor den Leuten aus Prentisstown gerettet«, mischt Viola sich ein. »Wenn er nicht gewesen wäre ...« »Halt den Mund, Mädchen«, sagt der Bärtige.
    »Jetzt ist nicht die Zeit, dass Frauen sprechen, Vi«, sagt auch Doktor Snow.
    »Aber ...«, sagt Viola und läuft rot an.
    »Bitte«, sagt der Arzt zu ihr, dann wendet er sich wieder an Ben. »Was hast du eurer Armee erzählt? Wie viele Leute wir hier haben? Welche Verteidigungsmaßnahmen wir treffen?«
    »Ich bin vor der Armee geflohen«, beteuert Ben mit erhobenen Händen. »Schaut mich doch an. Sehe ich etwa aus wie ein Soldat? Ich habe ihnen gar nichts erzählt. Ich war auf der Flucht, ich habe meinen ...« Er zögert und ich weiß auch, warum. »Ich habe meinen Sohn gesucht«, sagt er schließlich.
    »Und das hast du getan, obwohl du das Gesetz kennst?«, fragt Doktor Snow.
    »Ich kenne es«, bestätigt Ben. »Wie sollte ich nicht?« »Welches verdammte Gesetz?«, schreie ich hinaus. »Wovon, zum Teufel, sprecht ihr alle?«
    »Todd ist unschuldig«, beteuert Ben. »Hört in seinen Lärm hinein, so lange ihr wollt, ihr werdet sehen, dass ich nicht lüge.«
    »Man darf ihnen nicht trauen«, sagt der Bärtige und behält sein Gewehr im Anschlag. »Ihr wisst, dass man ihnen nicht trauen darf.«
    »Wir wissen gar nichts«, widerspricht ihm Doktor Snow. »Schon seit mehr als zehn Jahren nicht.«
    »Wir wissen, dass sie sich zu einer Armee zusammengerottet haben«, beharrt der mit dem Muttermal.
    »Ja, aber ich sehe nicht, welchen Verbrechens sich dieser Junge schuldig gemacht haben soll«, sagt Doktor Snow. »Ihr etwa?«
    In dutzendfacher Verstärkung prasselt ihr Lärm auf mich ein wie Stockhiebe.
    Dann wendet der Arzt sich Viola zu. »Und alles, was sich dieses Mädchen zuschulden kommen ließ, ist eine Lüge, mit der sie das Leben ihres Freundes retten wollte.«
    Viola schaut weg, ihr Gesicht ist noch immer rot vor Zorn.
    »Außerdem haben wir viel größere Probleme«, fährt Doktor Snow fort. »Eine Armee rückt gegen uns vor, und wir haben keine Ahnung, ob sie etwas über unsere Verteidigungsmöglichkeiten wissen.«
    »Wir sind keine Spione!«, schreie ich.
    »Nehmt den Jungen und das Mädchen mit in die Stadtzurück«, sagt Doktor Snow ruhig. »Das Mädchen kann bei den Frauen bleiben, und der Junge ist kräftig genug, dass er mit uns kämpfen kann.«
    »So wartet doch!«, schreie ich noch lauter.
    Doktor Snow beachtet mich nicht und sagt stattdessen zu Ben: »Ich bin überzeugt davon, dass du nichts weiter

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